Mehr noch: Der Sportentwicklungsbericht „der Neuzeit“ hat selbst eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich, die ganz gut bis in das Jahr 1971 zurückverfolgt werden kann
Sportentwicklungsberichte für „besseren“ Sport nutzen! Kommentiert von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
In diesen Tagen endet der Befragungszeitraum für die zweite Welle des Sportentwicklungsberichtes 2007/2008: Insgesamt 35.000 der aktuell 89.966 in Deutschland existierenden Sportvereine wurden per Mail angeschrieben mit der Bitte, an der Online-Befragung teilzunehmen, die ein vielköpfiges Forscherteam vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule Köln unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Breuer gegenwärtig durchführt.
Dabei liegt erst seit knapp einem halben Jahr der 694 Seiten dicke gedruckte Sportentwicklungsbericht 2005/2006 mit reichlich Daten, Zahlen, Fakten als „Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland“ (Untertitel) in der „roten Reihe“ des Bundesinstituts für Sportwissenschaft vor, das den alten und neuen Sportentwicklungsbericht zusammen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund unterstützt.
Mehr noch: Der Sportentwicklungsbericht „der Neuzeit“ hat selbst eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich, die ganz gut bis in das Jahr 1971 zurückverfolgt werden kann und einst (wer erinnert sich noch?) mit den „Materialien zur Soziologie des Sportvereins“ begann. Die längst vergriffene Schrift gehört zu den über 120 Büchern, die der Sportphilosoph und Ruderolympiasieger im Achter von Rom 1960, der mittlerweile 72-jährige Prof. Dr. Hans Lenk verfasst hat und darin verdeutlichte, dass es umfassendere empirische Studien geben muss, um ein konkretes Bild über die Sportvereinslandschaft in der (früheren) Bundesrepublik Deutschland zu gewinnen.
Das war im Grunde die Geburtsstunde der sog. FISAS-Erhebungen, der Finanz- und Strukturanalyse der bundesdeutschen Sportvereine, die zuerst mit den Namen Karl Schlagenhauf und Waldemar Timm verbunden waren, bevor u. a. der damalige Vorsitzende im einstigen Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Sportbundes (DSB), Prof. Dr. Klaus Heinemann zusammen mit seinem Mitarbeiter Manfred Schubert die Reihe der Erhebungen fortsetzte, die nun mit den Sportentwicklungsberichten nicht nur äußerlich, sondern vielmehr inhaltlich und in ihrer Zielsetzung ein völlig neues Outfit bekommen haben.
Die Sportentwicklungsberichte verstehen sich u. a. als Teil einer seit langem geforderten und viel mehr umfassenden „Sozialberichterstattung des deutschen Sports“, die sich in Bezug auf Sportarten etc., mit Blick auf Adressatengruppen des Sports etc., mit Verweis auf Problem-Brennpunkte etc. und in Richtung der Anbieter von Sport etc. weiterdenken lässt. Darin womöglich eingeschlossen ist dann ein „Deutscher Schulsportbericht“, für den vielleicht sogar die seit Mai 2006 freigewordene Abkürzung „DSB“ in Frage kommen könnte. Egal, wie die Sportentwicklungsberichte im Einzelnen auch heißen mögen:
Sie sind nicht zuletzt daran zu messen, inwiefern sie für einen „besseren“ Sport (sensu Prof. Dr. Ommo Grupe) genutzt werden können!
Dr. Detlef Kuhlmann