Doch abgesehen von diesen \"kleinen Baustellen\" (Milde) läuft momentan alles perfekt
Der Marathon bewegt Berlin – 58.864 Anmeldungen für die 34. Auflage. Der Äthiopier Haile Gebrselassie ist am Sonntag erneut Favorit – Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost
Es sind eher kleinere Probleme, die Mark Milde momentan umtreiben, den Renndirektor des real-Berlin-Marathons. Da ist zum einen das Wetter, das er sowieso nicht beeinflussen kann, das aber großen Einfluss auf Rennverlauf und Zeiten haben wird. Oder Haile Gebrselassie, der große Star und Favorit bei der 34. Auflage des Marathons, der Schwierigkeiten mit der Flugverbindung aus seiner Heimat Äthiopien nach Berlin hat. Daher wird der 34-Jährige erst am Freitagnachmittag in der Stadt ankommen.
\“Für die mediale Verwertung ist das natürlich nicht so gut\“, meint Milde. \“Aber es ist mir lieber, er kommt später an und läuft eine sehr gute Zeit, als er ist schon eine Woche vorher hier und kommt nicht ins Ziel.\“
Doch abgesehen von diesen \“kleinen Baustellen\“ (Milde) läuft momentan alles perfekt, wenige Tage bevor am kommenden Samstag 7624 Skater das Rennen über die Marathon-Distanz aufnehmen und 10 788 Kinder (so viele wie noch nie zuvor) zum Mini-Marathon starten. Und am Sonntag dann 40 452 Läufer, Rollstuhlfahrer und Handbiker das 42,195 Kilometer lange Abenteuer quer durch die Hauptstadt angehen.
Insgesamt 58 864 Teilnehmer – der Marathon hat sich auf sehr hohem Niveau stabilisiert. Gehen insgesamt in Deutschland die Zahlen der Marathon-Teilnehmer zurück, ist der Boom in Berlin ungebrochen. \“Berlin zieht\“, sagt Milde. \“Die Kombination aus Top- und Hobbyläufern macht es aus\“, erklärt Rüdiger Otto, der Geschäftsführer der veranstaltenden SSC-Running GmbH.
Immer mehr Ausländer kommen in die Stadt, um auf Sightseeing Tour unter Wettkampfbedingungen zu gehen. Neben dem Mini-Marathon wird auch bei den ausländischen Gästen eine neue Rekordmarke aufgestellt: Gemeldet haben Teilnehmer aus 115 Ländern, so viele wie nie zuvor.
Für viele Hobbyläufer wird es der erste Start in Berlin sein, aber auch ein Spitzensportler geht zum ersten Mal auf die Strecke, die auf der Straße des 17. Juni beginnt und kurz hinter dem Brandenburger Tor und dem Platz des 18. März endet: Falk Cierpinski, Sohn des Doppel-Olympiasiegers im Marathon Waldemar Cierpinski (1976 und 1980). Falk (29), erfolgreicher Duathlet und Triathlet über die olympische Distanz, hatte im vergangenen Herbst aus einer Laune heraus (\“Ich wollte was Verrücktes machen\“) an einem Marathon in Sydney teilgenommen. Er lief gleich eine Zeit von 2:24 Std. und überlegte, ob er jetzt nicht doch versuchen sollte, in die Fußstapfen des berühmten Vaters zu treten, der vor allem in den neuen Bundesländern ein ganz großes Sportidol war und ist.
In Sydney war es dem Sohn wichtig gewesen, die Premiere über die lange Strecke \“unerkannt\“ laufen zu können. Denn die Vergleiche kommen natürlich. Einen so berühmten Namen zu tragen, sieht der Sohn allerdings pragmatisch: \“Das hat Vor-und Nachteile, man bekommt mehr Ruhm ab, aber auch mehr Neid.\“ Beides hat er während seiner Sportlerkarriere schon erlebt.
Doch nun, nachdem er im Frühjahr 2007 in Wien trotz Erkältung bei seinem erst zweiten Marathon 2:21 Std. lief, kommen eben doch die Vergleiche. \“Mir ist klar, dass ich unter besonderer Beobachtung stehe\“, sagt Falk Cierpinski.
Der Vater, der seinen Filius auch trainiert, hält große Stücke auf den \“Azubi im Marathon\“ (Falk Cierpinski). In Berlin geht er nun zum dritten Mal auf die Königsstrecke. Klar unter den 2:21 Std. möchte er bleiben, erklärt Falk Cierpinski.
Sein Vater ist da weniger zurückhaltend: \“Er kann in den Bereich von 2:15 laufen.\“ Aber der 57-Jährige weiß auch:
\“Der Marathon hat viele Tücken.\“
Sebastian Arlt
Berliner Morgenpost
Dienstag, dem 25. September 2007