In Berlin wurden seit 1977 mit Christa Vahlensiecks (Wuppertal) Rekord (2:34:48) im Grunewald inzwischen sieben (7) Weltrekorde aufgestellt - eine unvergleichliche Serie im Weltmaßstab.
Haile Gebrselassie läuft Weltrekord, Mikitenko durchbricht 2:20-Barriere beim Berlin-Marathon – Berlin mit dem siebenten Weltrekord
Haile Gebrselassie und Irina Mikitenko haben mit fantastischen Leistungen die 35. Auflage des real,- Berlin-Marathons gewonnen. Vor einem Millionenpublikum brach der Äthiopier seinen eigenen, im vergangenen Jahr in der deutschen Hauptstadt aufgestellten Weltrekord um 27 Sekunden und verbesserte die Marke auf 2:03:59. Damit erreichte er auf die Sekunde genau sein Ziel, als erster Läufer über die klassischen 42,195 km unter 2:04 Stunden zu laufen.
In Berlin wurden seit 1977 mit Christa Vahlensiecks (Wuppertal) Rekord (2:34:48) im Grunewald inzwischen sieben (7) Weltrekorde aufgestellt – eine unvergleichliche Serie im Weltmaßstab.
Die Rekordserie fand eine Forsetzung mit Ronaldo da Costa (Brasilien) mit 2:06:05 im Jahr 1998, Tegla Loroupe (Kenia) mit 2:20:43 1999, Naoko Takahashis Durchbruch der 2:20 Barriere (Japan) auf 2:19:46 im Jahr 2001, Paul Tergat (Kenia) 2:04:55 im Jubiläumsjahr 2003 und Haile Gebrselassie (Äthiopien) mit 2:04:26 im Jahr 2007. Race Director Mark Milde konnte mit den Weltrekorden von Gebrselassie die lange "Familien"-Tradition seines Vaters Horst als Race Director mehr als erfolgreich fortsetzen.
Vorangetrieben von den begeisterten Zuschauern wurde Irina Mikitenko (TV Wattenscheid) in Berlin überraschend zur viertschnellsten Marathonläuferin aller Zeiten. Die 36-Jährige stürmte in 2:19:19 Stunden ins Ziel und schaffte es als erste Deutsche, die 2:20-Stunden-Barriere zu durchbrechen. Als neunte Läuferin in der Leichtathletik-Geschichte blieb Irina Mikitenko unter 2:20 Stunden. Ihre Zeit ist zugleich eine Jahresweltbestzeit und die siebtbeste Zeit aller Zeiten.
Lediglich Weltrekordlerin Paula Radcliffe (Großbritannien), die Kenianerin Catherine Ndereba und Mizuki Noguchi sind bisher noch schneller gelaufen als Irina Mikitenko. Um ein Haar hätte Irina Mikitenko, die auf den olympischen Marathon aufgrund eines Rückenproblems hatte verzichten müssen, in Berlin auch noch den Streckenrekord der japanischen Olympiasiegerin von Athen 2004, Mizuki Noguchi, gebrochen. Sie war 2005 2:19:12 Stunden gelaufen. Mikitenkos Zeit ist die zweitbeste einer Frau in der Geschichte der Veranstaltung.
Zählt man die Resultate von Gebrselassie und Mikitenko in Berlin zusammen, kommt eine Zeit von 4:23:18 Stunden heraus. In dieser Hinsicht war nur ein Rennen jemals besser als der Berlin-Marathon: In Chicago waren die Sieger 2002 insgesamt 4:23:14 gelaufen (Khannouchi 2:05:56 plus Radcliffe 2:17:18).
Beim größten und spektakulärsten deutschen Marathon beteiligte sich am Sonntag die Rekordzahl von 40.827 Läufern aus 107 Nationen. 35.913 Läufer erreichten das Ziel – so viele wie nie zuvor in Berlin. Ideal waren einmal mehr die Wetterbedingungen in Berlin mit Temperaturen zwischen 12 und 16° Celsius sowie Sonnenschein. Der Wind war längst nicht so stark wie an den Tagen zuvor vorhergesagt. Bei den hervorragenden Bedingungen rannten unter anderen die ersten beiden Männer und die Top-Drei-Frauen jeweils persönliche Bestzeiten, teilweise verbesserten sie diese Marke um mehrere Minuten.
„Das war heute fantastisch, alles war perfekt – Pacemaker, Wetter und Zuschauer. So einen Tag erwischt man wahrscheinlich nur einmal im Leben“, sagte Haile Gebrselassie, der am Sonntag wie im vergangenen Jahr insgesamt 130.000 Euro an Prämien verdiente. Es war in Berlin Bestzeit Nummer 26 für Haile Gebrselassie. 19 offizielle Weltrekorde und sieben inoffizielle hat er aufgestellt.
Im Männerrennen entwickelte sich von Beginn an ein sehr schnelles Rennen, das dann durchweg im Weltrekord-Tempobereich blieb. Überraschend war dabei, dass neben Haile Gebrselassie und seinen vier Tempomachern auch zwei Kenianer das superschnelle Tempo mitgingen: James Kwambai und Charles Kamathi. Die Spitzengruppe passierte die Halbmarathonmarke in 62:04 Minuten. Die Tempomacher gingen dann nacheinander aus dem Rennen, wobei Abel Kirui (Kenia) bis 32 km durchhielt.
