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07
03
2008

Das Aufgabenpaket der in der Folge gegründeten GRR nach dem Vorbild des Weltverbandes AIMS (Association of International Marathons and Road Races) hat sich ständig erweitert.

Von Eisbergen und Feigenblättern – Manfred Steffny in SPIRIDON Nr. 3/2008 – Diese Bilanz ist einzigartig und mit beigetragen dazu hat German Road Races.

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Was ist denn da los bei den German Road Races? Die Interessengemeinschaft der deutschen Straßenlaufveranstalter verliert ihre Gründungsmitglieder. Vor über einem Jahrzehnt setzten sich die Veranstalter der Marathonläufe von Berlin, Hamburg, Frankfurt und Berlin zusammen, um eine gemeinsame Strategie gegenüber dem Deutschen Leichtathletik-Verband und den Fernsehanstalten zu entwickeln.

Das Aufgabenpaket der in der Folge gegründeten GRR nach dem Vorbild des Weltverbandes AIMS (Association of International Marathons and Road Races) hat sich ständig erweitert. Auch die Zahl der Mitglieder. 46 sind es zur Zeit. Aber Berlin, Hamburg, Frankfurt und Köln sind in letzter Zeit aus nicht nachzuvollziehenden Gründen ausgetreten.

Es ist so ähnlich wie wenn riesige Eisberge mit Getöse abbrechen, aber der Eiskontinent Antarktis dennoch unbeeindruckt bleibt. 46 Mitglieder hat GRR, vom Halbmarathon in Altötting bis zum Residenzlauf in Würzburg. Eine Mindestzahl von tausend Teilnehmern ist erwünscht sowie die Erfüllung gewisser Standards. Der München-Marathon und der Rennsteiglauf sind im Augenblick die zahlenmäßig größten Mitglieder. Sprecher sind der frühere Renndirektor des Berlin Marathon, Horst Milde und Wilfried Raatz aus Darmstadt. „Bei unserer letzten Sitzung in Mallorca haben wir von den Mitglieder 101% Unterstützung bekommen“, betont Horst Milde.

Die sehr informative zweisprachige Website www.germanroadraces.de ist das Aushängeschild der Vereinigung. Mit dem Jahresbeitrag von 500 € für größere Veranstalter (ab 2.000 Meldungen) und die Hälfte für die kleineren kommt man mit seinen Terminen auf den in einer Auflage von 250.000 Stück verbreiteten Flyer der GRR, hat bei allen Mitgliedern auf den Messen einen kostenlosen Stand und hat eine Stimme bei der Jahreshauptversammlung, wo bei flacher Hierarchie der Meinungsaustausch im Mittelpunkt steht.

Es geht um Beziehungen und Verhältnis zu Zeitmessfirmen, Verbänden, Sponsoren, Athleten, Manager und Presse, natürlich auch um Startgelder-Staffelung und Absicherungen durch Versicherungen. Klar, dass sich da auch Freundschaften entwickelt haben, Equipment von einer Frühjahrsveranstaltung zu einem Partnerlauf in den Herbst verliehen wird und umgekehrt.

Kälter wird es mit der Solidarität, je professioneller ein Lauf wird. Agenturen haben mit den Sportfreunden wenig am Hut, wenn die Stadt zu sehr mitmischt ebenso. Und natürlich gibt es persönliche Animositäten, die sich hinter Detail-Formulierungen über den neuen zwischen DLV und GRR ausgehandelten Gesundheitsrichtlinien für Marathonläufer versteckten. Dabei sind diese Punkte doch nur ein Feigenblatt für die Veranstalter und auch den DLV. Und bei einem Feigenblatt ist es egal, ob es grün oder braun ist. In jedem Fall ist es zu klein.

Weder ein Fragenkatalog noch das einige Zeit im Raum stehende ärztliche Attest werden im Endeffekt einen Marathon-Toten verhindern. „Wir müssen damit leben, dass irgendwo etwas passiert. Und leider ist es so, dass in der Überschrift der Marathon-Tote steht, selbst wenn zwei Weltrekorde erzielt werden“, weiß Horst Milde.

