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09
03
2008

Erneuter Titelgewinn für Sabrina Mockenhaupt und Stephan Hohl – Überzeugende Vorstellung von Alexander Hahn und Zelalem Martel – Ohrdruf festigte Ruf als Cross-Mekka – GRR-Förderpreis übergeben

Deutsche Crossmeisterschaften in Ohrdruf

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Die Crossmeister von Ohrdruf 2007 sind auch die von Ohrdruf 2008, zumindest was die beiden Hauptwettbewerbe der Männer und Frauen betreffen: Während Sabrina Mockenhaupt nach kurzer Gegenwehr von Susanne Hahn den Frauentitel über 4.900 m erneut gewinnen konnte, gestalteten Stephan Hohl und Sebastian Hallmann das Männerrennen über 9.900 m lange Zeit gemeinsam an der Spitze, ehe der Pforzheimer mit einem couragierten Vorstoß im Schlussviertel alles klar machte zum letztlich überzeugenden Erfolg über den Neu-Münchener Hallmann.

Mit 1100 Meldungen verzeichneten die deutschen Crossmeisterschaften eine gute Resonanz und mit Ohrdruf untermauerte die kleine Stadt im Thüringischen bei der zweiten Ausrichtung der Titelkämpfe in Folge ihre Ansprüche als Heimstatt in Sachen Crosslauf, zumal man die kleinere Unzulänglichkeiten des Vorjahres als Hausaufgaben verstanden hat und eine Veranstaltung ohne Fehl und Tadel unter den vor Ort möglichen Gegebenheiten baute.

Auch wenn auf der selektiven Strecke am Goldberg es um die Besten im Crosslauf ging, die Gedanken der meisten der angetretenen Spitzenläufer in den insgesamt elf Laufkonkurrenzen drehten sich bereits um die Bahn- und Straßensaison, die allerdings erst im April und Mai auf Touren kommen wird. Für ein Großteil steht nämlich eine Trainingsphase in zumeist angenehm warmen Gefilden an, gleichgültig dabei, ob die wärmende Sonne am Meer oder Höhenmaßnahmen anstehen. Olympische Spiele in Peking oder U 20-Weltmeisterschaften im polnischen Bydgoszcz sind zwei hohe Ziele, die für so manche der Erstplatzierten im Saisonaufbau eine entscheidende Rolle spielen werden.

Alleine Susanne Hahn darf zu den Cross-Weltmeisterschaften nach Edinburgh (30. März) fliegen, für hoffnungsvolle Junioren wie Alexander Hahn zerplatzten derartige (Start-)Träume schon zuvor am Veto des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. So wird es in Sachen Querfeldeinlaufen erst mit den Wettbewerben im Deutschen Cross-Cup in Pforzheim (8. November) und Darmstadt (23. November) sowie den Cross-Europameisterschaften in Oostende (14. Dezember) weiter gehen.

„Mocki“ mit mehr Mühe am Holzbalken als mit der Konkurrenz

In eindrucksvoller Manier drehte Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) ihre Runden am Rande des Goldbergs und durfte als verdienten Lohn ihrer kaum mehr als einer Viertelstunde währenden Arbeit die Goldmedaille in Empfang nehmen. „Das war schon hart heute“, gestand die frisch gekürte Militär-Weltmeisterin im Ziel. „Mit den blöden Holzbalken komme ich überhaupt nicht zurecht. Außerdem musste ich etwas Angst haben, da mein einer Spike sich gelockert hatte“.

