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23
03
2008

Irina Mikitenko krönt den 62. Paderborner Osterlauf mit neuem Streckenrekord in 1:08:51 Stunden – Überraschungssieg über 10 km durch Markus Pröll - Sabrina Mockenhaupt mit 10 km-Hausrekord Zweiter hinter Peninah Arusei

Paderborner Osterlauf 2008: Irina Mikitenko krönt den 62. Paderborner Osterlauf mit neuem Streckenrekord in 1:08:51 Stunden –

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Die „weihnachtliche“ Osterzeit ist scheinbar eher etwas für die Kälte erprobten Mitteleuropäer als für die sieggewohnten Afrikaner. Diesen Schluss muss man zweifellos ziehen angesichts der überragenden Auftritte von Irina Mikitenko und Markus Pröll bei der 62. Auflage des Paderborner Osterlaufes. Knapp 24 Stunden nach ihrer Rückkehr aus dem kirgisischen Trainingslager stellte sich Irina Mikitenko an der Pader in glänzender Verfassung vor:

In neuer persönlicher Bestzeit von 1:08:51 Stunden steigerte die 36jährige Wattenscheiderin die seit 1997 von Joyce Chepchumba aufgestellte Streckenbestzeit von 1:09:24 um eine dreiviertel Minute und lief die schnellste Zeit einer deutschen Läuferin auf deutschem Boden. Den deutschen Rekord hält seit 1995 die Berlinerin Uta Pippig, die in Kyoto 1:07:58 Stunden erzielte.

Mit dem Österreicher Markus Pröll brach unerwartet ein Europäer in die Siegerphalanx der afrikanischen Läufer ein, die seit 1999 ununterbrochen den Sieger stellen konnten. Der 28jährige Hindernisläufer mit einer Bestzeit von 8:13 Minuten düpierte mit einem starken Endspurt die sieggewohnten Läufer aus Kenia und Tansania und gewann in 28:46 Minuten am Maspernplatz knapp vor gleich sechs dunkelhäutigen Athleten.

Bei den Frauen kam zwar Sabrina Mockenhaupt nicht an die überragende Vorjahressiegerin Peninah Arusei heran und musste sich mit Rang zwei zufrieden geben, durfte dafür aber über einen neuen 10 km-Hausrekord von 32:07 Minuten jubeln.

Osterlauf-Chef Horst Wiczynski: „Nicht jedes Jahr neuen Teilnehmerrekord!“

Mit 7 802 Anmeldungen gab es bei der 62. Auflage des Paderborner Osterlaufes zwar heuer keine Rekordmeldezahl zu verzeichnen, dennoch war Horst Wiczynski, der seit 34 Jahren beim Osterlauf die Fäden ziehende Präsident des ausrichtenden SC Grün-Weiß Paderborn, mehr als zufrieden, schließlich gab es auf der Halbmarathondistanz durch Irina Mikitenko und Charles Ngolepus zwei neue Streckenrekorde, mit Markus Pröll seit 1998 erstmals wieder einen europäischen Sieger auf der 10 km-Strecke.

„Wir müssen nicht jedes Jahr einen neuen Teilnehmerrekord vorweisen. Die 62. Ausgabe hat mich auch so begeistert!“ Beim German Road Races-Gründungsmitglied Paderborner Osterlauf hat man einmal mehr bewiesen, dass selbst unter erschwerten Bedingungen der Boden für Weltklasseleistungen bereitet ist. Selbst unter den an sich beengten Verhältnissen am Maspernplatz hat man immer wieder zündende Ideen, wie man dem sicherlich erfreulich starken Massentrubel am Ostersamstag Herr werden kann.  

Nun kann Irina Mikitenko in London die Weltspitze angreifen

„Eigentlich waren die Umstände zu dieser Bestzeit für mich nicht günstig“, gestand Irina Mikitenko im Ziel. „Dafür lief es aber überraschend gut. Ich habe vom Start weg weder einen Mann noch eine Frau um mich herumgehabt und bin einfach nach Gefühl losgelaufen. Erst nach 10 km haben wir mit der Zeit gearbeitet!“ Die Wattenscheiderin kam erst am Freitag von einem vierwöchigen Trainingslager aus Kirgisien zurück, wo sie auf 1600 m Höhe bei durchschnittlich 16 bis 18 Grad Celsius trainieren konnte. Der Blick geht unweigerlich in Richtung London-Marathon, wo sie am 13. April nach ihrem erfolgreichen Marathondebüt von Berlin einen weiteren Schritt in Richtung Weltspitze unternehmen möchte.

