Neu war allerdings der Gedanke in Berlin beim geplanten Cross-Country-Lauf nicht nur Läufer aus Vereinen zuzulassen, sondern die Bevölkerung zum Mitmachen einzuladen.
Morgen der 45. Berliner Cross-Country-Lauf im Grunewald (nicht am Teufelsberg) – Die früheren Schlagworte: Fürchtet Euch nicht! Dabeisein und Durchhalten! – Dem echten Crosser kommt jede Mühsal gelegen – Horst Milde berichtet
Wenn morgen der 45. Berliner Crosslauf im Grunewald startet, sei ein Blick in die Vergangenheit des Laufes erlaubt: Am 8. November 1964 fand der 1. Berliner Cross-Country Lauf am Teufelsberg mit 700 LäuferInnen statt. Veranstalter war das Sportreferat der Freien Universität Berlin.
Das Laufen im schwierigen Gelände – und nicht auf gefegten Waldwegen – war eine läuferische Herausforderung und wurde intensiv auch in den angelsächsischen Ländern betrieben. Neu war allerdings der Gedanke in Berlin beim geplanten Cross-Country-Lauf nicht nur Läufer aus Vereinen zuzulassen, sondern die Bevölkerung zum Mitmachen einzuladen.
Dieser Gedanke war allerdings so neu und mit den Bestimmungen nicht vereinbar, daß der Fachverband den Lauf dem Verein nicht erlaubte – aber die Studenten des Sportreferates der FU Berlin, mit Horst Milde und "Ete" Hartmut Lehmann, dem Sportreferenten, an der Spitze, hatten eh einen „Jagdschein“ und konnten einfach ihre Ideen umsetzen.
Sensation mit 700 Teilnehmern
Waren sonst Teilnehmerfelder von 50 – 70 Läufern die Norm bei Waldläufen, so war es eine Sensation, als plötzlich im Grunewald 700 Teilnehmer an 3 Wettbewerben am Start waren. Es gab einen „Cross der Asse“ über 9,9 km für Vereinsläufer, einen sog. „Volkslauf“ für Jedermann über 4,9 km und einen Jugendlauf über 2,5 km – ein Lauf für Frauen war noch nicht vorgesehen (erst 1966 gab es auch einen Lauf für Frauen).
Mit markigen Sprüchen, wie: “Dem echten Crosser kommt jede Mühsal gelegen“ oder „Fürchtet Euch nicht! Dabeisein und durchhalten"! wurde überall geworben – und die Teilnehmerzahlen gaben den Veranstaltern recht. Als Belohnung für die Laufqual im Gelände gab es im Ziel die „Crossnadel“.
Die Wildsau
Die Wildsau wurde schon bei der zweiten Auflage im Jahr 1965 das Symbol dieser Veranstaltung, denn das Gelände am Teufelsberg war in fester Hand der Wildschweine, die sich nicht vertreiben ließen.
"Da flog der Tümmler an dem Hecht vorbei" … hieß es tags darauf im Tagesspiegel
Bodo Tümmler (SCC Berlin) hieß der erste Sieger im 9,9 km Hauptlauf vor Bernd-Dieter Hecht (PSV). Für Bodo Tümmler war es der Beginn einer großen läuferischen Karriere, der dann später Europameister und Olympiadritter im 1500 m Lauf wurde. Den Volkslauf gewann Rainer Podlesch, der Steher-Weltmeister von den Zehlendorfer Eichhörnchen. Insbesondere kamen die Teilnehmer zunächst aus den Ruder-, Kanu- und Radfahrvereinen.
Geburtsstunde des Volkslaufes und des LAUFTREFFS
Die Veranstaltung vom 8. November 1964 war die Geburtsstunde des Breitensportes und des Laufens für Jedermann in Berlin und Deutschland. Letztlich war es auch der Vorläufer des LAUFTREFFS, denn man bot damals jeweils an jedem Sonnabend um 15.00 Uhr am Auslauf der Rodelbahn am Teufelsberg ein Vorbereitungstraining für Jedermann an, damit sich die Anfänger auf das Rennen vorbereiten konnten. Das war bis dahin völlig ungewöhnlich.
Läuferische Prominenz
Viele nationale und internationale Prominenz des Langstreckenlaufes startete am Teufelsberg, Lutz Philipp, Manfred Letzerich, Christoph Herle (1982), Detelf UHlemann (1974), Edmundo Warnke (1976), Leon Shots, Ken Newton, Gerhard Hartmann bis zu Dieter Baumann. Bei den Frauen waren Charlotte Teske, Wanda Panfil (POL), Grete Waitz (NOR), die zehnfache Siegerin des NYC-Marathon dabei, als auch Marleen Renders (BEL), die später den BERLIN-MARATHON und den Paris-Marathon gewann in Berlin am Start. Der Berliner Cross-Country-Lauf war jahrelang in Berlin das Aushängeschild des Laufens. Zweimal fanden am Teufelsberg auch die Deutschen Crossmeisterschaften statt (1975 und 1981).
