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02
11
2008

Neu war allerdings der Gedanke in Berlin beim geplanten Cross-Country-Lauf nicht nur Läufer aus Vereinen zuzulassen, sondern die Bevölkerung zum Mitmachen einzuladen.

Morgen der 45. Berliner Cross-Country-Lauf im Grunewald (nicht am Teufelsberg) – Die früheren Schlagworte: Fürchtet Euch nicht! Dabeisein und Durchhalten! – Dem echten Crosser kommt jede Mühsal gelegen – Horst Milde berichtet

By GRR 0

Wenn morgen der 45. Berliner Crosslauf im Grunewald startet, sei ein Blick in die Vergangenheit des Laufes erlaubt: Am 8. November 1964 fand der 1. Berliner Cross-Country Lauf am Teufelsberg mit 700 LäuferInnen statt. Veranstalter war das Sportreferat der Freien Universität Berlin.  

Das Laufen im schwierigen Gelände – und nicht auf gefegten Waldwegen – war eine läuferische Herausforderung und wurde intensiv auch in den angelsächsischen Ländern betrieben. Neu war allerdings der Gedanke in Berlin  beim geplanten Cross-Country-Lauf nicht nur Läufer aus Vereinen zuzulassen, sondern die Bevölkerung zum Mitmachen einzuladen.

Dieser Gedanke war allerdings so neu und mit den Bestimmungen nicht vereinbar, daß der Fachverband den Lauf dem Verein nicht erlaubte – aber die Studenten des Sportreferates der FU Berlin, mit Horst Milde und "Ete" Hartmut Lehmann, dem Sportreferenten, an der Spitze, hatten eh einen „Jagdschein“ und konnten einfach ihre Ideen umsetzen.

Sensation mit 700 Teilnehmern

Waren sonst Teilnehmerfelder von 50 – 70 Läufern die Norm bei Waldläufen, so war es eine Sensation, als plötzlich im Grunewald 700 Teilnehmer an 3 Wettbewerben am Start waren. Es gab einen „Cross der Asse“ über 9,9 km für Vereinsläufer, einen sog. „Volkslauf“ für Jedermann über 4,9 km  und einen Jugendlauf über 2,5 km – ein Lauf für Frauen war noch nicht vorgesehen (erst 1966 gab es auch einen Lauf für Frauen). 

Mit markigen Sprüchen, wie: “Dem echten Crosser kommt jede Mühsal gelegen“ oder „Fürchtet Euch nicht! Dabeisein und durchhalten"! wurde überall geworben – und die Teilnehmerzahlen gaben den Veranstaltern recht. Als Belohnung für die Laufqual im Gelände gab es im Ziel die „Crossnadel“.

Die Wildsau

Die Wildsau wurde schon bei der zweiten Auflage im Jahr 1965 das Symbol dieser Veranstaltung, denn das Gelände am Teufelsberg war in fester Hand der Wildschweine, die sich nicht vertreiben ließen.

"Da flog der Tümmler an dem Hecht vorbei" … hieß es tags darauf im Tagesspiegel

Bodo Tümmler (SCC Berlin) hieß der erste Sieger im 9,9 km Hauptlauf vor Bernd-Dieter Hecht (PSV). Für Bodo Tümmler war es der Beginn einer großen läuferischen Karriere, der dann später Europameister und Olympiadritter im 1500 m Lauf wurde. Den Volkslauf gewann Rainer Podlesch, der Steher-Weltmeister von den Zehlendorfer Eichhörnchen. Insbesondere kamen die Teilnehmer zunächst aus den Ruder-, Kanu- und Radfahrvereinen.

Geburtsstunde des Volkslaufes und des LAUFTREFFS

Die Veranstaltung vom 8. November 1964 war die Geburtsstunde des Breitensportes und des Laufens für Jedermann in Berlin und Deutschland. Letztlich war es auch der Vorläufer des LAUFTREFFS, denn man bot damals jeweils an jedem Sonnabend um 15.00 Uhr am Auslauf der Rodelbahn am Teufelsberg ein Vorbereitungstraining für Jedermann an, damit sich die Anfänger auf das Rennen vorbereiten konnten. Das war bis dahin völlig ungewöhnlich.

