Unter dem Motto „Kids in die Clubs“ müssen dort Kinder von Hartz IV-Empfängern selbst keinen Vereinsbeitrag mehr zahlen.
Dr. Detlef Kuhlmann kommentiert in der DOSB Presse: Kinder in die Sportvereine
Mitgliedsbeiträge sind die wichtigste Ressource der Sportvereine. Mit-gliedsbeiträge kommen kontinuierlich und ermöglichen klare Kalkulationen im Vereinsetat. Wohl kaum einer der 91.091 Sportvereine, die derzeit über die verschiedenen Mitgliedsorganisationen des Deutschen Olympischen Sportbundes irgendwo zwischen Flensburg und Freiburg und zwischen Düsseldorf und Dresden ansässig sind, wollte auf Mitgliedsbeiträge als feste Position auf der Einnahmenseite vollends verzichten.
Die Beitragsgestaltung bleibt allerdings jedem Verein selbst überlassen: Die einen differenzieren zwischen aktiven und passiven Mitgliedern, die anderen bieten günstige Tarife für Familien und Ermäßigungen für Auszubildende und Studierende an … von Beitragsfreistellungen für Ehrenmitglieder ganz zu schweigen.
Neuerdings beginnt sich mit der Übernahme von Beitragszahlungen aus externen Fördermitteln „Dritter“ ein neues Element der Beitragsakquirierung zu etablieren. Was damit gemeint ist? Bei der Hamburger Sportjugend wurde 2004 der Anfang gemacht: Unter dem Motto „Kids in die Clubs“ müssen dort Kinder von Hartz IV-Empfängern selbst keinen Vereinsbeitrag mehr zahlen. Die Sportjugend Berlin hat vor kurzem ein ähnlich beitrags-freies Aktionsprogramm „Kids in die Sportclubs:
Wir bringen Bewegung ins Leben“ gestartet, um benachteiligten Kindern und Jugendlichen durch ein regelmäßiges Sportangebot auf der Basis einer für sie kostenneutralen Vereinsmitgliedschaft ein Mehr an gesellschaftlicher Partizipation und so-zialer Integration zu ermöglichen. Die Bremer Sportjugend sucht sogar ganz gezielt nach Paten, die für 96 Euro im Jahr die Vereinsmitgliedschaft für ein Kind finanzieren.
Ein letztes Beispiel: Im niedersächsischen Bad Harzburg hat die ortsansässige Bad Harzburg-Stiftung jüngst die Initiative „Kinder in die Sportvereine“ gegründet und alle Sportvereine und Schulen angeschrieben, um an die Adressen und Namen derjenigen Kinder zu kommen, die dem Vereinssport-betrieb aus schwerwiegenden Gründen fern bleiben müssen. Die Stiftung übernimmt die Zahlung des Vereinsbeitrages für mindestens ein Jahr sowie den Kauf einer Grundausstattung zur Ausübung der gewählten Sportart … alles zur Nachahmung ausdrücklich empfohlen!
Fazit: Mehr Kinder bringen mehr Bewegung in die Vereine. Mit neuen Geldströmen gerät das Mitgliedschaftsgefüge in Bewegung. Ob dafür die „Sportvereinsmitgliedschaftsförderung“ als Terminus technicus taugt?
Dr. Detlef Kuhlmann
DOSB Presse