Im Rennen um die Siegprämie von 125.000 Dollar gab es bei den Männern einen hauchdünnen Sieg des Kenianers Patrick Ivuti vor dem Marokkaner Jaouad Gharib
Chicago-Marathon: Ivuti gewinnt nach Fotofinish im Hitzerennen
Zwei dramatische Zieleinläufe, ein Rekord-Teilnehmerfeld und Hitze prägten die 30. Auflage des LaSalle Bank Chicago-Marathon. Bei ungewöhnlich hohen Temperaturen gepaart mit hoher Luftfeuchtigkeit waren die Siegzeiten entsprechend deutlich langsamer als sonst üblich in Chicago. Bereits zur Startzeit um 8 Uhr morgens wurden 24 Grad Celsius gemessen bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit.
Später stieg die Temperatur auf über 30 Grad, so dass Race-Direktor Carey Pinkowski gemeinsam mit seinem medizinischen Direktor entschied, das Rennen für sehr langsame Läufer vorzeitig zu beenden. Wer nach vier Stunden noch nicht die Halbmarathon-Marke erreicht hatte, durfte die zweite Hälfte aus Sicherheitsgründen nicht mehr laufen. Im Frühjahr war der Rotterdam-Marathon bei Hitze ebenfalls abgebrochen worden.
Im Rennen um die Siegprämie von 125.000 Dollar gab es bei den Männern einen hauchdünnen Sieg des Kenianers Patrick Ivuti vor dem Marokkaner Jaouad Gharib. Beide wurden mit 2:11:11 Stunden gestoppt. Auf den letzten Metern überholte bei den Frauen Titelverteidigerin Berhane Adere (Äthiopien/2:33:49) noch die Rumänin Adriana Pirtea. Ein Rekordfeld von 45.000 Läufern hatte für das Jubiläumsrennen in Chicago gemeldet.
Im Männerrennen hatte Tempomacher John Yuda (Tansania) nach 65:52 Minuten die Halbmarathonmarke erreicht. Im Schlepptau hatte er neben dem späteren Sieger Ivuti und dem zweifachen Marathon-Weltmeister Gharib (2003 und 2005) unter anderen auch den Titelverteidiger Robert Cheruiyot, den am Ende drittplatzierten Daniel Njenga (2:12:45) sowie Benjamin Maiyo (alle Kenia), der schließlich Rang fünf in 2:16:59 belegen sollte. Maiyo gehört zur Trainingsgruppe KIMbia des deutschen Coaches Dieter Hogen.
In der Folge stiegen in der Hitze unter anderen zwei frühere Chicago-Sieger aus: Die Kenianer Felix Limo (2005) und Evans Rutto (2003 und 2004). An der Spitze hatte sich ein Vierkampf entwickelt, und nach Kilometer 35 fiel hier eine weitere Vorentscheidung: Cheruiyot fiel mit Magenproblemen zurück, und auch Njenga konnte das Tempo nicht mehr halten. Es war dann immer wieder Gharib, der das Tempo anzog, doch Ivuti ließ sich nicht entscheidend abschütteln. Auf der Zielgeraden gab es ein einmaliges Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem Fotofinish: Ivuti hatte schließlich einen Vorsprung von fünf Hundertstelsekunden auf Gharib!
Dramatisch sollte auch das Frauenrennen enden. Berhane Adere hatte die Spitzengruppe nach 1:15:11 Stunden durch die Halbmarathonmarke geführt. Zwischen Kilometer 25 und 30 entwickelte sich dann ein spannender Zweikampf zwischen der Titelverteidigerin Adere und der rumänischen Debütantin Adriana Pirtea. Knapp sieben Kilometer vor dem Ziel nutzte Pirtea eine Schwächeperiode von Adere und setzte sich ab. 2000 Meter vor dem Ziel schien die rumänische Debütantin einem sensationellen Sieg entgegen zu laufen. Pirtea hatte hier einen Vorsprung von 30 Sekunden auf Adere.
Doch die Äthiopierin kam plötzlich immer näher. Während Pirtea von der Gefahr nichts ahnte und den Zuschauern zuwinkte, schoss Adere plötzlich 50 Meter vor der Ziellinie an ihr vorbei und schnappte sich den Sieg in 2:33:49 Stunden. Die geschockte Rumänin überquerte die Linie drei Sekunden später und brach im Ziel zusammen. Rang drei ging an Kate O’Neill (USA) in 2:36:15. Liz Yelling (Großbritannien/2:37:14) und Benita Johnson (Australien/2:38:30) belegten die nächsten Ränge.