„Wir wollen den Läufern mehr als nur Sport bieten“ – Die Weiterentwicklung und Verknüpfung in Davos wird auch heuer fortgesetzt. Der neue alpinathlon (20. Juli), highseven (20. Juli bis 26. Juli) und der 23. swissalpine marathon (26. Juli) – Anita Fuchs
Die Weiterentwicklung und Verknüpfung in Davos wird auch heuer fortgesetzt. Der neue alpinathlon (20. Juli), highseven (20. Juli bis 26. Juli) und der 23. swissalpine marathon (26. Juli) decken ein breites Spektrum ab. „Wir müssen vermehrt aus der eigenen Welt ausbrechen“, sagt OK-Präsident Andrea Tuffli.
highseven steht für hoch in den Alpen, für sieben Tage. Befinden Sie sich persönlich schon in einem Hochgefühl?
Andrea Tuffli: Selbstverständlich. Wir stecken mitten in den letzten Vorbereitungen, und da macht es sich automatisch bemerkbar.
Der zahlreiche Programmpunkte umfassende Begriff highseven dient als Verbindungsglied zwischen dem alpinathlon und dem marathon. Was stellt für Sie innerhalb der Dachmarke swissalpine die bedeutendste Rolle dar?
Tuffli: Das kann ich so nicht beurteilen, man muss highseven als Ganzes sehen. Der alpinathlon stellt den Auftakt der swissalpine-Woche dar, der marathon bildet den Abschluss. Zwischen den beiden Veranstaltungen gibt es ein kulturell-sportliches Programm, das unter anderem eine Führung durchs Kirchner Museum, zwei Jazzkonzerte der vorgelagerten Veranstaltung Davos Sounds Good, und ein klassisches Konzert des anschliessenden Davos Festival umfasst. Das Davos Festival ist im Übrigen gleich alt wie der swissalpine marathon und hat demzufolge ebenfalls eine grosse Tradition.
Folge dessen verfolgen Sie mit highseven mehrere Ziele?
Tuffli: Richtig. Einerseits soll es das Verbindungsglied zwischen dem alpinathlon und dem swissalpine marathon darstellen und anderseits als Brückenschlag zwischen Davos Sounds Good und dem Davos Festival dienen. Nicht vergessen darf man ausserdem, dass sich die letzte Juli-Woche dank highseven nun zu einer Bergsommer-Woche entwickelt, in der sportliche und kulturelle Werte aufgezeigt werden. Und: Wer sieben Tage in den Bergen verbringt, profitiert vom Höheneffekt.
Wo sehen Sie denn Gemeinsamkeiten zwischen Sport und Kultur?
Tuffli: Primär geht es darum, den Teilnehmern und deren Begleitpersonen während dieser Woche mehr zu bieten als nur Sport. Den ersten Schritt in diese Richtung vollzogen wir im Jahr 2006 mit der Einführung des ersten Kultur-Marathons der Schweiz. Dass wir nun den musikalischen Bereich integrieren können, ist ein absoluter Glücksfall. Zu verdanken ist er in erster Linie Graziella Contratto, der Intendantin des Davos Festival. Sie ist überaus innovativ und kreativ.
„Wir bringen die Kultur in eine andere Welt.“
Liegt der vermehrte Einbezug von Kultur in den swissalpine auch darin begründet, dass in Graubünden in diesem Bereich grosse Anstrengungen unternommen werden?
Tuffli: Das sicher. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass keine andere Region auf so engem Raum so viele kulturelle Werte hat. Mit highseven bringen wir die Kultur nun in eine ganz andere Welt. Der Durchschnittsteilnehmer am swissalpine marathon ist übrigens ein gut situierter 40-jähriger Familienvater, und der spricht erfahrungsgemäss gut auf solche Programme an. Wir müssen vermehrt aus der eigenen Welt ausbrechen und verschiedene Themen verknüpfen.
Welche Vorgaben peilen Sie konkret mit dem marathon an?
Tuffli: Bei ihm steht ganz klar die Fokussierung auf die Laufbewerbe im Vordergrund. Ein besonderes Augenmerk richten wir dabei auf die Königsdisziplin, den K78. Aber auch auf den K42, der als höchstgelegener Marathon Europas gilt, und den K21 mit dem Start auf der weltbekannten Sunnibergbrücke. Mit dem K11 haben wir nun eine Distanz im Angebot, die als Türöffner für Laufeinsteiger gilt. Dank des mehrere Bewerbe umfassenden marathon hat sich Davos zum Berglauf-Mekka entwickelt. Diese Position wollen wir festigen.