„Die Tempomacher waren hervorragend. Dass Abel so lange durchhielt, war toll“, erklärte Haile Gebrselassie, der trotzdem zu diesem Zeitpunkt noch nicht alleine lief. Nachdem Charles Kamathi, der am Ende in 2:07:48 Dritter wurde, nach der 25-km-Marke zurückgefallen war, entwickelte sich später ein Duell zwischen James Kwambai und Haile Gebrselassie. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass er so stark sein würde“, sagte der Weltrekordler über seinen Konkurrenten, der seine Bestzeit um fast fünf Minuten auf 2:05:36 Stunden steigerte und Zweiter wurde. Gut fünf Kilometer vor dem Ziel forcierte Haile Gebrselassie das Tempo noch einmal etwas und löste sich dann entscheidend von James Kwambai.
Eine starke Leistung bei den idealen Witterungsbedingungen zeigte Falk Cierpinski (SG Spergau), der in dem hochklassigen Feld als Neunter ins Ziel kam und sich dabei von 2:15:48 auf 2:13:30 Stunden verbesserte. Der 30-Jährige lief ein recht ausgeglichenes Rennen. Nach 1:06:21 hatte er die erste Hälfte absolviert. „Langsam komme ich im Marathon jetzt da an, wo ich hin möchte. Ich habe eine neue Bestzeit erreicht und bin in Berlin in den Top Ten. Das ist verglichen zu vor zwei Jahren, als ich mein Marathon-Debüt in Sydney lief, eine tolle Steigerung“, erklärte Falk Cierpinski.
Race Director Mark Milde hatte zusätzlich ein überaus glückliches Händchen mit der Verpflichtung von Falk Cierpinski und Irina Mikitenko und ihren Glanzzeiten für die deutsche Langlaufszene – auch im Hinblick auf die Weltmeisterschaft der Leichathletik im nächsten Jahr in Berlin – mehr Sympathie kann man gar nicht machen, um die Zuschauer im nächsten Jahr ins Stadion oder auf die Strasse zu locken.
„Ich kann das noch gar nicht realisieren“, sagte eine überglückliche Irina Mikitenko im Ziel. Die Uhr zeigte 2:19:19 Stunden, als die 1,58 Meter große Langstrecklerin in ihrem dritten Marathon als erste Deutsche nach Uta Pippig vor 13 Jahren diesen Marathon-Klassiker gewann. Irina Mikitenko war das Harakiri-Tempo der Spitzengruppe am Anfang des Rennens nicht mitgegangen. Nach 32:49 Minuten waren Askale Tafa Magarsa, Shuru Deriba (beide Äthiopien) sowie die beiden Kenianerinnen Helena Kirop und Rose Cheruiyot am Kilometerpunkt 10. Das lief auf ein Endzeit von 2:18:30 hinaus – schneller war bisher nur Paula Radcliffe. Doch auch Irina Mikitenko war mit 33:11 als Vierte an diesem Punkt schon sehr schnell unterwegs – damit war sie auf dem Weg zu einem Ergebnis um 2:20 Stunden.
Irina Mikitenkos Mann und Trainer Alexander, der auf dem Fahrrad das Rennen beobachtete, war immer wieder bemüht, seine Frau etwas zu bremsen. Das gelang ihm teilweise. Als die inzwischen nur noch zweiköpfige Spitzengruppe – Magarsa und Kirop – nach 69:37 Minuten den Halbmarathonpunkt erreichte, lag Mikitenko mit 70:05 Minuten 28 Sekunden zurück, doch die Spitze war nicht außer Reichweite. Und während die 36-jährige Deutsche, die in Berlin 80.000 Euro verdiente, ihr Tempo beibehielt, kamen ihr zunächst Kirop und schließlich auch Magarsa von vorne praktisch entgegen, denn erwartungsgemäß wurden sie etwas langsamer.
Nach der 25-km-Marke kam Irina Mikitenko immer näher an die inzwischen alleine führende Äthiopierin Magarsa heran und holte sie bald danach ein. Einige Kilometer lief sie einen Meter hinter ihr, dann ging sie vorbei und löste sich schnell entscheidend von der erwartungsgemäß stärksten Konkurrentin. In der Endphase des Rennens konnte Irina Mikitenko noch einmal zulegen und kam somit auf 2:19:19 Stunden. Damit steigerte sie sich ebenso wie James Kwambai um fast fünf Minuten. Askale Magarsa lief erstklassige 2:21:31 Stunden als Zweite und verbesserte sich damit ebenfalls deutlich. Dritte wurde Helena Kirop mit 2.25:01.
Die schnellsten Frauen aller Zeiten
02:15:25 Paula Radcliffe GBR London 2003
02:18:47 Catherine Ndereba KEN Chicago 2001
02:19:12 Mizuki Noguchi JPN Berlin 2005
02:19:19 Irina Mikitenko GER Berlin 2008
02:19:36 Deena Kastor USA London 2006
02:19:39 Yingye Sun CHN Peking 2003
02:19:41 Yoko Shibui JPN Berlin 2004
02:19:46 Naoko Takahashi JPN Berlin 2001
02:19:51 Chunxiu Zhou CHN Seoul 2006
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