Es gab aber auch bittere Momente, als beispielsweise die Gesundheit nicht mehr mitspielte
Bernd Hübner läuft seinen 100. Marathon – Der 60-Jährige nahm an allen 33. Marathon-Veranstaltungen in Berlin teil. Das hat nur er geschafft – Manuel Holscher in der Berliner Morgenpost
Bernd Hübner gilt in Berlin als Lauf-Ikone. Der mittlerweile 60-Jährige nahm an allen 33. Berlin-Marathon-Läufen teil – ein einzigartiger Rekord. An diesem Wochenende ist er natürlich auch wieder dabei. Der Berlin-Marathon wird dann eine ganz besondere Bedeutung für ihn einnehmen: es ist sein insgesamt 100. Marathon. "Ich war schon in Boston, New York.
Doch der schönste Lauf findet immer noch in Berlin statt", so "Havel-Hübi". Seinen Spitznamen verdankt er der Tätigkeit als Organisator des beliebten Havellaufs. Jährlich nehmen hier bis zu 800 interessierte Läufer teil. Bernd Hübner wird seit Jahrzehnten für seinen Einfallsreichtum geschätzt.
Es gab aber auch bittere Momente, als beispielsweise die Gesundheit nicht mehr mitspielte. Den wohl schwersten Kampf gewann Bernd Hübner im Frühjahr 2005, als er nach einer Prostata-Krebs-Erkrankung und der folgenden erfolgreichen Operation im Herbst trotzdem auch in Berlin am Start war. Unter keinen Umständen wollte er den Marathon verpassen. "Das war mein sicherlich härtester Lauf. Nach zwanzig Kilometern tat mit jeder Schritt weh. Ich habe es aber letztendlich geschafft", so Hübner stolz.
Für die SCC-Running Events GmbH arbeitet er ehrenamtlich als Ressortleiter des Jubilee-Club. Dieser hat bereits knapp 1800 Mitglieder. Hier werden nur Läufer aufgenommen, die 10mal den Berlin-Marathon beendet haben. Als Auszeichnung winkt eine Startnummer auf Lebenszeit. Bernd Hübner hat sich die 201 gesichert.
Doch wie kam er überhaupt zum Laufen und worauf sollte ein lauf interessierter Anfänger achten?
"Meine Wurzeln liegen beim Rudern. 1963 habe ich erstmals an diversen Läufen teilgenommen. Wichtig ist vor allem, langsam anzufangen", sagt er. Damals gab es natürlich keinerlei Komfort bezüglich der Kleidung und des Schuhwerks. "Ich habe mir bei meinem ersten Lauf viele Blasen geholt. Heutzutage gibt es dagegen traumhafte Ausrüstung, da fühlt man sich wie in Hausschuhen", sagt Hübner, der auch für den SCC Berlin startet. Er empfiehlt jedem Anfänger, beim Kauf eines Laufschuhs ein bisschen mehr zu investieren. "Am besten lässt man in einem Fachgeschäft eine Laufbandanalyse machen.
Dort wird der Schuh dann perfekt an den Fuß angepasst." Danach sollten die Distanzen, trotz allen Ehrgeizes, nur langsam gesteigert werden. "Ansonsten besteht die Gefahr des Übertrainings und der erhöhten Verletzungsgefahr."
Für Freizeitläufer bietet Bernd Hübner bereits seit über acht Jahren immer sonntags "Hübis Lauftreff" an. Gestartet wird wie beim Havellauf auch am "Flensburger Löwen", dem Denkmal direkt am Wannsee.
Bevor Läufer dann am Berlin-Marathon teilnehmen möchten, sollten sie sich mindestens ein Jahr vorbereiten. Bernd Hübner trainiert seit Jahren an der Havel entlang, "da ich einfach wegen meiner Vergangenheit als Ruderer unheimlich gerne am Wasser laufe."
Als gute Veranstaltung für Laufanfänger nennt er auch die rbb-Laufbewegung. Hier werden viele Veranstaltungen für Breitensportler angeboten – der perfekte Einstieg für Anfänger. "Bei aller Vorsicht und Vorbereitung zählt aber vor allem der Spaß. Irgendwie kommt jeder auf seine Kosten", motiviert Hübner.
Und genau diesen hat er selber nie verloren. Unbeirrt läuft er seinem ganz großem Traum entgegen:
"Ich möchte 2023 meinen 50. Berlin-Marathon laufen."
Manuel Holsche
Berliner Morgenpost
Donnerstag, dem 27. September 2007