Natürlich gucken die Großen etwas schärfer, ob die Kleinen die Qualitätskriterien einhalten. Und sie ärgern sich, dass sie wie in Verbänden und politischen Gremien üblich nur eine Stimme haben. Es ist bedauerlich, dass die deutschen Straßenlaufveranstalter nicht mit einer Stimme sprechen können. Doch man merkt es nicht, denn GRR leistet gute Arbeit. Man bemüht sich um die Förderung von Nachwuchsathleten, wählt den Trainer des Jahres und hat sich bemüht um die Wiedererweckung des deutschen Crosslauf-Cups, an dem besonders Wilfried Raatz als Darmstädter Veranstalter auf der Lichtwiese großes Interesse hat. „Wir verstehen uns als Lautsprecher der Laufbewegung“, betont Horst Milde.

GRR schwappt inzwischen über die Grenzen. Mitglieder sind auch die beiden Südtiroler Läufer in Bozen und Meran sowie der überwiegend von Deutschland aus organisierte TUI-Marathon in Mallorca.
Deutschland besitzt weltweit die größte Marathondichte, quantitativ nur von denen in den USA übertroffen und die höchste Qualität, sieht man von den wenigen Elitemarathons in Japan ab. Die Regionalisierung ist beinahe perfekt. Hier zeigt sich ein Vorteil des förderativen Aufbaus der Bundesrepublik gegenüber zentralistischen Staaten, wo alles in der Hauptstadt hängen bleibt.

Von den 15 deutschen Städten mit über 500.000 Einwohnern haben 13 einen funktionierenden Marathon. Es fehlen nur Nürnberg und Stuttgart, wo aber eine Weltmeisterschaft, eine Europameisterschaft und verschiedene deutsche Meisterschaften stattgefunden haben, man sich über den zweitgrößten deutschen Halbmarathon freut. Die Noris hat allerdings eine wechselvolle Marathon-Geschichte mit kurzlebigen Veranstaltungen – Comeback jederzeit möglich.

Diese Bilanz ist einzigartig und mit beigetragen dazu hat German Road Races. Und der Berlin-Marathon ist da auch nur die Spitze eines Eisberges.

Wie sieht`s denn in der Schweiz aus? Sehr gut. Viktor Röthlin, der WM-Dritte 2007 und Sieger von Tokio 2008, ist auch hier nur die Spitze des Eisbergs. Früher war das Alpenland bekannt für eher krumme Distanzen. Den 17 km langen Murtenlauf hat im Oktober seine 75 Jahre auf dem Buckel als zeitweise einer der größten Läufe Europas mit über 16.000 Finishern schon im Jahr 1985. 100 km wurden in Biel als Wettkampfform geboren und erreichten jahrelang über 4.000 Finisher. Innovativ waren auch Bergläufe wie Sierre-Zinal und Swiss Alpine in Davos, die das Sommerloch überbrückten.

Heute existieren neben dem landestypischen Jungfrau-Marathon (4.062 Finisher 2007) auch die Flachmarathons von zunächst Lausanne (1.422), dann Zürich (4.642) – ein Lauf, der eng verbunden ist mit dem Aufstieg von Viktor Röthlin – , Genf (877) und ab 2007 Luzern (2.638 Finisher). Bei den 50 größten Läufen wurden 244.000 Läufer im Ziel gezählt, 3,5% mehr als im Vorjahr. Doch auch hier wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Den Baseler Stadtmarathon gibt es nicht mehr, nur noch die Baseler Lauftage inklusive Marathon am 26. Oktober, ein Tag, an dem auch in Lausanne und Luzern die 42,195 km auf dem Programm stehen. 11 von 18 Marathons wiesen nach einer Aufstellung von Heinz Schild 2007 ein Minus auf.

So sind die größten Läufe nach wie auf kürzeren Strecken zu Hause: Escalade Genf im Dezember mit 22.766 Finishern, der Grand Prix von Bern über 10 Meilen, der Zürcher Silvesterlauf, die 20 km von Lausanne, der Schweizer Frauenlauf in Bern, der Luzerner Stadtlauf, der Greifenseelauf und die Sola-Stafette in Zürich, alle im fünfstelligen Bereich. Der Trend geht eindeutig zum Landschaftslauf.

Was in Deutschland eingeschlafen ist, der DLV-Cup als Gesamtwertung einer Straßenlaufserie, funktioniert in der Schweiz als Post-Cup mit Preisgeldern von 40.000 Franken bei sechs gewerteten Läufen für die Männer und sieben bei den Frauen . Auch Viktor Röthlin hat hier schon gewonnen.

Die Sieger 2007 sind Philipp Bandi und Mirja Jenni-Moser.

Manfred Steffny in SPIRIDON Nr. 3/2008

 

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author: GRR

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