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04
07
2007

Wer die Ausstellung besucht, die auf rund 410 Quadratmetern im Erdgeschoss des Pei-Baus aufgebaut ist, und unter den 180 Exponaten nach solchen aus dem Sport bzw. zum Vereinswesen sucht, wird nicht enttäuscht.

Fahnen und Flaggen – Symbole des Vereinswesens – Erstmals Ausstellung im Deutschen Historischen Museum – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann besucht das DHM

By GRR 0

Im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin (Unter den Linden) ist noch bis zum 9. September 2007 eine Sonderausstellung mit dem Titel „Farben der Geschichte – Fahnen und Flaggen. Aus den Sammlungen des Deut-schen Historischen Museums“ zu sehen. Das DHM verfügt über eine der größten Kollektionen an Fahnen und Standarten, Flaggen und Wimpeln in Europa, die hier erstmals und in ihren historischen Bezügen bzw. angereichert mit zeitgenössischen Bildern und Dokumenten gezeigt werden.

Wer die Ausstellung besucht, die auf rund 410 Quadratmetern im Erdgeschoss des Pei-Baus aufgebaut ist, und unter den 180 Exponaten nach solchen aus dem Sport bzw. zum Vereinswesen sucht, wird nicht enttäuscht.

Fahnen und Flaggen waren und sind nicht nur optische Zeichen und geheiligte Symbole im Militärwesen. Sie bilden von jeher auch einen festen Bestandteil von Ritualen der Identifikation im zivilen Bereich: Fahnen dienen als Zeichen der Gemeinschaft, verkörpern eine Idee, sind verbunden mit Zielen und Werten.
Wer sich (sprichwörtlich) „etwas auf die Fahnen schreibt“, möchte in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden … und sollte dafür Sorge tragen, dass seine Leute „bei der Stange bleiben“.

Seitdem sich das Vereinswesen im 19. Jahrhundert als typische Form der freien bürgerlichen Organisation in Städten und Gemeinden entwickelt hat, genießen auch im Sport Vereinsfarben und Vereinsfahnen eine hohe Wertschätzung. Oft wird kostbares Material verwendet, die Gestaltung ist mühevoll und aufwendig, weil sie einzigartig sein muss:

Die vierfarbige Vereinsfahne des Männer-Turn-Vereins Diesdorf (bei Magdeburg) steht dafür als ein typisches Beispiel: „Frisch, Frei, Stark, Treu“ hatte sich dieser Verein seinerzeit auf die Fahne geschrieben, die 1910 zum 25-jährigen Vereinsjubiläum entstanden ist. Das Fahnenblatt selbst besteht aus Wolle und einer Metallfransenborste. Gleich daneben liegt ein aufgeschlagener Katalog der Vaterländischen Fahnenfabrik Köln von 1925, wo man außer Startnummern auch Turner-, Wander- und Sportwimpel bestellen, aber auch eine Vereinsfahne mit Namen und Spruch in Blattgold anfertigen lassen konnte.

Ein Wimpel aus DDR-Zeit mit der Inschrift „Bereit zur Arbeit und zur Verteidigung der Heimat“ von 1978 unterstreicht hier zudem den politisch zweifelhaften Zweck des Sports zur Wehrertüchtigung. Der Wimpel wurde einst vom Staatssekretariat für Körperkultur und Sport bei Betriebssportfesten als Auszeichnung verliehen.

Aus der Zeit des Nationalsozialismus fällt ein Foto versammelter Mädchen und Frauen nationalsozialistischer Verbände mit Hakenkreuzfahne auf, die bei der Stunde der Jugend auf dem Weisshaus-Sportplatz in Trier Aufstellung genommen haben. Postkarten dienten schon in der Zeit der Weimarer Republik als „Transportmittel“ politischer Propaganda, wie jenes Exemplar aus der Sammlung Giesbrecht (Osnabrück) mit dem Kopf von Friedrich-Ludwig Jahn zeigt: „Deutscher Turner-Bund! – Durch Reinheit zur Einheit!“.

Ganz am Ende des kurzweiligen Rundgangs kommt schließlich auch noch die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland mit ihren Schwarz-Rot-Goldenen Farben und diversen Fanartikeln als geselliger Doppelpass zwischen Nationalität und Globalität daher.

Mehr zu dieser Ausstellung in Berlin auch im Internet unter:
www.dhm.de.
DHM

Dr. Detlef Kuhlmann

Farben der Geschichte – Fahnen und Flaggen
Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums
und der Deutschen Gesellschaft für Flaggenkunde
Kurator: Daniel Hohrath M.A.

author: GRR

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