Überraschung bei den Frauen: 47jährige Marie-Luise Heilig-Duventäster holt ersten „Aktiventitel“ ihrer Karriere – Über 400 Starter am Karwendel
Deutsche Berglauf-Meisterschaften in Mittenwald – Timo Zeiler wird Favoritenrolle gerecht – Wilfried Raatz berichtet
Timo Zeiler heißt erwartungsgemäß der neue deutsche Meister. Mit einer überzeugenden Vorstellung setzte sich bei den Titelkämpfen am Karwendel der derzeit beste deutsche Bergläufer im Trikot des TSV Trochtelfingen durch. Auf der auf 10 km wegen befürchteter Wärmegewitter verkürzten Strecke mit einer Höhendifferenz von 1312 Metern distanzierte der 27jährige Zeiler seinen Nationalmannschaftskollegen Markus Jenne (USC Freiburg) um 1:40 Minuten und holte sich nach dem Juniorentitel 2003 erstmals die deutsche Meisterschaft bei den Männern.
„Es ist ein herrliches Gefühl. Es ist so, als wenn ich fliegen würde“, freute sich Timo Zeiler im Ziel, „zumal es mein erster deutscher Meistertitel ist!“ Mit zwei schnellen Start-Kilometern im Tempo knapp über 3:00 Minuten hatte sich der Läufer von der Schwäbischen Alb direkt am Marktplatz in Mittenwald an die Spitze der über vierhundert Teilnehmer gesetzt – und hatte während des Rennens keinen direkten Kontakt zur Konkurrenz. „Das war für mich ein kleines Problem. Ich konnte mich alleine an dem Klatschen der Zuschauer informieren, in welchem Rückstand die nächsten Läufer folgten“.
Im steilen Aufstieg konnte der in dieser Saison zur absoluten Weltklasse aufgestiegene Timo Zeiler seine Klasse eindrucksvoll unter Beweis stellen und auf der in umgekehrter Richtung zu belaufenden Damkar-Abfahrt seinen Vorsprung bis auf 1:40 Minuten vergrößern. „Ich hatte in keiner Phase des Rennens das Gefühl, am Limit laufen zu müssen, obwohl die Strecke zu den anspruchsvollsten zählt“.
Im spannenden Kampf um die weiteren Medaillen setzte sich einmal mehr Markus Jenne (USC Freiburg) gefolgt von Josef Beha (FC Unterkirnach) und dem überraschend starken Skilangläufer Marcus Enders (SV Frankenheim) durch, den Mannschaftstitel holte sich der SVO Germaringen.
Bei den Frauen hingegen gab es eine große Überraschung: Die bereits 47jährige Marie-Luise Heilig-Duventäster von der LG Welfen holte sich erstmals den Titel einer deutschen Meisterin. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich als ‚alte Kachel’ den Jungen hier davon laufen kann!“ freute sich die vielfache Senioren-Welt- und Europameisterin auf den unterschiedlichsten Distanzen auf der Bahn, der Straße, im Cross und auch im Berglauf. Allerdings wurde es für die frühere Fußball-Spielerin im steilen Aufstieg und dem spektakulären Tunneldurchlauf zur Bergstation der Karwendelbahn in 2 244 m Höhe noch einmal spannend.
Durch eine Unachtsamkeit zugezogene Muskelzerrung konnte Marie-Luise Heilig-Duventäster kaum noch Druck im steilen Anstieg aufbauen, so dass die stark laufende Veronika Ulrich (LG Telis Finanz Regensburg) noch bis auf sechs Sekunden herankommen konnte.
Erwartungsgemäß folgte Lisa Reisinger (SSC Hanau-Rodernbach) auf dem Bronze-Platz und legte damit den Grundstock zum Titelgewinn für die Hessinnen. Eine glänzende Rolle spielten die Juniorinnen Kerstin Straub (SSC Hanau-Rodenbach) und Carolin Tuch (LAC Erdgas Chemnitz), die hinter der bereits 46jährigen routinierten Britta Müller (LG Badenova Norschwarzwald) schon auf den Plätzen fünf und sechs folgten. Für Birgit Unterberger (OSC Berlin) und Stefanie Buss (ASC Rosellen-Neuss) endeten die Titelkämpfe am Karwendel enttäuschend, die beiden Nationalmannschaftsläuferinnen kamen nicht über die Plätze neun und elf hinaus.
Wilfried Raatz