Läuferische Prominenz

Viele nationale und internationale Prominenz des Langstreckenlaufes startete am Teufelsberg, Lutz Philipp, Manfred Letzerich, Christoph Herle (1982), Detelf UHlemann (1974), Edmundo Warnke (1976), Leon Shots, Ken Newton, Gerhard Hartmann bis zu Dieter Baumann. Bei den Frauen waren Charlotte Teske,  Wanda Panfil (POL),  Grete Waitz (NOR), die zehnfache Siegerin des NYC-Marathon dabei, als auch Marleen Renders (BEL), die später den BERLIN-MARATHON und den Paris-Marathon  gewann in Berlin am Start. Der Berliner Cross-Country-Lauf war jahrelang in Berlin das Aushängeschild des Laufens. Zweimal fanden am Teufelsberg auch die Deutschen Crossmeisterschaften statt (1975 und 1981).

Aus Gründen des Naturschutzes zog man für einige Jahre auf des Maifeld des Olympiastadions um, die Teilnehmer fanden allerdings die flache Strecke im Stadion, mit nur einem Anstieg zum Reiterstadion nicht so toll.  Deswegen gab es dann wieder eine Rückkehr in den Grunewald – Start und Ziel liegen im Stadion Eichkamp, wo die Logistik mit Umkleiden, Toiletten und Duschen gegeben ist.

Im Vorjahr gewann Carsten Schlangen von der LG Nord, Deutschlands Aushängeschild im 1.500 m Lauf den Hauptlauf, möglicherweise ist er morgen mit seinen Vereinskameraden von der LG Nord wieder am Start – dann würde der Sieger eigentlich schon feststehen.
 

Die Siegertafel und die Teilnehmerzahlen von 1964 bis 2007

 

JAHR

STRECKE

SIEGER

TEILNEHMER

 

 

 

 

1964

9.990 m
4.900 m

Bodo Tümmler (SCC Berlin)
Rainer Podlesch (Zehlendorfer Eichhörnchen)

700

1965

10.800 m

Peter Kubicki (SCC Berlin)
5.400 Jürgen Schütze

1.800

1966

10.800 m
1.500 m
5.400 m

Lutz Philipp (Phönix Lübeck)
Brigitte Rothaus (WL Wolfsburg )
H. Podbielski

2.600

1967

10.800 m
1.700 m
6.400 m

Manfred Letzerich (E. Wiesbaden)
Anni Pede (OSC Waldniel)
Udo Görlach (Aachen)

3.200

1968

10.800 m
1.700 m
6.400 m

Klaus Addicks (SCC)
Hannelore Lehmpfuhl (Thf/Mdf)
Manfred Klein (RC Tegel)

3.600

1969

10.800 m
1.700 m
6.400 m

Lutz Philipp (ASC Darmstadt)
Hannelore Lehmpfuhl (Thf/Mdf)
Manfred Klein (RC Tegel)

3.500

1970

10.800 m
1.700 m
6.400 m

Lutz Philipp (ASC Darmstadt)
Hannelore Lehmpfuhl (Thf/Mdf)
Willi Dörfers (Bocholt)

3.000

1971

10.800 m
1.700 m
6.400 m

Don Faircloth (GBR)
Manuela Preuß (Wuppertal)
Peter Hennegran (GBR)

3.750

1972

10.800 m
1.700 m
6.400 m

Anton Gorbunow (Uni Erlangen)
Gerda Reinke (SCC)
Rainer Podlesch (Zehlendorf)

3.600

1973

10.800 m
2.200 m
6.600m

Anton Gorbunow (LAC Quelle Fürth)
Gerda Reinke (SCC)
Rainer Podlesch (Zehlendorf)

3.750

1974

10.600 m
2.200 m
7.600 m

10.600 m Detlef Uhlemann (LC Bonn)
2.200 m Charlotte Teske (ASC Darmstadt)
7.600 m Wolfgang Holtz (Südring)

2.661

1975

10.600 m
2.200 m
7.600 m

Ingo Sensburg (NSF)
Vera Kemper (TuS Neuenkamp)
Georges Char (ESP)

3.250

1976

10.600 m
2.200 m
7.600 m

Edmundo Warnke (LAC Quelle Fürth/CHI)
Vera Kemper (TuS Neuenkamp)
Wayne Morgan (GBR)

3.350

1977

10.600 m
2.200 m
7.600 m

Max Little (AUS)
Erika Moldenhauer (WL Wolfsburg)
Wolfgang Holtz (Victoria 89)

3.430

1978

10.600 m
2.200 m
7.600 m

Christoph Herle (LAC Quelle Fürth)
Grete Waitz (NOR)
Lutz Zielicke

3.210

1979

10.600 m
4.400 m
2.200 m
7.600 m

Ken Newton (GBR)
Cornelia Bürki (SUI)
Clementine Hungerkamp (Lowick)
Lutz Zielicke

