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01
10
2007

Um neun Uhr fiel der Startschuss für den 34. Berlin-Marathon, zu dem nach Angaben des Veranstalters rund eine Millionen Zuschauer kamen, unter ihnen jede Menge Enthusiasten.

Berlin-Marathon – Gut gelaufen – Etwa eine Million Zuschauer jubelte die Teilnehmer des 34. Berlin-Marathons ins Ziel. In diesem Jahr gab es außergewöhnlich wenige Verletzte. Matthias Jekosch und Ulrich Zawatka-Gerlach iom Tagesspiegel

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Das Gesicht ist schmerzverzerrt. Brian lehnt sich bei Kilometer 36 an eine Laterne und dehnt die Beine. Der Däne wird in Berlin nicht allein gelassen. Zuschauer und Helfer tun alles, um die 40 000 Läufer ins Ziel zu bringen. Sandra Zachow kommt auf ihn zu. „Willst du was trinken? Oder einen Powerriegel?“
Brian lehnt dankend ab, aber er lächelt wieder.
Die Frau am Streckenrand weiß, wie gut Aufmunterung tut. Sie läuft selber Marathon. Brian konnte weiter machen. Andere schafften es nicht, mussten ärztlich versorgt werden. „Aber insgesamt hatten wir wenig Verletzte“, sagte eine Sprecherin.

Um neun Uhr fiel der Startschuss für den 34. Berlin-Marathon, zu dem nach Angaben des Veranstalters rund eine Millionen Zuschauer kamen, unter ihnen jede Menge Enthusiasten. Manche rennen zwischen die Läufer und muntern sie mit einem Klaps auf. Eine Frau mit Headset und Lautsprechern feuert unermüdlich an: „Wir sehen uns im Ziel.“ Trommelgruppen geben den Takt vor. Auch die Kinder machen mit. Am Südstern klatscht der neunjährige Paul einen Läufer nach dem anderen ab. Sein kleiner Bruder Levi dreht wie wild die Rassel.

Micha, 28, und Steffen, 31, haben es sich auf einem Stromkasten in der Gneisenaustraße bequem gemacht. „Na Steffen, sind wir nächstes Jahr auch dabei?“ will Micha wissen. Aber Steffen winkt ab. „Über 15 Kilometer bin ich noch nicht hinausgekommen“, sagt er. Also guckt er zu und bekommt Einiges geboten. Ein Läufer jongliert mit drei Bällen, andere laufen verkleidet mit. So tummeln sich Steinzeitmenschen, Engel und Teufel in der Läufermenge. Als der spätere Sieger Haile Gebrselassi am Kurfürstendamm ankommt, begleitet vom Surren eines Hubschraubers, brandet riesiger Applaus auf.

Der gilt dem Äthiopier, aber auch dem Rollifahrer, der gerade vom Champion überholt wird. Drei Japaner in schwarzem Anzügen und Krawatte, klappern fröhlich mit bunten Plastikschläuchen. Läufer, die einen Blick für schöne Dinge haben, freuen sich am Wittenbergplatz über chinesische Drachentänzer. Schlechte Laune wird allenfalls haben, wer nach dem Lauf erfolglos sein Auto sucht. Etwa 300 Autos wurden abgeschleppt.

Kurz vor dem Brandenburger Tor: Der Weltrekord von Gebrselassie ist für Ingo Saatweber kein Maßstab. Dennoch hat sich der Hobbyläufer eine ambitionierte Zeit von 2:48 Stunden vorgenommen. Es sieht gut aus für ihn. Nach zweieinhalb Stunden ist er schon am Potsdamer Platz – und bekommt nochmal Schwung. Seine Frau Vanessa steht hier und feuert ihn an: „Ingooooo!“ 60 Läufern half alles Anfeuern nichts:
Sie wurden wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen – der letzte drei Kilometer vor dem Ziel.

Matthias Jekosch und Ulrich Zawatka-Gerlach
Der Tagesspiegel
Montag, dem 1. Oktober 2007

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