Der Literatur-Marathon hat sich längst etabliert. Die Lesungen suchen immer noch national und international ihresgleichen. Aus dem Berliner Literatur-Marathon sind sogar zwei Buchveröffentlichungen hervorgegangen
20 Jahre Literatur-Marathon – 35 Jahre BERLIN-MARATHON – Der Literatur-Marathon feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag – Achim Achilles und Haile Gebrselassie Stars in der Kunstfabrik „Schlot“
Achim Achilles und Haile Gebrselassie waren die Stars beim 20. Literatur-Marathon im Rahmen des Kulturprogramms zum 35. BERLIN-MARATHON 2008: Der eine, der mit „Klarnamen“ Dr. Hajo Schumacher heißt, trug witzige Geschichten aus dem listig-lustigem Läuferleben seines Alter Ego Achim Achilles vor, und der andere, der gegenwärtig den Weltrekord im Marathon (2:04:26 Std.) hält, wurde präsentiert von Klaus Weidt.
Klaus WEidt, der sein druckfrisches Buch mit dem Titel „Der Wunderläufer Haile Gebrselassie. Auf den Spuren einer Legende“ der Weltöffentlichkeit in der Kunstfabrik „Schlot“ (Inhaber: John Kunkeler, der Streckenscout beim BERLIN-MARATHON) in Berlin-Mitte vorstellte, wo der Literatur-Marathon seit einigen Jahren eine neue Heimat gefunden hat und nun immer eine Woche vor dem richtigen Mara-thon stattfindet.
Auch diesmal hatten sich knapp hundert interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer – darunter auch der (noch) 69-jährige Ehren Race Director Horst Milde mit seiner Ehefrau Sabine eingefunden, um zunächst den Klängen einer vierköpfigen Marathoni-Jazz-Combo (auch Marathonläufer) zu lauschen, bevor die beiden Berliner Laufliteraten bei der 90-minütigen Lesung von Moderator Dr. Detlef Kuhlmann auf die Strecke geschickt wurden.
Sowohl Dr. Hajo Schumacher als auch Klaus Weidt wurden für ihre bewegenden Storys mit viel Beifall be-dacht. Beide konnten so auch gute Werbung in eigener Sache machen: Achim Achilles verloste ein Exemplar seines neuesten Werkes und lud die Gäste zum Besuch seiner neu eingerichteten Internet-Plattform (www.achim-achilles.de) ein; Klaus Weidt hatte hinterher reichlich zu tun, um den Signierwünschen seines Weltrekordhalter-Buches nachzukommen.
Der Literatur-Marathon fand zum ersten Male im Jahre 1990 im Rahmenprogramm zum BERLIN-MARATHON statt und war ursprünglich „nur“ eine fixe Idee – am Telefon ausgeheckt vom Tempelhofer Konditormeister Horst Milde, der 1974 als rühriger Diplom-Kaufmann den BERLIN-MARATHON erfand und zu einem der größten und beliebtesten Marathonläufe der Welt machte, und von Dr. Detlef Kuhlmann, damals Anfang der 1990er Jahre stellvertretender Leiter der Führungsakademie des Deutschen Sportbundes (DSB) in Berlin.
Der Literatur-Marathon hat sich längst etabliert. Die Lesungen suchen immer noch national und international ihresgleichen. Aus dem Berliner Literatur-Marathon sind sogar zwei Buchveröffentlichungen hervorgegangen: Bereits im Jahre 1993 erschien „Das LaufLESEbuch“ (herausgegeben von Detlef Kuhlmann im Verlag Meyer & Meyer, Aachen), und im Jahre 2006 wurde „BERLIN-MARATHON. Eine Liebesserklärung“ von Bernd Hübner beim 18. Literatur-Marathon in Anwesenheit des Ehrenpräsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Manfred von Richthofen, vom damaligen ARD-Sportkorrespondenten Hajo Seppelt präsentiert.
Der 61-jährige Berliner Bernd Hübner ist der einzige, der bisher bei allen BERLIN-MARATHON dabei war; das Buch (erschienen im Verlag Meyer & Meyer, Aachen) hat er zusammen mit Detlef Kuhlmann verfasst.