Dass es für die Siegerländerin nicht zum Spaziergang wurde, dafür hatte in erster Linie auch Susanne Hahn (SV Schlau.com Saar 05 Saarbrücken) gesorgt, die zwei der vier zu laufenden Runden ein hartnäckiger Gegner war, ehe die furios laufende Julia Viellehner (LG Passau) ihr die zunächst sichere Silbermedaille streitig machen wollte. „Man merkt einfach mein Marathontraining. Schließlich war mein letztes Crossrennen bei der EM Mitte Dezember. Zum Glück ist die WM-Strecke in Edinburgh acht Kilometer lang!“

Letztlich lagen fünf Sekunden zwischen der zur Marathonstrecke tendierenden Saarbrückerin und der jungen Julia Viellehner („Ein super Lauf! Susanne hat den Marathonbiss, der hat heute für sie entschieden!“). Während „Mocki“ in Stanford am Ende ihres US-Höhencamps in Flagstaff die 10.000 m-Olympianorm angreifen wird, strebt Susanne Hahn bei den Marathonmeisterschaften im Rahmen des Gutenberg-Marathon in Mainz die geforderte Qualifikation für Peking an.

Keine Überraschung war allerdings auch der Titelgewinn für das Trio des LAV Rostock. Der Club des GRR-Trainer des Jahres 2006, Klaus-Peter Weippert hatte neben der Marathon-Europameisterin Ulrike Maisch das laufstarke Triathlonass Christiane Pilz und die nach längerer Pause wieder zurückgekehrte Katharina Splinter aufgeboten, die mit Abstand namhafteste Mannschaft der Frauenkonkurrenz.

Falk Czierpinski schafft läuferischen Anschluss

Achtzehn Sekunden trennten im Ziel die beiden hartnäckigen Konkurrenten Stephan Hohl (TV Huchenfeld) und Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München). Nach einem derart klaren Ergebnis hatte es allerdings sechs von acht Runden lang nicht ausgesehen. „Wegen einer Rippenblockade vor einer Woche konnte ich mir meiner Sache keineswegs sicher sein“, gestand Stephan Hohl nach dem Rennen. So hatten Seitenstiche vor Wochenfrist die Generalprobe bei einem 10 km-Rennen in Schriesheim vermiest. „Mit dem Meistertitel in Ohrdruf wird mich der ADH hoffentlich zu den Studenten-Crossweltmeisterschaften Anfang April mitnehmen. Mehr kann ich jedenfalls nicht mehr anbieten!“

„Es geht aufwärts“, freute sich trotz der letztlich klaren Niederlage dennoch Sebastian Hallmann, „man merkt, dass die Jahre, in denen ich immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen wurde, nicht vergebens waren!“ Der inzwischen für die LG Stadtwerke München laufende Freisinger durfte sich zudem über den Mannschaftstitel freuen, den er im Verbund mit dem sehr aktiven Florian Neuschwander und Matthias Ewender vor der LG Passau und dem TV Wattenscheid gewinnen konnte.

Überraschend belegten Falk Czierpinski (SG Spergau), Markus Weiss-Lazko (LAV ASICS Tübingen) und Carlo Schuff (Post-Sport Telekom Trier) die nächsten Ränge in dem ausgeglichen besetzten Langstreckenrennen, während der stärker eingeschätzte Alexander Lubina (TV Wattenscheid) nur auf Rang sieben einkam. Vor allem der mit Olympia-Ambitionen über die Marathondistanz in die Saison 2008 startende Sohn des zweifachen Olympiasiegers Waldemar Czierpinski zeigte im ungewohnten Terrain deutlich verbesserte Laufqualitäten. „Ich glaube, ich habe zehn Jahre lang nicht mehr an einem Crossrennen mitgemacht. Für mich ist dieser dritte Platz aber lediglich ein Beleg, dass ich läuferisch einen Sprung gemacht habe!“ So der frühere Triathlet, der nun in der Leichtathletik Karriere machen möchte.

Zielfoto bei den Mittelstrecklern

Sogar das Zielfoto mussten die Kampfrichter heranziehen, um den Sieger im Mittelstreckenrennen der Männer zu ermitteln. Franek Haschke (LG Nord Berlin) hatte das glücklichere Ende letztlich für sich, der sich mit einem Sturz ins Ziel rettende bis dato völlig unbekannte Christoph Jäckel (TSV Gräfelfing) war hauchdünn geschlagen in einem Wettbewerb, der eher durch spektakuläre Stürze aufgefallen war als durch läuferische Klasse. Auch ohne Carsten Schlangen und Jonas Stifel gewann die LG Nord Berlin wiederum Mannschaftsgold.