2.945

1980

10.600 m
4.400 m
2.200 m
7.600 m

David Clarke (GBR)
Birgit Friedmann (E. Frankfurt)
Clementine Hungerkamp (Lowick)
A. Nowka (RAW)

2.450

1981

10.600 m
4.400 m
2.200 m
7.600 m

Frank Zimmermann (SCC)
Francoise Bonnet (FRA)
Renate Güttler (OSC)
Tomotaka Cato (JPN)

2.832

1982

10.600 m
4.400 m
2.200 m
7.600 m

Christoph Herle (LAC Quelle Fürth)
Veronique Brunet (FRA)
Kerstin Preßler (OSC)
J. Steigerwald

2.560

1983

11.225 m
4.470 m
2.235 m
7.600 m

Barry Knight (GBR)
Susi Riermeier (LAC Quelle Fürth)
Jutta von Haase (LG Süd)
C. Smithson (GBR)

2.892

1984

11.225 m
4.470 m
2.235 m
7.600 m

Theo van den Abbeel (BEL)
Linda Milo (BEL)
R. Frederiks (OSC)
D. Daniel (GBR)

2.904

1985

11.225 m
4.470 m

Gerhard Hartmann (AUT)
Betty van Steenbrok (BEL)

2.734

1986

11.225 m
4.470 m

Leon Shots (BEL) 2.710
Lieve Siegers (BEL)

 

1987

11.225 m
4.470 m

Peter Tootel (GBR)
Wanda Panfil (POL)

2.395

1988

11.225 m
4.470 m

Gerhard Hartmann (AUT) 2.280
Marleen Renders (BEL)

2.280

1989

11.225 m

Andrzey Nowak (SCC)

2.128

1990

4.470 m
11.225 m
4.470 m

Anna Rybicka (AZS Warschau)
William Musyoki (KEN)
Anna Rybicka (POL)

1.695

1991

11.225 m
4.470 m

Grzegorz Glogosz (POL)
Katja Hoffmann (SCC Berlin)

1.709

1992

11.225 m
4.470 m

Grzegorz Glogosz (POL)
Grazyna Kowina (POL)

1.662

1993

11.225 m
4.470 m

Willy Songok (KEN)
Marta Kosmowska (POL)

1.486

1994

11.225 m
4.470 m

Jens Volkmann (LAC Halensee)
Birgit Huhmann (Berliner SC)

1.213

1995

11.225 m

Thomas Lotik (KEN)

1.236

1996

4.470 m
6.700 m
4.300 m

Annette Hüls (LG Leverkusen)
Dieter Baumann (Leverkusen)
K. da Fonseca-Wollheim (LG SCC Nike)

 

1997

8.500 m
4.300 m

André Green (LG Wedel-Pinneberg)
Yvonne Dernbach (Berliner LG Ost)

1.085

1998

8.500 m
4.300 m

Rainer Wachenbrunner (LG Nike) 903
Jana Franke (SCC)

903

1999

8.020 m
3.630 m

Thomas Greger (Ludwigshafen)
Michaela Moeller (Ratio Münster)

1.043

2000

8.000 m
4.000 m

Rainer Wachenbrunner (LG Nike Berlin)
Kristina da Fonseca-Wollheim (SV Halle)

1.078

2001

8.000 m

Michael Loth (SCC Berlin)

778

2002

4.000 m
8.800 m

Carmen Siwert (LAV Rostock)
Jan Förster (EBT)

1.056

2003

8.800 m
4.400 m
8.800 m

Nicole Güldemeister (SC Potsdam)
Antje Scharnowske (SSV Lichtenrade)
Michael Gottschalk (SCC)

1.576

2004

8.800 m
8.800 m
4.400 m

Astrid Carl (Berlin)
Steffen Berger (LAC Berlin)
Juliane Becker (LAC Quelle Fü/Mü/Wü)

1.205

2005     8.800 m      Marco Lützenberger (Berlin)                                               1.222
                              Karsta Parsiegla (SCC)

2006     9.000 m      Franek Haschke (LG Nord Berlin)                                         2.142
                              Karsta Parsiegla (SCC)

2007     9.000 m      Carsten Schlangen (LG Nord Berlin)                                     1.238
                              Karsta Parsiegla (SCC)

Von 1964 bis 2007 nahmen an 44 Veranstaltungen des Berliner Cross-Country-Laufes insgesamt 97.628 LäuferInnen   teil.

Horst Milde

 

author: GRR

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