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25
07
2008

Swiss-Alpine Marathon – „Der Weg zum Ziel stellt für Musiker und Läufer wie eine Reise zum eigenen Wesen dar“ – Anita Fuchs

By GRR 0

Graziella Contratto, die Intendantin des Davos Festivals „young artists“, bringt frischen Wind in den swissalpine marathon. “Eine Verbindung zwischen den beiden Anlässen erachtete ich schon immer als erstrebenswert“, sagt die Schwyzerin.

Wo sehen Sie Verbindungen zwischen klassischer Musik und dem Laufen?

Graziella Contratto: Sowohl ein Musiker als auch ein Marathonläufer lassen sich hinsichtlich eines längeren Zeitraumes auf etwas ein. Beide üben ständig und versuchen sich zu perfektionieren; dies erfordert eiserne Disziplin und hohe Konzentration. Sowohl die Musik als auch das Laufen bedingen einen bewussten Umgang mit dem eigenen Körper und verleihen ihm eine gewisse Geschmeidigkeit. Beim Musiker ist es so, dass sich die psychische Kraft muskulär auswirkt.

Inwiefern
?

Contratto: Was mich persönlich anbelangt, so bin ich als Dirigentin körperlich stark gefordert. Speziell ausgeprägt war dies kürzlich bei der drei Stunden dauernden „La Traviata“ in Avenches. Was den Musiker und den Marathonläufer diesbezüglich im Allgemeinen betrifft, so finde ich es interessant, zu beobachten, wie die Entspannung und die Konzentration im Wechsel zueinander stehen. Beim richtigen Verhältnis der beiden Extremzustände des Körpers und der Seele stellt sich ein Glücksgefühl ein – sei es nun künstlerisch oder sportlich.

Sie sprechen das Ziel an. Für den Marathonläufer ist der Weg das Ziel. Wie sieht es beim Musiker aus?

Contratto: Genau gleich. Während der Marathonläufer vor dem Start die Streckenlänge und die Höhendifferenz kennt, hat der Musiker eine Partitur als Vorlage. Für beide sind Erfahrung von Vorteil, eine gute Selbsteinschätzung und eine hohe Qualität in Bezug auf die Analyse vonnöten. Sobald der Musiker beginnt, das Stück einzustudieren, muss er es in seiner vollen Gestalt in sich aufnehmen. Auf dem Weg zum Ziel stellt er sich ebenfalls auf einzelne Etappen ein, hat aber stets auch das Ende vor Augen. Nicht zuletzt benötigt der Weg zum Ziel Selbsterkenntnis und stellt sowohl für den Musiker als auch für den Marathonläufer ein tiefes persönliches Erlebnis dar – das Werk und die Strecke wird Teil des eigenen Wesens.

„Unter den Marathonläufern gibt es viele Musikliebhaber.“
Ist sogar eine gegenseitige Inspiration vorhanden?

Contratto: Von den „young artists“ sind viele sportlich tätig. Ich kenne sogar einen Cellisten, der tagtäglich fünf Stunden spielte und abends oft die Laufschuhe schnürte. Dies mit dem Pariser Marathon vor Augen, den er dann auch erfolgreich absolvierte. Unter den Marathonläufern gibt es im Gegenzug viele Musikliebhaber, wobei einige sogar selber ein Instrument spielen. Sowohl für den Musiker als auch für den Marathonläufer ist es ein Vergnügen, wenn es respektive er gut läuft. Beim russischen Atrium-Quartett, das für die Marathon-Teilnehmer spielen wird, kann man zudem noch die durchaus „sportliche“ Teamqualität der vier jungen Musiker beobachten.

Weshalb haben Sie sich bereit erklärt, ein Konzert im Rahmen von highseven zu veranstalten?

