Für den "Wahnsinn" haben 24.081 angemeldete Teilnehmer in acht Wettbewerben gesorgt; am Ende kamen 19.742 Läufer im Ziel an. Das bedeutet einen Rekord bei den so genannten Finisherzahlen (bisher 19.435). Der StZ-Lauf gehört damit wieder zu den größten Laufveranstaltungen in Deutschland
Stuttgarter Zeitung Lauf: Rekordlauf am Neckar – Beim 14. StZ-Lauf kommen 19 742 Teilnehmer gesund ins Ziel – Martin und Stephanie Beckmann wiederholen ihren Vorjahressieg – Stefanie Keppler in der Stuttgarter Zeitung
Stuttgart – Die Zeit ist am Ende zweitrangig. Kurz vor Ziel im Daimlerstadion bleibt Martin Beckmann stehen, verneigt sich vor dem Publikum und zeigt seinen Respekt vor den begeisterten Zuschauern beim 14. Stuttgarter-Zeitung-Lauf. Der bald 30-jährige Lokalmatador aus Leinfelden-Echterdingen gewinnt zum fünften Mal den LBS Halbmarathon in Stuttgart – zum vierten Mal in Folge. Nach 1:10,11 Stunden ist er im Ziel und muss nur wenige Minuten warten, bis seine Ehefrau Stephanie neben ihm steht.
Die 27-Jährige siegt bei den Frauen in 1:17,52 Stunden. Das Paar wiederholt den Doppelerfolg aus dem Vorjahr – und ist damit vermutlich das schnellste Ehepaar Deutschlands. „Stuttgart ist Wahnsinn“, sagt Stephanie Beckmann, „es ist toll hier zu laufen und auch noch zu gewinnen.“
Für den „Wahnsinn“ haben 24.081 angemeldete Teilnehmer in acht Wettbewerben gesorgt; am Ende kamen 19.742 Läufer im Ziel an. Das bedeutet einen Rekord bei den so genannten Finisherzahlen (bisher 19.435). Der StZ-Lauf gehört damit wieder zu den größten Laufveranstaltungen in Deutschland, und der Halbmarathon mit seinen knapp 9600 Finishern behauptet sich wohl national als zweitgrößter 21-Kilometer-Lauf. Auch der Kids Day am Samstag ist rekordverdächtig gewesen. Im AOK Minimarathon und den anderen Kinderwettbewerben kamen 4700 Nachwuchssportler ins Ziel.
Für den Stuttgarter „Wahnsinn“ haben aber nicht nur die Sportler, sondern vor allem das Publikum entlang der Strecke gesorgt. Ob in Untertürkheim, Cannstatt oder Hofen – die Anwohner und Zuschauer haben nach Angaben vieler Teilnehmer die Stimmung und das Engagement der Vorjahre meilenweit übertroffen. Und das obwohl die Läufe gestern wegen eines Lkw, der die Strecke blockierte, mit 30-minütiger Verspätung gestartet wurden. Laut Projektleiter Gerhard Müller vom Württembergischen Leichtathletik-Verband (WLV) der einzig ärgerliche Vorfall. Der Atmosphäre tat dies keinen Abbruch. Im Gegenteil, es schien gerade so, als ob das Publikum sich von der traditionsreichen Strecke entlang des Neckars verabschieden wollte.
Selbst der fünfmalige Sieger Beckmann, für den der Halbmarathon „nur“ eine bessere Trainingseinheit auf dem Weg zur WM in Osaka im August war, sprach sich für eine Beibehaltung der alten Strecke entlang des Neckars aus. „Die etablierte Strecke hat sich bewährt“, sagt Beckmann, „es wird schwer, die Leute in der Innenstadt zu einer vergleichbaren Stimmung zu animieren.“ Die Entscheidung ist allerdings so gut wie gefallen: Bei der 15. Auflage 2008 soll der StZ-Lauf durch die Stuttgarter Innenstadt führen. Das hat Stuttgarts Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) gestern noch einmal bestätigt: „Das war ein toller Lauftag. Nun wollen wir den StZ-Lauf noch stärker in der Stadt verankern. Der Lauf gehört in die Innenstadt. Das ist auch mein Wunsch.“
Gerhard Müller geht davon aus, dass eine neue Strecke „im Halbmarathon noch einmal einen Boom auslösen wird“. Allerdings weiß er, „dass sich eine neue Strecke erst einmal etablieren muss“. Die Organisatoren peilen im Halbmarathon eine Marke von 15.000 Teilnehmern an, wenn auch nicht gleich im ersten Jahr der neuen Route. Ein ehrgeiziges Ziel. Das nur funktioniert, wenn mit entsprechenden Aktionen die Zuschauer in die Stadt gelockt werden. Dazu sagt der WLV-Präsident Jürgen Scholz selbstbewusst: „Wir wollen Stuttgart attraktiver machen und ein Bewegungsfest in Stuttgart etablieren.“
Doch keiner der Beteiligten will dabei auf den Zieleinlauf im Daimlerstadion verzichten, der durch den vom VfB geplanten Umbau in eine Fußballarena gefährdet ist. Die Leichtathleten lassen nichts unversucht, die Laufbahn zu retten. „Wir befinden uns im Wettstreit mit dem VfB und hoffen auf die Fairness bei der Entscheidung“, sagt Scholz. Ob Zieleinlauf im Stadion oder nicht – in jedem Fall steht der Termin für nächstes Jahr fest. Am 21. und 22. Juni 2008 heißt es: auf Wiedersehen beim 15. Stuttgarter-Zeitung-Lauf.
Stefanie Keppler,
Stuttgarter Zeitung
Montag, dem 25. Juni 2007