Der 27jährige Trochtelfinger startet in der laufenden Saison durch bis in die Weltklasse der Berg(auf)läufer – Der beste deutsche Bergläufer der Saison nun auch erstmals DM-Titelgewinner
Timo Zeiler – Allroundläufer mit Zug zum Berg – Wilfried Raatz über den besten deutschen Bergläufer der Saison
Der Erwartungsdruck war groß beim Heimspiel in Zell am Harmersbach, schließlich rangiert Timo Zeiler im aktuellen Grand-Prix-Zwischenstand hinter dem weltbesten Bergläufer Jonathan Wyatt aus Neuseeland auf Rang zwei. Als derzeit bester deutscher Bergläufer zeigte der 27jährige auf dem Bergauf-bergab-Parcours bei den Europameisterschaften im Stadtteil Unterharmersbach eine kämpferisch starke Leistung, wenngleich die permanenten Rhythmuswechsel sind nicht unbedingt das Ding des Trochtelfingers sind.
Als Elfter verpasste er dabei den angestrebten achten Rang um wenige Sekunden. „Ich habe alles gegeben. Bergauf konnte ich immer wieder Boden gut machen, doch bergab hatte ich gegen einige Spezialisten einfach keine Chance. Dennoch bin ich absolut zufrieden!“
Vor allem das Männerrennen der EM im Harmersbachtal war topbesetzt. Neben den etablierten Bergspezialisten rückten vor allem die Spanier und Portugiesen mit leistungsstarken Teams auf, die selbst Insider im Vorfeld nicht auf der Rechnung hatten. So trennten gerade einmal 70 Sekunden Timo Zeiler vom drittplatzierten Marco de Gasperi, der das Weltchampionat 2007 bergauf-bergab in Ovronnaz (Schweiz) gewinnen konnte. „Das stimmt mich für die weiteren Saisonhöhepunkte optimistisch!“
Das Ziel des Speditionskaufmanns, der derzeit die Schulbank in Reutlingen drückt, um einen Abschluss als Betriebswirt zu machen, sind vielmehr die bergauf führenden Bergläufe mit dem am 13. September bei Crans-Montana im Wallis stattfindenden Welt-Championat, der World-Trophy der World Mountain Running Association WMRA. Seit der frühere Marathon-Bundestrainer Wilfried Raatz das Training von Timo Zeiler strukturiert, geht es mit dem Läufer von der Schwäbischen Alb steil aufwärts.
Siege beim Matterhornlauf in Zermatt, beim Klassiker Fionnay-Panossière und kürzlich beim Aletsch-Halbmarathon sowie Achtungserfolge bei den Grand-Prix-Rennen am Grand-Ballon im Elsass und in Meran 2000 haben Zeiler in die erste Reihe der internationalen Berglaufelite katapultiert. Im Zwischenstand beim WMRA-Grand-Prix rangiert der Trochtelfinger hinter dem fünffachen Weltmeister Jonathan Wyatt auf Rang zwei noch vor dem mehrfachen Europameister Marco Gaiardo (Italien). „Um international weiter zu kommen, brauche ich die Vergleiche mit den Weltbesten!“
Und diese haben den Läufer von der Alb inzwischen fest auf ihrer Rechnung. So musste Jonathan Wyatt die letzten Kräfte mobilisieren, um den jungen Himmelsstürmer letztlich um dreißig Sekunden abzuschütteln. „Willkommen in der Weltspitze“, so hatte ihn der deutsche Berglaufchef Wolfgang Münzel im Ziel in Meran 2000 begrüßt.
Den Aufstieg in die internationale Güteklasse erklärt Zeiler mit der Leistungssteigerung auf den „Flachdistanzen“. So sah man den Berglauf-Spezialist im Dezember als 10 km-Sieger in Rheinzabern mit Hausrekord von 31:33 Minuten, wenig später im Sindelfinger Glaspalast bei den baden-württembergischen Hallenmeisterschaften über 3000 m oder beim Deutschen Cross-Cup in Grevenbroich-Neukirchen, als besten deutschen Läufer beim Halbmarathon-Wettbewerb beim Paderborner Osterlauf und zwei Wochen darauf sogar als Fünften (!) bei den deutschen Halbmarathonmeisterschaften in 1:07:35 Stunden. Im Mai legte Timo Zeiler in Pliezhausen sogar noch eine schnelle 3000 m-Zeit (8:29,78) nach. Und dies auf dem Weg zur Berglauf-Saison.
Timo Zeiler, der mit sechs Jahren beim TSV Trochtelfingen mit der Leichtathletik begonnen hat, muss ernsthaft nachdenken, wenn er nach seinem bislang nachhaltigsten Laufergebnis gefragt wird. „Da gibt es in den beiden vergangenen Jahren eine ganze Reihe, die mich weiter nach vorne gebracht haben. Vielleicht der erste Nationalmannschaftseinsatz bei der World-Trophy in Malaysia oder der Halbmarathon in Egmond aan Zee, oder die Erfolge am Matterhorn oder beim Aletsch-Halbmarathon…“.
Mit „Flügeln“ stand Timo Zeiler nun am Sonntag im Ziel an der Bergstation der Karwendelbahn auf 2244 Metern, als er nach einem eindrucksvollen Start-Ziel-Sieg und einem Vorsprung von 1:40 Minuten auf den zweitplatzierten Markus Jenne (Freiburg) erstmals deutscher Meister im Berglauf wurde. „Ich lasse mich einfach von diesem überwältigenden Gefühl tragen“, freute sich der Trochtelfinger über seine ersten „Aktiventitel“, denn bislang war er lediglich 2003 als Juniorenmeister verzeichnet.
Timo Zeiler ist ein Gipfelstürmer, ein Hoffnungsträger für den DLV. Nicht zuletzt hat er in einem Fragebogen für den DLV als Ziel „Weltmeister“ eingetragen. Angesichts der jüngsten Entwicklung mit dem überragenden Lauf zur deutschen Meisterschaft und der Grand-Prix-Erfolge scheint dieser Traum keineswegs völlige Utopie zu sein.
Wilfried Raatz