„In London bin ich keine Favoritin und kann mich unbekümmert hinter den Spitzenläuferinnen orientieren!“ Eine komfortable Situation für die 36jährige zweifache Mutter, die inzwischen viel Spaß für das längere Straßenlaufen entdeckt hat. „Natürlich werde ich auch das eine oder andere 10 km-Rennen laufen, denn nur zwei Starts über Marathon sind im Jahr doch viel zu wenig!“

Bei den Männern stürmte trotz der ungünstigen Bedingungen der Kenianer Charles Ngolepus nach 1:01:24 ebenso zu einem neuen Streckenrekord und verbesserte die bisherige Bestmarke seines Landsmannes Moses Kigen aus dem Jahr 2006 um sechs Sekunden. Beste Deutsche im Feld der 2 300 Halbmarathonläufer wurden als Dreizehnter der derzeit beste DLV- Bergläufer Timo Zeiler (TSV Trochtelfingen) in 1:08:07 bzw. die deutsche Marathonmeisterin Ilona Pfeiffer (LC Solbad Ravensberg) als Dritte in 1:18:02 Stunden.     

10 km-Sieger Pröll darf sich in Paderborn Gedanken über Peking machen

„Ich wollte unter 29 Minuten bleiben“ gestand ein glücklicher Markus Pröll. Der aus Freistadt in Oberösterreich stammende Hindernisspezialist, der den Sieg bei den U 23-Europameisterschaften 2003 als seinen bislang größten Erfolg bezeichnete, attackierte nach acht Kilometern die eher auf eine Rennkontrolle bedachten sechs afrikanischen Konkurrenten erfolgreich. „Die wollten mich immer wieder ausbremsen. Deshalb habe ich es mit einem langen Spurt probiert“, freute sich Pröll, der sich wegen einer Sehnenverletzung im linken Fuß erst spät in der Saison mit seiner Spezialdisziplin beschäftigen und zuvor die Jagd auf die Olympianorm über 5000 m und 10 000 m beginnen möchte.

„Mit diesem Sieg fängt für mich die Saison wirklich gut an. Der erste Test stimmt mich zuversichtlich, dass ich die Olympianorm von 28:08 laufen kann!“ Wem unter derart schwierigen Umständen ein Prestigesieg über ein halbes Dutzend laufstarker Afrikaner gelingt, der darf sich getrost Gedanken über einen Olympiastart in Peking machen. Vor allem, wenn dazu noch die Qual der Streckenwahl im Raume steht…

Hinter Markus Pröll kamen mit einer Sekunde Rückstand die beiden Kenianer Boash Mayaka und John Kales bei Zeitgleichheit auf die Plätze zwei und drei. Als Achter schlug sich Falk Czierpinski (SG Spergau) in diesem Klassefeld mit 29:48 recht ordentlich, während Stefan Koch (TV Wattenscheid) wegen einer Verletzung das Ziel nicht erreichte.

Mocki überrascht sich selbst mit 10 km-Bestzeit

Bestens vorbereitet gingen zumindest die beiden Tageschnellsten im Frauenfeld ins Rennen, denn trotz des eher ungemütlichen Wetters mit Schneeregen und Temperaturen um drei, vier Grad Celsius gab es sowohl für Peninah Arushei als auch für Sabrina Mockenhaupt gab es eine persönliche Straßen-Bestmarke. „Die Kenianerin konnte ich nicht schlagen, die war einfach zu stark!“ gestand „Mocki“ im Ziel. Ich hätte dies heute nicht erwartet. Als heute losgefahren sind, sind wir durch dichten Schneeregen gefahren. Da habe ich gesagt, das wird heute aber nichts! Doch so kann man sich täuschen“.

Vier Wochen nach ihrem überraschenden Sieg beim Tokio-Marathon stellte sich Claudia Dreher bereits wieder in einem Wettbewerb, nachdem sie am Vorabend erst aus dem Trainingslager in Potchefstroom in Südafrika zurückkehrt war. „Ich habe den Marathon gut verkraftet und werde jetzt etwas für meine Tempohärte tun müssen“, gestand die inzwischen für den SV Ihleläufer Burg startet und sich trotz der starken Konkurrenz innerhalb der deutschen Marathonfrauen für Peking qualifizieren möchte. Als Siebte lief sie in 34:44 ins Ziel und lag dabei knapp vor der früheren Weltklasseläuferin Claudia Lokar, die sich mit 35:09 Minuten als ambitionierte Hobbyläuferin mit nunmehr 44 Jahren an der Stätte früherer großer Erfolge (darunter auch ihr Halbmarathonsieg 1996 in 1:10:07) gerne wieder einmal zeigen wollte. Im deutschen Vergleich hatten Veronika Ulrich (35:11) und auch Luminita Zaituc (36:28) klar das Nachsehen.    

Wilfried Raatz

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