André Pollmächer: Gut wäre für mich ein Ergebnis zwischen 2:13 und 2:15 Stunden, perfekt wäre eine Zeit unter 2:13, denn das ist die WM-Einzelnorm.
André Pollmächer – Deutschlands Langstrecken-Hoffnung rennt Marathon-Debüt in Frankfurt
André Pollmächer hat sich vor kurzem beim Asics Grand 10 Berlin mit einem zweiten Platz und einer deutschen Jahresbestzeit über 10 km (28:44 Minuten) zurückgemeldet. Über ein Jahr war er verletzungsbedingt bei keinem Rennen mehr gestartet, nachdem er zuvor überraschend den Europa-Cup über 10.000 m gewonnen und sich dann auf 27:55,56 Minuten gesteigert hatte.
Der 25-Jährige, der für LAC Chemnitz startet und von Bernd Dießner betreut wird, startet morgen beim Dresdner Kleinwort Frankfurt Marathon und gab das folgende Interview:
Im Sommer 2007 mussten Sie kurzfristig auf den 10.000-m-Start bei der WM verzichten – was genau war passiert und wie groß war die Enttäuschung, nicht in Osaka starten zu können?
André Pollmächer: Ich war in St. Moritz im Höhentrainingslager und bekam dort 14 Tage vor der WM Knieprobleme. Es war eine Überlastungs-Erscheinung. Ich hatte Schmerzen an der Außenseite des Knies und konnte nicht mehr trainieren, denn der Bereich war zu entzündet. Am Tag des WM-Finales war ich zwar wieder fit, aber ich hatte zwei Wochen lang nicht trainieren können. Da hätte ein Start keinen Sinn gemacht. Das war natürlich hart auf die WM verzichten zu müssen, denn ich habe eine große Chance verpasst. Aber es ließ sich nicht ändern.
Wann haben Sie dann wieder mit dem Training begonnen?
André Pollmächer: „Im Herbst habe ich wieder angefangen mit dem Training für die Olympiasaison und es lief zunächst alles gut. Aber im Januar habe ich mich erneut verletzt. Ich erlitt einen Knocheneinriss im Oberschenkel. Dadurch geriet Wasser ins Knochenmark, was auch sehr schmerzhaft war. Das Problem war, dass ich zu schnell versucht hatte ein hohes Leistungsniveau zu erreichen – ich wollte im Hinblick auf Olympia unbedingt die bestmögliche Form haben. Das Ziel konnte nicht sein 28:30 Minuten zu laufen sonder 27:45. Im April habe ich es dann noch einmal versucht, doch es brachte nichts. Diese Verletzung zu kurieren dauerte sehr lange – vor allem war Ruhe gefragt.“
Wie ging es dann weiter?
André Pollmächer: „Ich musste mir Zeit nehmen, um die Verletzung auszukurieren. Im April und den folgenden Monaten konnte ich nur Wasserlaufen und Schwimmen. Seit Juli ist wieder richtiges Lauftraining möglich und seitdem ist alles okay. Der Körper spielt wieder mit, ich konnte alles trainieren, was möglich war.“
Jetzt laufen Sie auf der Straße.
André Pollmächer: Ja, da es für die Bahnsaison zu spät war, habe ich mir überlegt, es auf der Straße zu versuchen. Ich habe viel Ausdauer trainiert und mich auf mein Marathon-Debüt vorbereitet. Ich werde beim Dresdner Kleinwort Frankfurt Marathon starten. Diesen Marathon sehe ich als ein ,Projekt’. Ich hoffe aber, dass ich in Frankfurt zumindest die Team-WM-Norm für Berlin 2009 erreiche. Im nächsten Frühjahr plane ich dann weiterhin einen Start über 10.000 m bei den Deutschen Meisterschaften sowie anschließend bei einem schnellen Rennen bei einem Meeting. In einigen Jahren allerdings sehe ich meine Perspektive ganz klar im Marathon.
Wie schnell wollen Sie in Frankfurt laufen?
André Pollmächer: Gut wäre für mich ein Ergebnis zwischen 2:13 und 2:15 Stunden, perfekt wäre eine Zeit unter 2:13, denn das ist die WM-Einzelnorm.
Wofür entscheiden Sie sich, wenn Sie beide WM-Normen erreichen?
André Pollmächer: „Darüber habe ich mir konkret noch keine Gedanken gemacht – aber sollte ich im Marathon die Einzel-Norm von 2:13 Stunden erreichen, dann würde ich in Berlin eher Marathon laufen, denn ich denke, über diese Distanz hätte ich bessere Chancen.“
Sie haben schon als 10.000-m-Läufer sehr hohe Umfänge trainiert – mehr als mancher Marathonläufer – haben Sie hier beim Marathontraining etwas verändert?
André Pollmächer: Das stimmt, ich habe schon früher zwischen 200 und 240 Trainingskilometer pro Woche absolviert. Daran hat sich jetzt nichts geändert. Allerdings sind die Intensitäten andere. Die extrem schnellen Trainingseinheiten gab es im Marathontraining nicht mehr. Dafür bin ich auch schon mal 40 km am Stück gelaufen. Das kommt mir insofern entgegen, weil ich schon immer ein Ausdauertyp war.
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