Die Rennstrecke, 11 km von der gerade einmal 9.500 Einwohner großen Stadt in der Provinz Zamora in Castilla y León entfernt, liegt in einer flachen Parklandschaft mit altem Baumbestand. Dort rüsten die Spanier zum Generalangriff auf die bereitliegenden Medaillen in den insgesamt sechs Wertungskategorien
Cross-EM am Sonntag in Toro: Profitiert Lebid von Farahs Absage?
Spanien zählt zu den leistungsstärksten Laufnationen in Europa. Die Spanier gewannen bei der Premiere der Cross-Europameisterschaften 1994 im englischen Alnwick zwei Silbermedaillen durch Julia Vacquero und das Männerteam. Spanien setzt nun bei der 14. Auflage der Spar Crosslauf-Europameisterschaften am 9. Dezember im heimischen Toro auf den erstmals gebotenen Heimvorteil. „Unser Land hat in dieser Disziplin eine lange Tradition, letztlich dürfen wir nun zur Belohnung diese Meisterschaften ausrichten“, sagt der spanische Leichtathletik-Präsident José Maria Odriozola.
Und die Wahl für die Ausrichtung der 14. Europameisterschaften, die rund 500 Athleten aus 30 Nationen anziehen werden, fiel bei den Spaniern auf Toro, das über einen ausgezeichneten Parcours am Monte La Reina verfügt. Die Rennstrecke, 11 km von der gerade einmal 9.500 Einwohner großen Stadt in der Provinz Zamora in Castilla y León entfernt, liegt in einer flachen Parklandschaft mit altem Baumbestand. Dort rüsten die Spanier zum Generalangriff auf die bereitliegenden Medaillen in den insgesamt sechs Wertungskategorien.
Leider fehlt mit Mo Farah der britische Überraschungs-Champion der letztjährigen Titelkämpfe in San Girorgio su Legnano bei Mailand, der in einem begeisternden Rennen den fünffachen Cross-Europameister Sergiy Lebid besiegte. Der Ukrainer geht mit einer hohen Motivation ins Rennen über die 10,7-km-Distanz, schließlich möchte er nach der durch Magenprobleme verursachten Niederlage im Vorjahr nun zurück auf den europäischen Cross-Thron, schließlich ist er auch der einzige aller Starter, der bislang alle dreizehn Auflagen bestritten hat.
Reizvoll wäre sicherlich die Konstellation, wenn Lebids Landsfrau Tetyana Holovchenko ein ähnlicher Coup gelingen würde wie in San Giorgio su Legnano, als sie als weitgehend unbeschriebenes Blatt völlig überraschend Cross-Europameisterin bei den Frauen werden konnte. Dies wäre sicherlich ein absolutes Novum, denn bislang ist es noch keinem Land gelungen, die zwei wichtigsten Crosstitel Europas in einem Jahr zu gewinnen. Die Ukraine könnte hier Neuland betreten, schließlich hat sich Holovchenko mit dem Crosstitel im Rücken in diesem Jahr auf den längeren Bahndistanzen erheblich steigern können.
Die Mannschaftsmedaillen dürften einmal mehr die cross-verliebten Nationen wie Frankreich, Spanien, Portugal und Großbritannien unter sich ausmachen. Die Spanier setzen dabei auf ihren Heimvorteil und auf so leistungsstarke Athleten wie den Vorjahreszweiten Juan Carlos de la Ossa oder bei den Frauen auf Marta Dominguez oder die Hindernisspezialistin Rosa Morató und möchten damit vor allem die Scharte des Vorjahres ausmerzen, als die Iberer sich plötzlich im Medaillenspiegel nur auf Rang sechs wieder fanden.
Die wenigen hochkarätigen Crossrennen der Saison dominierten natürlich die Afrikaner. Bei der spanischen Generalprobe in Llodio kam mit Ricardo Serrano der beste Spanier hinter sechs Afrikanern auf Rang sieben, bei den Frauen konnte sich die Cross-EM-Vierte Anikó Kalovics hinter Meselech Melkamu (Äthiopien) und Eunice Jepkorir (Kenia) als Dritte behaupten, die gleiche Platzierung schaffte sie in der Folgewoche beim Cross de l’Acier im französischen Leffrinckouche hinter Linet Massai und Emebet Etea Bedada. Die Ungarin zählt seit Jahren zu den Topläuferinnen Europas und ist stets für eine Medaille gut. Als einzige deutsche Läuferin wird im Frauen-Wettbewerb über 6.700 m die Saarbrückerin Susanne Hahn starten, die vor einer Woche im belgischen Roeselare hinter der Rumänin Ancuta Bobocel Rang zwei belegen konnte.
Beim DLV setzt man verstärkt auf den Nachwuchs in den Rennen der unter 23- und unter 20-jährigen Junioren. „Es ist schwer, etwas über unsere Chancen zu sagen, da die Saison noch sehr jung ist“, so Bundestrainer Detlef Uhlemann. „Ich erwarte aber nicht zuletzt durch die Ergebnisse des Vorjahres und vor allem der Cross-WM in Mombasa von den unter 20-Jährigen die beste Vorstellung.“ Darmstadt-Cross-Sieger Alexander Hahn (TSV Bayer Leverkusen) ist nicht zuletzt nach seinem überraschenden siebten Rang von San Giorgio su Legnano als Aktivposten für eine Mannschaftsmedaille gefragt. Bei den älteren Junioren darf man vor allem von den in Darmstadt so überzeugend auftretenden Julia Viellehner (TSV Winhöring) und Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/ Kieler TB) einiges erwarten.
Wie es allerdings mit den deutschen Crossambitionen in Richtung Weltmeisterschaften 2008, die am 30. März im schottischen Edinburgh stattfinden, aussieht, das möchte Uhlemann derzeit noch offen lassen: „Wir haben in den Nominierungsrichtlinien eine klare Priorität für die Cross-Europameisterschaften gegeben. Ob wir wie für die Cross-WM in Mombasa von dieser Regelung abweichen, das werden wir nach Toro entscheiden. Edinburgh birgt immerhin kein so hohes Risiko wie es Mombasa war. Aber – für mich gilt, lasst uns einen Schritt nach dem anderen tun. Und der erste Schritt heißt eben Toro.“ Wilfried Raatz/RNS