Aus Gründen des Naturschutzes zog man für einige Jahre auf des Maifeld des Olympiastadions um, die Teilnehmer fanden allerdings die flache Strecke im Stadion, mit nur einem Anstieg zum Reiterstadion nicht so toll. Deswegen gab es dann wieder eine Rückkehr in den Grunewald – Start und Ziel liegen im Stadion Eichkamp, wo die Logistik mit Umkleiden, Toiletten und Duschen gegeben ist.
Im Vorjahr gewann Carsten Schlangen von der LG Nord, Deutschlands Aushängeschild im 1.500 m Lauf den Hauptlauf, möglicherweise ist er morgen mit seinen Vereinskameraden von der LG Nord wieder am Start – dann würde der Sieger eigentlich schon feststehen.
Die Siegertafel und die Teilnehmerzahlen von 1964 bis 2007
JAHR |
STRECKE |
SIEGER |
TEILNEHMER |
|
|
|
|
1964 |
9.990 m |
Bodo Tümmler (SCC Berlin) |
700 |
1965 |
10.800 m |
Peter Kubicki (SCC Berlin) |
1.800 |
1966 |
10.800 m |
Lutz Philipp (Phönix Lübeck) |
2.600 |
1967 |
10.800 m |
Manfred Letzerich (E. Wiesbaden) |
3.200 |
1968 |
10.800 m |
Klaus Addicks (SCC) |
3.600 |
1969 |
10.800 m |
Lutz Philipp (ASC Darmstadt) |
3.500 |
1970 |
10.800 m |
Lutz Philipp (ASC Darmstadt) |
3.000 |
1971 |
10.800 m |
Don Faircloth (GBR) |
3.750 |
1972 |
10.800 m |
Anton Gorbunow (Uni Erlangen) |
3.600 |
1973 |
10.800 m |
Anton Gorbunow (LAC Quelle Fürth) |
3.750 |
1974 |
10.600 m |
10.600 m Detlef Uhlemann (LC Bonn) |
2.661 |
1975 |
10.600 m |
Ingo Sensburg (NSF) |
3.250 |
1976 |
10.600 m |
Edmundo Warnke (LAC Quelle Fürth/CHI) |
3.350 |
1977 |
10.600 m |
Max Little (AUS) |
3.430 |
1978 |
10.600 m |
Christoph Herle (LAC Quelle Fürth) |
3.210 |
1979 |
10.600 m |
Ken Newton (GBR) |
2.945 |
1980 |
10.600 m |
David Clarke (GBR) |
2.450 |
1981 |
10.600 m |
Frank Zimmermann (SCC) |
2.832 |
1982 |
10.600 m |
Christoph Herle (LAC Quelle Fürth) |
2.560 |
1983 |
11.225 m |
Barry Knight (GBR) |
2.892 |
1984 |
11.225 m |
Theo van den Abbeel (BEL) |
2.904 |
1985 |
11.225 m |
Gerhard Hartmann (AUT) |
2.734 |
1986 |
11.225 m |
Leon Shots (BEL) 2.710 |
|
1987 |
11.225 m |
Peter Tootel (GBR) |
2.395 |
1988 |
11.225 m |
Gerhard Hartmann (AUT) 2.280 |
2.280 |
1989 |
11.225 m |
Andrzey Nowak (SCC) |
2.128 |
1990 |
4.470 m |
Anna Rybicka (AZS Warschau) |
1.695 |
1991 |
11.225 m |
Grzegorz Glogosz (POL) |
1.709 |
1992 |
11.225 m |
Grzegorz Glogosz (POL) |
1.662 |
1993 |
11.225 m |
Willy Songok (KEN) |
1.486 |
1994 |
11.225 m |
Jens Volkmann (LAC Halensee) |
1.213 |
1995 |
11.225 m |
Thomas Lotik (KEN) |
1.236 |
1996 |
4.470 m |
Annette Hüls (LG Leverkusen) |
|
1997 |
8.500 m |
André Green (LG Wedel-Pinneberg) |
1.085 |
1998 |
8.500 m |
Rainer Wachenbrunner (LG Nike) 903 |
903 |
1999 |
8.020 m |
Thomas Greger (Ludwigshafen) |
1.043 |
2000 |
8.000 m |
Rainer Wachenbrunner (LG Nike Berlin) |
1.078 |
2001 |
8.000 m |
Michael Loth (SCC Berlin) |
778 |
2002 |
4.000 m |
Carmen Siwert (LAV Rostock) |
1.056 |
2003 |
8.800 m |
Nicole Güldemeister (SC Potsdam) |
1.576 |
2004 |
8.800 m |
Astrid Carl (Berlin) |
1.205 |
2005 8.800 m Marco Lützenberger (Berlin) 1.222
Karsta Parsiegla (SCC)
2006 9.000 m Franek Haschke (LG Nord Berlin) 2.142
Karsta Parsiegla (SCC)
2007 9.000 m Carsten Schlangen (LG Nord Berlin) 1.238
Karsta Parsiegla (SCC)
Von 1964 bis 2007 nahmen an 44 Veranstaltungen des Berliner Cross-Country-Laufes insgesamt 97.628 LäuferInnen teil.
Horst Milde