Die Liste der Namen derjenigen, die in den zurückliegenden Jahren beim Literatur-Marathon vorgetragen haben, umfasst mittlerweile rund hundert „laufliterarische Persönlichkeiten“ – einige seien stellvertretend für alle anderen hier in Erinnerung gerufen: der Berliner Jürgen Roscher, der den ersten Berlin-Marathon-Roman verfasst hat, der inzwischen auf Mallorca lebende Klaus Haetzel („Wege auf Feuer und Wasser“), die beiden Laufliteratur-Päpste Deutschlands: Werner Sonntag (Ostfildern), der im Frühjahr des Jah-res mit „Bieler Juni-Nächte“ brillierte, und der „laufwahnsinnige“ Günter Herburger (München), der auch die viel bejubelte Festrede beim 25. BERLIN-MARATHON im Roten Rathaus hielt.
Dann Deutschlands erfolgreichster Marathon-Läufer, der zweifache Olympiasieger Waldemar Cierpinski, nicht zu vergessen: der berühmte Engländer Alan Sillitoe („Die Einsamkeit des Lang-streckenläufers“), der Olympiasieger und Weltmeister im 50-km-Gehen, Hartwig Gauder („Die zweite Chance. Oder: Mein Leben mit dem dritten Her-zen“), die Düsseldorferin Eva-Maria von Schablowsky („Hilfe – mein Mann läuft“), der Realschullehrer Eberhard Pfleiderer aus Cuxhaven, der mit 52 Jahren seinen ersten Marathon in Berlin lief und daraufhin „Einstieg Berlin-Marathon“ verfasste, der leider inzwischen verstorbene Hamburger Christoph Derschau mit seinen „Lauf-Haikus“, der Berliner Lauf-Lyriker Siegfried Schmidt, die beiden Preisträger des Edersee-Literatur-Wettbewerbs 2000, Dr. Holger Finkernagel (Bad Berleburg) und Jörg Schwenker (Minden), der Münsteraner Soziologie-Professor Dr. Hans Dieter Mummendey, der laufend produzierende Lauf-Aphoristiker Prof. Dr. Gerhard Uhlenbruck aus Köln.
Ferner: Iris Gehrmann (Berlin), Verena Liebers (Bochum), Kurt Hahn (Ham-burg), Herbert Somplatzki (Essen), Klaus-Rainer Martin (Hannover), Lorenz P. Johannsen (Düren), Jupp Suttner (München), Dieter Strecker (Tübingen), Roland König (Husum) … und nicht zuletzt der äußerst schreibfleißige zweifache Olympia-Teilnehmer im Marathonlauf, der inzwischen 67-jährige Manfred Steffny (Düsseldorf), Herausgeber und Chef-Redakteur des Laufmagazins „Spiridon“, der mehrfach beim Literatur-Marathon aus seinen zahlreichen Werken (u. a. „Mein erster Marathon“ und „Entlaufen“) vorlas.
Im Jahre 2004 fand der Literatur-Marathon sogar zweimal statt, nämlich neben dem BERLIN-MARATHON im Herbst auch schon beim Frühjahrs-Halbmarathon, und zwar hier einzig mit Olympiasieger Dieter Baumann (u. a. „Ich laufe keinem hinterher“).
Zwei Grundsätze gelten seit Beginn des Literatur-Marathons. Sie rief Dr. Detlef Kuhlmann, der seit Beginn die Lesungen ehrenamtlich als Ressortlei-ter Kultur beim BERLIN-MARATHON moderiert und inzwischen im Hauptberuf als Professor für Sportpädagogik am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover arbeitet, anlässlich des jetzigen Jubiläum nochmals in Erinnerung:
Beim Literatur-Marathon lesen erstens „nur“ Läuferin-nen und Läufer aus ihren eigenen Werken über das Laufen; und zweitens dauern die Lesungen „nie“ länger als die aktuelle Weltbestzeit im Marathon der Männer. Daran sollte sich auch beim 21. Literatur-Marathon im Jahre 2009 – wieder am Sonntagnachmittag vor dem richtigen BERLIN-MARATHON in der Kunstfabrik „Schlot“ – nichts groß ändern …