Contratto: Eine Verbindung zwischen den beiden Veranstaltungen erachtete ich schon immer als erstrebenswert, und deshalb freue ich mich sehr, dass sie nun zustande kam. Seit ich das erste Mal in Davos war – 1999 selber als „young artist“ – finden das Eröffnungskonzert des Davos Festival und der swissalpine marathon am gleichen Wochenende statt. Am Morgen beobachtete ich stets wie ein Ritual die Startnummernausgabe und anschliessend die Läufer beim Passieren der Promenade. Mich faszinierte schon immer, welche menschliche Energie sich dabei breit machte, ebenso die tatkräftige Unterstützung durch die Zuschauer. Für mich war schnell klar, dass man den swissalpine marathon und das Davos Festival zusammen bringen muss. Dolores Mark, die Geschäftsführerin des Festivals, hat diese Idee nun zusammen mit Andrea Tuffli, dem OK-Präsidenten des swissalpine marathon, entwickelt. Die beiden haben das ebenso professionell wie charmant an die Hand genommen, und nun ist es also bald zum ersten Mal so weit.

„Vielleicht der Beginn einer langen Freundschaft.“
Warum ist denn eine Vereinigung aus Ihrer Sicht erstrebenswert?

Contratto: Weil wir uns nicht in der rein klassischen Nische verstecken wollen. Das Davos Festival hat sich geöffnet und bildet längst keinen elitären Zirkel mehr. Es will zu einem Teil der Stadt und des Stadtlebens werden. Die Zusammenarbeit mit dem swissalpine marathon, der eine starke Identität mit Davos verkörpert und sich wie eine grosse Kraft auf den Ort auswirkt, symbolisiert unter anderem gerade diese Offenheit des Davos Festival.

Was für einen Bezug haben Sie persönlich zum swissalpine marathon?

Contratto: Ich habe zwar noch nie aktiv daran teilgenommen, doch wenn ich an diesem Tag in Davos war, stand ich stets an der Strecke. Die neu eingegangene Kooperation mit dem swissalpine marathon könnte, wie es im Schlusssatz des Casablanca-Films so schön heisst, der Beginn einer langen Freundschaft sein.

Feuern Sie die Läuferinnen und Läufer am Samstag entlang der Strecke an?

Contratto: Natürlich! Ich muss an jenem Tag allerdings noch alle jungen Künstler zur Generalprobe zusammen trommeln. Für mich beginnt die Arbeit dann ebenfalls wieder so richtig.

Jasmin Nunige fordert „Lizzy“ Hawker

Am Start des swissalpine marathon in Davos steht am Samstag ein hochkarätiges Spitzenfeld. Angeführt wird es von den beiden Vorjahressiegern, Jonas Buud (Schweden) und Elizabeth „Lizzy“ Hawker (Grossbritannien). Ihre stärksten Konkurrenten im Kampf um den Sieg auf der Königsdistanz sind der Freiburger Moritz Boschung und die Davoserin Jasmin Nunige. Während für Boschung der zweite Rang in den Jahren 2005 und 2006 das Bestergebnis darstellt, durfte sich Nunige vor drei Jahren als viel umjubelte Gewinnerin feiern lassen. Die Zeichen stehen gut, dass die Lokalmatadorin auf den 78 Kilometern mit je 2320 Steigungs- und Gefällemetern erneut die schnellste Zeit läuft. Sie befindet sich jedenfalls in einer vorzüglichen Verfassung und triumphierte vor einem Monat am Graubünden Marathon – was sie übrigens schon im Jahr 2005 tat…

Die gefragteste Distanz am swissalpine marathon stellt der auf der Sunnibergbrücke in Klosters gestartete K21 dar; mehr als ein Viertel der erwarteten 4500 Läufer und Läuferinnen nimmt sie in Angriff. An zweiter und dritter Stelle der Beliebtheitsskala figurieren der K78 und der K42 (Bergün-Davos). Einen Zuwachs verzeichnen, nachdem die Laufrichtung gekehrt worden ist, der K31 (Davos–Filisur) und der C42 (Davos–Mistail). Für den neuen K11, der in Davos gestartet wird und bei dem die Gesundheitsförderung im Vordergrund steht, haben sich schon über 100 bewegungsfreudige Männer und Frauen eingeschrieben. Weil der Teambewerb nicht mehr im Wettkampfprogramm figuriert – an Stelle von ihm wurde am vergangenen Sonntag der alpinathlon durchgeführt – ist der swissalpine marathon nun wieder ein reiner Laufanlass. (af)

Hinweis: Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass heute die allerletzte Möglichkeit besteht, sich für den swissalpine marathon zu akkreditieren. Jene Medienvertreter, die sich bereits akkreditiert haben, bitten wir die Daten zu kontrollieren: Akkreditierungsformular

author: GRR

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