Aber wie steht es um den Nachwuchs? Wie entwickelt sich die Förderung der jungen Sportler, die ja nach „oben“ nachrücken sollen? Nachwuchsleistungssport ist Sache der Bundesländer – und da gilt lange nicht das, was auf Bundesebene gilt.
Deutscher Spitzensport – neu justiert – Aber was geschieht in den Bundesländern beim Nachwuchs?
Bei der Mitgliederversammlung des DOSB in Hamburg Anfang Dezember 2007 wurde ohne Gegenstimmen, bei einigen Stimmenthaltungen, das neue Förderkonzept des olympischen Spitzensports beschlossen.
Es ersetzt das noch durch den DSB beschlossene – zugegeben etwas grobes – Konzept, das eigentlich bis 2012 gelten sollte
Wie beim Vorgängerkonzept ist auch jetzt der internationale Erfolg letztlich das Maß der Dinge, d.h. das Maß der Förderung.
Kriterien der Förderberechnungen sind (bezogen auf Olympische Spiele): Anzahl der Wettbewerbe, Anzahl der bei den letzten beiden Spielen errungenen Medaillen und die Anzahl der tatsächlichen Teilnehmer bei den letzten Spielen. Dabei geht die Zahl der gewonnen Medaillen mit dem 3-fachen Faktor (wegen der Erfolgsorientiertheit) in die Bewertung ein.
Daraus ergibt sich die Grundförderung für die Verbände.
Die Projektförderung der Verbände orientiert vorrangig auf Sportarten/Disziplinen bei denen die Stabilisierung vorhandener bzw. Entwicklung zusätzlicher Medaillenerwartungen zu erwarten ist. Also z.B. bei langjährig erfolgreichem und mit weiterem Potential ausgestatten Sportarten, Verbände mit positiven Ergebnistendenzen, junge olympische Sportarten/Wettbewerbe mit hoher Ergebniserwartung und vor allem auch Sportspiele mit langjährig guten Erfolgen und Entwicklungspotential.
Einen zusätzlichen Bonus können Verbände dann erringen, wenn die in den Zielvereinbarungen festgelegten Ergebnisse erreicht bzw. überboten wurden.
Der Bewertungszeitraum „gleitet“ über die jeweils letzten beiden olympischen Spiele immer weiter. Auf den ersten Blick klingt das etwas kompliziert, erschließt sich aber recht schnell. Zur „Abfederung“ der Auswirkungen, wird das Schema in seiner Auswirkung in Schritten über drei Jahre gestreckt. Schließlich wird nicht jeder Verband gleich Gewinner im neuen Konzept sein.
Diese Neujustierung der Förderung wird begleitet durch klare und restriktive Bestimmungen in „Sachen Doping“. Erleichtert wird die Anwendung des neuen Förderkonzeptes durch eine deutliche Erhöhung der Fördermittel, die, beschlossen durch den Bundestag, über das BMI dem DOSB hierfür zur Verfügung gestellt wird.
Das alles stimmt sehr optimistisch und kann für den Spitzenbereich der Athletinnen und Athleten nur positiv wirken.
Aber wie steht es um den Nachwuchs? Wie entwickelt sich die Förderung der jungen Sportler, die ja nach „oben“ nachrücken sollen?
Nachwuchsleistungssport ist Sache der Bundesländer – und da gilt lange nicht das, was auf Bundesebene gilt.
Da ich die Landessportbünde im Bereich des deutschen Spitzensports vertrete, bewegt mich dieses Problem in besonderem Maße.
Gegenwärtig erfolgt über alle Bundesländer eine Erhebung zur Entwicklung der Förderung in den Ländern.
Noch liegen nicht aus allen Ländern entsprechende Bewertungen vor.
Aber die Berichte der Mehrheit der Bundesländer lassen die Aussage zu, dass in den letzten zehn Jahren ein Mittelzuwachs nicht festzustellen ist. D.h. Stagnation der Mittel. Ins Verhältnis zur Kostenentwicklung in diesem Zeitraum gesetzt, bedeutet das Rückschritt.
Nun sind die Debatten um die Landeshaushalte hinlänglich bekannt – dennoch – und auch vor dem Hintergrund höherer Steuereinnahmen, ist der Nachwuchsförderung erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen.
Warum sollte es in den Ländern nicht möglich sein, wie zwischen BMI und DOSB erfolgt, Zielvereinbarungen über 4-Jahreszeiräume zu schließen? Der Sport bekennt sich zu Zielen und das jeweilige Land zu einer stabilen Förderung.
Das bringt Motivation und Planungssicherheit!
Wir (die Vertreter der LSB) werden diesen Gedanken in die „Gremien bringen, um den notwendigen „Unterbau“ für den Spitzenbereich zu sichern und auszubauen.
Es ist gewiss mehr als töricht, eine gute Spitzenförderung zu haben und nicht in gleicher Qualität für den Nachwuchs zu sorgen.
Ich bin mir sicher – töricht werden 16 Bundesländer nicht sein!
Dr. Dietrich Gerber
LSB-Berlin Vizepräsident und Vorsitzender des OSP-Trägervereins