„Ein tolles Debüt“, zog DLV-Bundestrainer Detlef Uhlemann im Zielbereich in Köln-Deutz ein erstes Fazit
Sabrina Mockenhaupt gewinnt Marathon-Debüt in Köln
Marathon kann einen hohen Spaßfaktor haben – oder auch nicht. Nicht nur die prominenteste Debütantin Sabrina Mockenhaupt durfte beides erleben, sondern sicher auch viele unter den 10.200 Läufern, die bei der 11. Auflage des Köln-Marathons am „goldenen Oktober-Sonntag“ ins Rennen gingen. „Bis 32 Kilometer war es eine ‚Mocki-Show’, dann hat es mir einfach die Beine weggehauen!“
Den Kampf gegen den „inneren Schweinehund“ hat die kleine Siegländerin, die für den Veranstalter „Kölner Verein für Marathon“ startet, dennoch mit Bravour überstanden. Mit 2:29:33 Stunden gab es für Sabrina Mockenhaupt nicht nur die erwartete Olympianorm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), sondern sie bescherte den Kölnern auch ihre Wünschsiegerin.
„Ein tolles Debüt“, zog DLV-Bundestrainer Detlef Uhlemann im Zielbereich in Köln-Deutz ein erstes Fazit. „Eine super Leistung unter den Bedingungen, denn gegen Mittag wurde es richtig warm.“ Der Bundestrainer blickt am Ende einer ereignisreichen Saison 2007 auf zwei hoffnungsvolle Debütanten im Marathonbereich. Schließlich unterbot eine Woche nach dem phantastischen Auftritt von Irina Mikitenko beim Berlin-Marathon (2:24:51) mit Sabrina Mockenhaupt eine weitere Deutsche die auf 2:31:00 fixierte Olympianorm. „Und es kommt schließlich noch Frankfurt“, fügte Uhlemann nicht ohne Stolz an, schließlich werden am Main noch Europameisterin Ulrike Maisch, die in Köln im ,Vorprogramm’ über die Halbdistanz überzeugende Luminita Zaituc, Claudia Dreher und voraussichtlich auch Melanie Kraus an der Startlinie stehen.
Beim „Marathon op Kölsch“ steht zweifellos der Spaßfaktor obenan. Dies bestätigen auch unumwunden Jürgen Roters, der Kölner Regierungspräsident und Vorsitzender des Kölner Vereins für Marathon, und Harald Rösch, der Race-Director des Köln-Marathon. „Die Stimmung ist einmalig. Uns ist es gelungen, am Start eine lockere Stimmung zu erzeugen – und das ist unser Markenzeichen.“ Aus unzähligen Boxen dröhnten dann auch weniger die gängigen Hits der Welt, sondern eher Rock und Pop auf Kölsch.
Nicht recht Spaß hatte im Schlussteil Sabrina Mockenhaupt. So war der anfängliche Spaßfaktor jenseits der 30 km schnell vorbei, so sehr sich auch die „persönlichen Tempomacher“ Michael May, Oliver Mintzlaff und James Kiplagat Kosgei mühten. „Die mussten mich immer anscheißen…“, gestand Mocki freimütig. „Fast hätte ich meinem Image alle Ehre gemacht und wäre einmal mehr ausgestiegen. Doch ich habe gekämpft wie selten zuvor. Die Beine wollten einfach nicht mehr. Ich habe gespürt, der Mann mit dem Hammer kommt.“ Sabrina Mockenhaupt war sichtlich beeindruckt von der neuen Strecke, die für sie durchaus künftig zur Hauptstrecke werden wird. „Aber ich sehe Mocki noch lange nicht weg von der Bahn“, zeigt Bundestrainer Uhlemann verbandspolitische Ansprüche, schließlich wären mit einem Streich mit Irina Mikitenko und Sabrina Mockenhaupt die beiden einzigen international konkurrenzfähigen Langstrecklerinnen nicht mehr für Europacup-Einsätze verfügbar.