Während die Juniorenmeisterin Heike Bienstein (LG Olympia Dortmund) als Vierte des Gesamteinlaufes der Frauen im direkten Vergleich zu den aktuellen Leistungsträgerinnen glänzend abschnitt, fehlte Juniorenmeister Zelalem Martel der absolute Vergleich mit den Männern. Der für die LG Neckar-Enz startende gebürtige Äthiopier beeindruckte auf der 7.400 m langen Distanz allerdings mit einem furiosen Schlussteil, dem die zweifellos sehr engagiert laufenden Rico Schwarz (ASV Erfurt) und Thorsten Baumeister (Post-Sport Telekom Trier) nichts mehr entgegen zu setzten hatten.

Alexander Hahn: Mit Wut nach Nichtnominierung zum Sieg

Mit einem internationalen Vergleich hätte Alexander Hahn (TSV Bayer Leverkusen) gerne den Crosswinter 2007/08 abgeschlossen, doch beim DLV wollte man dem zweifellos crossbegabten Leverkusener keinen Einzelstart bei den Cross-Weltmeisterschaften zugestehen. Das ist schon enttäuschend“, gestand der 19jährige nach seiner Glanzvorstellung in Ohrdruf ein. „Aber ich bin noch jung und mein Saisonziel sollen die Junioren-WM in Bydgoszcz sein. Da möchte ich über 5000 m das Finale erreichen. Das wird schwer genug!“

Mit einem Raketenstart hatte sich der Schützling von Paul-Heinz Wellmann im A-Jugend-Rennen an die Spitze gesetzt (Der hat richtig Brass“, so Vater Andreas Hahn) und im Nu einen Vorsprung von sechzig, achtzig Meter herausgelaufen. Auch wenn im weiteren Verlauf Florian Orth (ESV Jahn Treysa) eindrucksvoll aufgeschlossen war, das Ende gehörte wiederum Alexander Hahn, der mit einem trocknen Antritt alle Zweifel an seiner Dominanz zerstreute. „Ich habe mich richtig stark gefühlt“.

GRR-Förderpreis an Katharina Heinig übergeben

Einen nachhaltigen Eindruck hinterließen hier übrigens Robert Krebs (LG Nike Berlin) und der letztjährige B-Jugendmeister Sascha Großheim (LC Erfurt) auf den Rängen drei und vier. Ähnlich beeindruckend auch die A-Jugenderste Carolin Aehling, die viele Jahre nach den frühen Erfolgen von Rüdiger Stenzel (später für den TV Wattenscheid startend) für die LG Coesfeld einen Crosstitel ins Westfälische holte. Nach Ermüdungsbruch fehlte Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt) die nötige Kraft, um auf dem selektiven Kurs in die Spitzengruppe vorzustoßen.

„Hauptsache gesund“, kommentierte die 18jährige Schülerin ihren zehnten Rang über 3.600 m. Auf dem obersten Treppchen durfte sie dennoch stehen, denn im Rahmen der Titelkämpfe zeichnete German Road Races das Talent aus dem hessischen Odenwald mit dem GRR-Nachwuchs-Förderpreis 2007 aus, das im Vorjahr trotz der verletzungsbedingt nur wenigen Starts gleich dreimal die deutsche Rangliste ihrer Altersklasse anführte. Wegen Krankheit fehlte U 20-Vize-Europameister und GRR-Nachwuchs-Förderpreisträger Matti Markowski in Ohrdruf, so dass die Sprecher von German Road Races seine Ehrung und auch die von Heiner Weber, dem erfolgreichen Trainer aus dem Siegerland, zu einem späteren Zeitpunkt nachholen werden.

Mehr Bilder zu den Crossmeisterschaften finden Sie in der Galerie der Thüringer Allgemeinen.

Wilfried Raatz

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