In den Augen der Öffentlichkeit ist der Fall der geständigen Marion Jones - trotz des großen Namens - inzwischen nur noch einer unter vielen Doping-Fällen
Lügen hatten schnelle Beine – der Kommentar von Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost
Dass sie ihre Medaillen mit legalen Mitteln, also „sauber“, errungen hat, daran hat seit langem kaum noch jemand geglaubt, auch wenn es bei Marion Jones nie sowohl eine positive A- als auch B-Probe gegeben hat. Insofern löst das Geständnis der 31-Jährigen auch keine Schockwellen aus. Denn zu klar waren die Fakten, die im Zuge des Balco-Dopingskandals ans Licht befördert wurden.
Dokumente, die zeigten, dass Jones jahrelang Dopingsubstanzen bezogen hatte. Dass sie dennoch nicht gesperrt werden konnte, macht deutlich, wie schwer der Kampf gegen Doping oft ist, weil der Betrug nicht durch positive Proben nachgewiesen werden kann, da die Betrüger ihren Jägern ein Stück voraus sind. Marion Jones, die seit Jahren das Unschuldslamm spielte, hat offenbar mit ihrer Schuld, mit dem Betrug, mit den ganzen Lügen nicht mehr leben können und gesteht nun. In Ihrem Fall hatten Lügen schnelle Beine.
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In den Augen der Öffentlichkeit ist der Fall der geständigen Marion Jones – trotz des großen Namens – inzwischen nur noch einer unter vielen Doping-Fällen. Denn Glaube und Vertrauen in sportliche Höchstleistungen sind seit langem erschüttert. Viele Fragen bleiben offen: Werden Jones ihre Medaillen aberkannt? Was ist mit ihren Siegprämien?
Leer gehen auf alle Fälle diejenigen aus, die ohne Doping jahrelang von der US-Amerikanerin besiegt wurden, denen deshalb vielleicht während ihrer Karriere viel Geld und Ruhm entgangen sind.
Sollten Marion Jones ihre Sprint-Goldmedaillen von Sydney aberkannt werden, würde allerdings eine umstrittene Konkurrentin zur 100-m-Siegerin erklärt werden, die selbst bereits belastet und gesperrt war: die Griechin Ekatarini Thanou.
Sebastian Arlt
Berliner Morgenpost
Sonnabend dem 6. Oktober 2007