Hinter Sabrina Mockenhaupt schaffte die Österreicherin Susanne Pumper mit 2:33:27 Stunden noch den Sprung auf Rang zwei. „Ein optimales Ergebnis. Ich habe zwar kein Olympia-Limit und auch keinen neuen Landesrekord geschafft, aber ich bin total zufrieden.“ Pech für die starke Österreicherin, dass der ihr zugeordnete Tempomacher nach zwanzig Kilometern bereits aus dem Rennen gegangen war. „Dann ist es natürlich sehr hart geworden, aber ich bin froh, dass ich immer wieder versucht habe, Druck zu machen. Am Ende war es Gänsehaupt pur.“ Die anfangs klar führende Äthiopierin Worknesh Tola brach nach 1:13:20 bei Halbzeit regelrecht ein und landete mit 2:34:28 auf Rang drei.
Unspektakulär verlief das Männerrennen. Im Kampf der Afrikaner behauptete sich final Daniel Too (Kenia) in 2:11:05 Stunden vor seinen Landsleuten Samuel Muturi (2:11:27) und Benjamin Itok (2:11:33). Wie auch Sabrina Mockenhaupt erhielt auch der Kenianer ein Fahrzeug des Titelsponsors Ford.
Too steigerte dabei seinen im Frühjahr in Düsseldorf als Dritter gelaufenen Hausrekord um fünf Sekunden. Sichtlich niedergeschlagen war der Schweizer Christian Belz, der nach dem enttäuschenden Abschneiden im 10.000-m-Finale der Europameisterschaften in Göteborg den Umstieg auf die Marathondistanz in Köln vornehmen wollte – mit 2:15:07 Stunden aber weit hinter seinen eigenen Erwartungen zurückblieb. „Der Kopf wollte, aber die Beine einfach nicht.“ Dennoch wird Christian Belz seinem in diesem Jahr als WM-Dritten in Osaka überaus stark auftrumpfenden Trainingskollegen Viktor Röthlin auf die Marathondistanz folgen. Das machte der 33-jährige Schweizer unmissverständlich klar. „Nach acht Jahren Bahn-Leichtathletik brauche ich einfach eine neue Herausforderung.“ Die Hoffnung, mit einem gelungenen Debüt schon in Köln ein Fass aufmachen zu können, erfüllte sich jedoch noch nicht. DLV-Langstreckentrainer Detlef Uhlemann wäre allerdings schon glücklich, einen Läufer mit einem derartigen Potential wie es Christian Belz zweifellos besitzt in den eigenen Reihen zu haben. Als beste Deutsche wurden in Köln letztlich Bastian Kranitz (2:27:52) und Philipp Nawrocki (2:29:00) geführt.
Im Vorprogramm zum großen Marathonspektakel gingen knapp 8000 Läufer auf die Halbdistanz. Mit dabei auch Luminita Zaituc (LG Braunschweig), die nach einer Verletzungspause, die letztlich auch zur Absage für Osaka geführt hatte, wieder rechtzeitig in Schwung zu kommen scheint. Mit 1:11:54 Stunden waren gerade einmal fünf Männer schneller als die Braunschweigerin, die nach diesem Formtest hoffnungsvoll beim Frankfurt-Marathon Ende Oktober ins Rennen gehen kann. „Mir war es heute einfach zu kalt. Ich habe mich etwas ‚blau’ gelaufen, konnte aber mein geplantes Tempo durchlaufen“, zeigte sich ,Lumi’ zufrieden. Bei einer Starttemperatur von gerade einmal 6 Grad um 8.30 Uhr eine durchaus nachvollziehbare Reaktion. Die Tagesbestzeit lief zur frühen Morgenstunde Lars Haferkamp mit 1:07:33 Stunden. „Das ist sogar Bestzeit“, freute sich der 28-jährige Wirtschaftsinformatiker des TV Refrath.
Wilfried Raatz