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15
06
2008

Die verbindende Klammer aller Texte besteht thematisch darin, dass sie auf je spezifische Weise sich dem Laufen als körpereigene Therapiemöglichkeit nähern und so teils theoretisch und mal eher praktisch „Laufen und Lauftherapie“ zu harmonisieren versuchen

Lesebuch zum Laufen als Therapie – Eine Hommage an Prof. Dr. Alexander Weber – Arwed Bonnemann, Jochen Grell und Klaus Richter (Hrsg.): Laufen und Lauftherapie. Ein Lesebuch. Prof. Dr. Detlef Kuhlmann stellt vor.

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Vor genau 20 Jahren hat der Psychologe Prof. Dr. Alexander Weber das „Zentrum für Lauftherapie“ gegründet, das 1990 in „Deutsches Laufthera-piezentrum“ (DLZ) mit Sitz in Bad Lippspringe (Nordrhein-Westfalen) umbe-nannt wurde. Dieses historische Datum soll jetzt Anlass sein, ein außergewöhnliches Laufbuch kurz vorzustellen und zu würdigen, das dem „Laufprofessor“ Alexander Weber zum „15. Aus- und Weiterbildungskurs von LauftherapeutInnen am Deutschen Lauftherapiezentrum e.V. (DLZ)“ (so der Untertitel) gewidmet ist und gleichsam – soviel als Fazit vorweg – eine sehr gelungene, weil im Ganzen lesenswerte Hommage an den Nestor der deutschen Lauftherapiebewegung darstellt.

Das Buch wird nicht zu Unrecht als „Ein Lesebuch“ präsentiert. Lesebücher haben nämlich den Vorteil, dass man sie nicht durchgängig gleich ganz von vorn nach hinten durchlesen muss, sondern überall einsteigen und zwischen durch auch mal wieder aussteigen kann, um schließlich doch am Ende alle Texte mit Gewinn gelesen zu haben. In diesem Lesebuch sind es insgesamt 23 Beiträge, die die drei Herausgeber Dr. Arwed Bonnemann, Jochen Grell und Klaus Richter – allesamt Dozenten am DLZ sowie langjährige Weggefährten von Alexander Weber und zudem selbst (im Marathon) erfahrene Läufer – zusammengestellt haben.

Die verbindende Klammer aller Texte besteht thematisch darin, dass sie auf je spezifische Weise sich dem Laufen als körpereigene Therapiemöglichkeit nähern und so teils theoretisch und mal eher praktisch „Laufen und Lauftherapie“ zu harmonisieren versuchen. Und was die 15 Autoren und drei Autorinnen (Bettina Richter, Margareta Reinecke, Christel Richter) anbelangt, handelt es sich – soweit in Ermangelung aufgeführter biografischer Angaben in den Texten zu lesen ist sowie zwischen den Zeilen offensichtlich wird – ausschließlich um solche Männer und Frauen, die dem ausdauernden Laufen als präventives Therapeutikum nicht nur selbst aufgeschlossen gegenüberstehen, sondern dieses auch im andauernden Selbstversuch praktizieren …

Das Lesebuch gliedert sich nach der Einleitung (Kap. 1) mit insgesamt fünf Beiträgen (hier u. a. mit einer Übersicht der knapp 200 Veröffentlichungen von Alexander Weber zum Laufen aus den Jahren 1981 bis 2005 von Wolfgang W. Schüler) in drei weitere Themenblöcke: Insgesamt sieben Beiträge widmen sich dem „Laufen als Therapie. Aus der Arbeit des DLZ“ (hier u. a. mit einem Text von Alexander Weber selbst zur Gesundheitsförderung durch Lauftherapie).

Danach geht es viermal um „Denken und Forschen“ beim Laufen und über das Laufen (hier u. a. mit einem Beitrag zu der Frage „Zum Laufen geboren? Wie uns die Evolution Geschwindigkeit gab“ von Urs Hagemann), bevor das Taschenbuch mit nochmals sieben Texten über „Laufen: Die persönliche Erfahrung“ (hier u. a. mit einem über „Die Angst des Anfängers“ von Carl-Jürgen Diem) abschließt.

Wenn jeweils eine Empfehlung zu den vier Kapiteln als Einstieg in das Lesebuch erlaubt ist, dann müssen auf jeden Fall diese vier Texte dabei sein, ohne damit jedoch alle anderen irgendwie abwerten zu wollen: Aus der Einleitung favorisiere ich: „Laufen mit Alexander Weber“ (von Klaus Richter), weil hier das auf Eigenverantwortlichkeit basierende Konzept im Sinne von „Hilf Dir selbst: laufe“ (gleichnamiger Buchtitel von Weber aus dem Jahre 1999) knapp und konkret skizziert wird.

Aus dem zweiten Kapitel sei: „Wie alles so gekommen ist. Ganz persönliche Erinnerungen aus der Vorzeit des Deutschen Lauftherapiezentrums“ von Werner Sonntag ausdrücklich empfohlen, weil hier auch schlaglichtartig die Genese der (un-)organisierten Laufbewegung in Deutschland nachgezeichnet und das Webersche Laufkonzept in der Frage „Wie erfahre ich mich laufend?“ anstatt „Wie werde ich schneller?“ prägnant auf den Punkt gebracht wird.

Aus dem Kapitel drei hat mich: „Welt im Kleinen. Laufbewegung und Alltagskultur“ von Ronald Lutz auf Anhieb deswegen sehr angesprochen, weil hier nachvollziehbar erläutert wird, wie über das gemeinsame Laufen gleichsam soziale Kontakte neu komponiert werden und dadurch Netzwerke entstehen können. Laufen verbindet eben so oder so …

Schließlich sei aus dem letzten Kapitel insbesondere der Beitrag über den 73-jährigen Hamburger Marathonsammler „Horst Preisler – Laufen als Lebenselexier. Passagen aus der Lebenswelt eines außergewöhnlichen und liebenswerten Läufers“ von Arwed Bonnemann hingewiesen, weil er dem Menschen mit den weltweit meisten Marathonläufen eine Stimme verleiht, der es inzwischen auf mehr als 1500 Marathons gebracht hat.

Seinen Laufstil bezeichnet der Autor als „geradezu schrecklich“ bezeichnet, seine Laufkleidung als ziemlich „uneitel“ (im Winter z.B. erkennt an ihn sofort mit seiner bunten Strumpfhose und der darüber gezogenen Turnhose sowie der Woll-Pudelmütze). Das Leitprinzip des Dauerläufers Horst Preisler liest sich im Original ganz einfach so: „Ich laufe für mich, manchmal gegen mich, selten gegen andere, und jeder Marathon hat seine eigene Geschichte, jeder Marathon ist eine Begegnung mit einer Landschaft und ihren Menschen, jeder Marathon ist ein Treffen von Freunden“ (S. 204). Wollte dem etwa jemand widersprechen?

Am Ende noch einmal zurück an den Anfang: Da war von Alexander Weber und dem DLZ-Jubiläum die Rede. Dem können nun noch zwei weitere aktuelle Geburtstage hinzugefügt werden: In diesen Tagen kann Alexander Weber auf 30 Jahre Laufseminare in Dornumerseil (Ostfriesland) zurückblicken … und am 25. Juni 2008 vollendet er selbst sein 71. Lebensjahr.

An seinem Credo „Hilf Dir selbst: laufe!“ wird sich hoffentlich – das sei ihm zu wünschen – auch im neuen Lebensjahr nichts groß ändern.

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann – Sportwissenschaftler an der Leibniz Universität Hannover.

Arwed Bonnemann, Jochen Grell und Klaus Richter (Hrsg.): Laufen und Lauftherapie. Ein Lesebuch. LAS-Verlag: Regensburg 2006. 224 S. 14,90 €. ISBN 978-3-89787-160-1.

author: GRR

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