In der Fachliteratur hat diese Entwicklung (noch) keine Berücksichtigung gefunden. Allgemeine und spezielle Trainingslehren differenzieren in der Regel nicht zwischen einer geschlechterspezifischen Trainings- und Wettkampfvorbereitung.
Frauen und Leistungssport“ Hauptthema der aktuellen Ausgabe „Leistungsssport“
Die aktuelle Ausgabe der vom DOSB herausgegebenen Fachzeitschrift „Leistungssport“ ist erschienen. Der bisher eher stiefmütterlich behandelte Frauenleistungssport ist das zentrale Thema des Heftes.
Lange Zeit galt der Leistungssport als die Domäne der Männer. Doch die Zeiten haben sich gewandelt. So wird heute das Gros der Sportarten und Disziplinen von Männern und Frauen gleichermaßen ausgeübt, und leistungssportliche Karrieren von Athletinnen sind keine Seltenheit mehr.
Sogar das Terrain der Kampfsportarten hat das „schwache Geschlecht“ mittlerweile erobert. Das olympische Programm – in der Antike von Frauendisziplinen bereinigt – gestaltet sich heute ausgewogen – in nahezu allen Disziplinen gehen Männer und Frauen an den Start.
In der Fachliteratur hat diese Entwicklung (noch) keine Berücksichtigung gefunden. Allgemeine und spezielle Trainingslehren differenzieren in der Regel nicht zwischen einer geschlechterspezifischen Trainings- und Wettkampfvorbereitung. Deshalb werden in dieser Ausgabe folgende frauensportspezifische Themen- bzw. Fragestellungen aufgegriffen: Aus der Perspektive der Trainings- und Wettkampfpraxis zeigt der einleitende Beitrag von DLV-Bundestrainer Wolfgang Killing die zentralen Facetten auf, die es für eine effektive Vorbereitung von Mädchen und Frauen zu beachten gilt.
Über ihre vielfältigen praktischen Erfahrungen im Umgang mit Frauen- und Männermannschaften im Hockey berichten Markus Weise, Bundestrainer-Herren im Deutschen Hockey-Bund, und aus sportpsychologischer Sicht Lothar Linz.
Schwangerschaft ist – trotz aller Gleichberechtigungsbemühungen – dem weiblichen Geschlecht vorbehalten. Eine leistungssportliche Karriere wird dadurch nachhaltig beeinflusst, und für die Betroffenen gilt es, starke Barrieren auf der körperlichen, psychischen und vor allem sozialen Ebene zu überwinden. Jens Kleinert und Marion Sulprizio teilen in ihrem Beitrag die Ergebnisse einer Befragung an über 1.500 aktiven und nichtaktiven Schwangeren mit. Eine differenziertere Betrachtung ermöglichen Interviews mit ausgewählten Spitzenathletinnen.
Über die Besonderheiten der Belastbarkeitssicherung bei Nachwuchsathletinnen informiert der Beitrag von Gudrun Fröhner und Klaus Wagner. Die unterschiedlichen geschlechtsspezifischen biologischen Bedingungen stehen hierbei im Mittelpunkt. Auf der Grundlage eigener Untersuchungsergebnisse (an ca. 4.000 männlichen und 3.400 weiblichen Athleten gewonnen) zu Körperbau, Reifestatus sowie ausgewählten Zustandsgrößen des Stütz- und Bewegungssystems werden konkrete Ableitungen für die Belastungsgestaltung und Belastbarkeitssicherung bei Athletinnen getroffen.
Können zyklische Veränderungen bei Sportlerinnen als Chance begriffen werden, Training effektiv zu individualisieren? Antworten auf diese wichtige Frage gibt der Beitrag von Elisabeth Reis über die Periodisierung von Krafttraining unter Berücksichtigung der Hormonlage im ovulatorischen Zyklus bei Frauen. In ihrer Untersuchung werden drei verschiedene Periodisierungsvarianten getestet.
Es ist eine Binsenweisheit, dass der tägliche Energieverbrauch von Sportlerinnen – unter Beachtung bestimmter Nährstoffverhältnisse in der Nahrung – gedeckt werden muss. Der Beitrag von Larisa Shakhlina macht auf die Folgen einer falschen Ernährung aufmerksam – auf die sog. Sportlerinnen-Triade mit den Komponenten Essstörung, Amenorrhoe und Osteoporose. Eine rationale Ernährung für Sportlerinnen – deren Grundzüge dargestellt werden – kann diesen negativen Auswirkungen vorbeugen.
Und schließlich enthält die Ausgabe den Beitrag „Spitzensportförderung in Deutschland – Bestandsaufnahme und Perspektiven“ von Eike Emrich, Werner Pitsch (u.a.). Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage der Effektivität des deutschen Nachwuchsleistungssports und ist daher dem Bereich der Wirkungsforschung zuzurechnen. Es werden die Ergebnisse mehrerer Teilstudien dargelegt, die den Zusammenhang zwischen Förderung und sportlichem Erfolg auf der individuellen Ebene erhellen.
Im Anschluss daran wird die Frage der Effektivität der Spitzensportförderung in Deutschland auf der kollektivistischen Ebene behandelt.
Quelle:
www.dosb.de