Und wie sieht es in Bezug auf den alpinathlon aus?
Tuffli: Ihn beabsichtigen wir zum absolut einzigartigen Multisportevent der Alpen zu entwickeln. Dazu möchte ich noch sagen, dass es mich riesig freut, dass mit Engadin/St. Moritz und Davos/Klosters zwei absolute Top-Destinationen in den Anlass involviert sind.
Die Teilnehmerzahl beim marathon hat sich auf einem beachtlichen Niveau eingependelt. Weshalb verfolgen Sie trotzdem eine stetige Weiterentwicklung?
Tuffli: Weil das Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist. Grosse Sprünge erwarte ich selbstverständlich nicht. Es wäre jedoch schön, wenn wir allein mit den Laufbewerben auf 5000 Teilnehmer kämen. Dazu müssen wir uns stetig weiterentwickeln, das Angebot verbessern und in einigen Bereichen qualitativ zulegen.
„Der alpinathlon benötigt eine gewisse Entwicklungszeit.“
Jetzt aber eine Frage zur Quantität: Wie viele alpinathlon-Starter betrachten sie mittelfristig gesehen als realistisch?
Tuffli: Vorerst benötigt er eine gewisse Entwicklungszeit; ich rechne mit drei Jahren. Der alpinathlon wird indes niemals das Ausmass des marathon erreichen. 1500 Teilnehmer sollten aber möglich sein. Das Feld entspräche dann ungefähr jenem der früher ausgetragenen Keschstafette.
„Ich bin vom Multisport-Gedanke überzeugt.“
Was hat Sie dazu bewogen, den alpinathlon als eigenständige Veranstaltung zu positionieren?
Tuffli: Das Rennen war unübersichtlich; die K78-Läufer befanden sich ab Bergün inmitten der Teamläufer. Viele Zuschauer bemerkten entlang der Strecke den K78-Spitzenläufer oft nicht. Ausserdem muss man sehen, dass der Teambewerb trotz absoluter Top-Besetzung stets im Schatten des K78 stand und die Beachtung in der Öffentlichkeit entsprechend gering war. Ich persönlich bin vom Multisport-Gedanke überzeugt und auch der Meinung, dass der alpinathlon gute Perspektiven hat. Aus diesem Grund muss man ihm zwingend zu einem eigenen Gesicht verhelfen.
Und welches waren die Überlegungen, die Laufrichtung des K31 und des C42 zu kehren?
Tuffli: Seit sich das Ziel dieser beiden Bewerbe in Davos befand, gingen die Teilnehmerzahlen wegen der gestiegenen Anforderungen stark zurück. Durch die Umkehr sind diese beiden Distanzen einfacher zu meistern. Zudem können die Athleten jetzt in der frischen Morgenluft und nicht in der brütenden Mittagszeit laufen. Ich muss allerdings auch zugeben, dass die Organisation nun einfacher fällt. Ich denke da beispielsweise an die Signalisation.
„Unser Wunsch ist, eine Triple-Wertung zu schaffen.“
Die Verknüpfung wird auch auf touristischer Ebene fortgesetzt. Nach Filisur, Bergün und Klosters wird neu Engadin/Moritz in die Dachmarke swissalpine miteinbezogen. Ist in Zukunft mit einer weiteren Ausweitung des Wettkampfgebietes zu rechnen?
Tuffli: Auf jeden Fall. Allerdings steht als nächstes eine Verknüpfung mit einer Veranstaltung an. Konkret mit dem bedeutungsvollen Swiss Bike Masters in Küblis, das heuer am gleichen Sonntag stattfindet wie der alpinathlon. Glücklicherweise gelang es uns, innert kürzester Zeit, eine Lösung für den Konflikt zu finden. Andy Vetsch ist bereit, das Swiss Bike Masters künftig um eine Woche vorzulegen. Unser Wunsch ist, eine Triple-Wertung zu schaffen: drei Highlights in zwei Wochen wären genial. In die Spezialwertung würde gelangen, wer am Swiss Bike Masters die 120 Kilometer lange Strecke, den alpinathlon als Single und am swissalpine marathon den K78 absolviert.
Und Sie glauben wirklich, dass dies machbar ist?
Tuffli: Mit Sicherheit! Das ist die Welt des Gigathlon. Mir ist natürlich bewusst, dass dies nicht Tausende von Multisportlern schaffen würden. Die ausserordentliche Herausforderung ist heutzutage aber gesucht. Primär geht es dabei nicht um eine Spitzenzeit, sondern um das Durchkommen.