Der Sport mit seinen besonderen Möglichkeiten, Menschen friedlich-fair zusammenzuführen, gilt schlechthin als Motor und Moderator für Integration in unserer Gesellschaft
Evangelische Akademie Bad Boll setzt 2008 Tagungsakzente im Sport – Deutsche Sportwissenschaft trauert um Prof. Dr. Karlheinz Scherler – INFO & NEWS kurzgefasst – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann hat den Überblick
Die Evangelische Akademie Bad Boll in der Nähe von Göppingen (Baden-Württemberg) hat ihr Halbjahresprogramm für das kommende Olympia-Jahr 2008 vorgestellt, in dem auch etliche sportbezogene Tagungs-Highlights angekündigt werden. Den Anfang machen bereits Mitte des Monats Januar 2008 zwei herausragende Veranstaltungen, bei denen es einmal um den wichtigen Integrationsgedanken des Sports und ein anderes Mal um die Chancen und Grenzen der journalistischen Berichterstattung mit Blick auf die bevorstehenden Sommerspiele in Peking geht.
Bei beiden Tagungen sind auch Mitglieder des ehrenamtlichen Präsidiums bzw. des hauptamtlichen Direktoriums des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) als Expertinnen und Experten eingeladen.
Der Sport mit seinen besonderen Möglichkeiten, Menschen friedlich-fair zusammenzuführen, gilt schlechthin als Motor und Moderator für Integration in unserer Gesellschaft. Bei der Tagung mit dem Titel „Zwischen Abgrenzung und Akzeptanz. Integration und Sport“ soll zum einen hinter die Kulissen geschaut und zum anderen ein Blick in die Geschichte geworfen werden: Mit welchen Integrationsleistungen hat der Sport in der Vergangenheit zur Gestaltung unseres Landes beigetragen – lautet demnach eine wesentliche Frage, die am 11. und 12. Januar 2008 einer Antwort näher gebracht werden soll. Zu den prominenten Referenten gehören u. a. die Sporthistorikerin Prof. Dr. Dr. Gertrud Pfister (Kopenhagen, früher Berlin) und Prof. Dr. Michael Krüger (Münster) und Prof. Dr. Lorenz Peiffer (Hannover). Beim Markt der Möglichkeiten stellen u. a. der Württembergische Landessportbund, TSV Maccabi München, der TSV Bad Saulgau und DJK Oberwesel integrative Sportbeiträge vor. Der DOSB wird durch Direktorin Dr. Karin Fehres vertreten sein.
Wie die Olympischen Spiele im Sommer 2008 in Peking weltweit und speziell in unserem Land wahrgenommen werden, hängt möglicherweise ganz entscheidend auch davon ab, wie sie von den vor Ort anwesenden Sportjournalisten und Sportjournalistinnen medial auf- und verbreitet werden. So gesehen stellen die Olympischen Sommerspiele 2008 auch für die rund 20.000 Medienschaffenden eine große olympische Arbeitsleistung dar – nicht nur in sportlicher, sondern ganz sicher darüber hinaus in politischer Hinsicht. Die Tagung mit dem Titel: „Peking 2008. Eine sportjournalistische Herausforderung“ dient damit auch der Vorbereitung auf die Spiele. Sie richtet sich an potenzielle Olympiaberichterstatter bei Presse, Funk und Fernsehen, Nachrichtenagenturen und Online-Dienste. Zum Themenkomplex „Leistungsentwicklung und Doping“ werden u. a. Prof. Dr. Gert-Peter Brüggemann (Köln) und Prof. Dr. Werner Franke (Heidelberg) als ausgewiesene Referenten erwartet. Der Präsident des DOSB, Dr. Thomas Bach, wird „Erwartungen“ an die Olympischen Spiele 2008 aus Verbandssicht formulieren; der Generaldirektor des DOSB, Dr. Michael Vesper, wird ein Statement zu „Menschenrechtsfragen im Sport“ abgeben. Die Tagung findet am Montag und Dienstag, dem 14. und 15. Januar 2008 statt.
Ebenfalls noch im ersten Halbjahr 2008 ist eine weitere sportbezogene Ta-gung mit dem Thema „Voltigieren – Emotionen und Rhythmus“ ausgeschrieben, die vom 15. bis 17. Februar 2008 u. a. in Kooperation mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und dem Landessportverband der Pferdesportvereine Baden-Württemberg stattfindet: „Für Kinder und Jugendliche ist diese Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier, die weit über das Reiten hinausgeht, ein besonderes Erlebnis. Hier lernen sie im wahrsten Sinne des Wortes sich fallen zu lassen und auf sich und ihre Fertigkeiten zu vertrauen“, schreibt die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Ursula von der Leyen, dazu in einem Grußwort. Als weitere Tagung ist vom 2. bis 4. Mai 2008 jene zu „Doping und Recht“ sowie eine zum Thema „Olympiade der Unterdrückung“ vom 30. Mai bis 1. Juni 2008 angekündigt.
Weitere Informationen zum Tagungsprogramm der Evangelischen Akademie Bad Boll mit Anmeldemodalitäten auch im Internet unter: www.ev-akademie-boll.de.
Deutsche Sportwissenschaft trauert um Prof. Dr. Karlheinz Scherler
Die Sportwissenschaftler und Sportwissenschaftlerinnen in Deutschland trauern um den früheren Präsidenten der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), Prof. Dr. Karlheinz Scherler, der nach langer, schwerer Krankheit in Hamburg verstorben ist. Der 62-jährige Scherler lehrte und forschte bis zu seinem vorzeitigen Ruhestand Anfang dieses Jahres als Professor für Sportdidaktik am Fachbereich Erziehungswissenschaft in der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Bewegungswissenschaft und Psychologie der Universität Hamburg.
Von 1991 bis 1995 war Karlheinz Scherler Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft. Sein gesamtes Berufsleben war er eng mit der dvs verbunden: Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der 1976 ins Leben gerufenen dvs und hatte danach auch maßgeblich die Gründung der heute größten dvs-Sektion Sportpädagogik Mitte der 1980er Jahre vorangetrieben, deren Sprecher er von 1987 bis 1989 war. Danach wechselte er in den Vorstand der dvs und war dort bis 1995 aktiv, davon vier Jahre als fünfter Präsident der dvs.
In seiner Amtszeit als dvs-Präsident zeichnete Karlheinz Scherler für einige wichtige Elemente der Arbeit der dvs verantwortlich: So wurden u. a. die erfolgreichen Workshops und Akademien für den sportwissenschaftlichen Nachwuchs etabliert, aber auch die Einrichtung einer festen Geschäftsstelle der dvs in Hamburg realisiert.
Zuletzt zeichnete er mit der Organisation des 18. dvs-Hochschultages in Hamburg Ende September 2007 für ein weiteres herausragendes Ereignis in der Geschichte der dvs verantwortlich. Im Rahmen des Hochschultages wurde Karlheinz Scherler mit der Goldenen Ehrennadel der dvs ausgezeichnet und erhielt dabei Standing Ovations von der versammelten Schar der dvs-Mitglieder. Die dvs und die deutsche Sportwissenschaft verliert mit Karlheinz Scherler einen ihrer Vordenker und engagiertesten Streiter um die Sache der Sportwissenschaft. In einem Nachruf der Universität Hamburg wird Scherler als eine große und unvergessliche Persönlichkeit mit einem weit über die Grenzen Deutschlands reichenden Ruf als Sportdidaktiker und mit einem hohen Renommee als begnadeter Hochschullehrer gewürdigt.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann