„Es gab hier überhaupt keine Lauf-Kultur, als wir 2003 den ersten Beirut-Marathon gestartet haben“, erklärt May El Khalil, die das Rennen gründete. „Damals hatten wir etwa 1.000 Anmeldungen. Die meisten von ihnen hatten keine Ahnung, wie lang ein Marathon ist.
Fast 30.000 rennen durch Beirut – Der Äthiopier Alemayehu Shumye gewann in der Kursrekordzeit von 2:12:47 Stunden
Laufen in Beirut? Die krisengeschüttelte, in der Vergangenheit von Krieg gezeichnete Stadt erlebte am Sonntag bereits die sechste Auflage des Blom Beirut-Marathons. Und das Rennen wächst von Jahr zu Jahr. Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet, verzeichneten die Veranstalter knapp 30.000 Anmeldungen.
Für den spitzensportlichen Höhepunkt sorgte dabei der Äthiopier Alemayehu Shumye, der den Beirut-Marathon in der Kursrekordzeit von 2:12:47 Stunden gewann.
„Es gab hier überhaupt keine Lauf-Kultur, als wir 2003 den ersten Beirut-Marathon gestartet haben“, erklärt May El Khalil, die das Rennen gründete. „Damals hatten wir etwa 1.000 Anmeldungen. Die meisten von ihnen hatten keine Ahnung, wie lang ein Marathon ist. Zum Glück hatten wir einen Zwei-Runden-Kurs, so dass die meisten nach der ersten Hälfte aufgaben. Die 5- und 10-km-Rennen wurden dann beliebter und in der Zwischenzeit kommen viele wieder, um den Marathon zu laufen“, erzählt May El Khalil, die in der Vergangenheit immer wieder organisatorische Herausforderungen meistern musste.
So gab es immer wieder kurzfristige Streckenänderungen, um zum Beispiel zerstörten Häusern oder auch Demonstrationen auszuweichen. 2006 musste das Rennen sogar um eine Woche verschoben werden, weil ein Minister kurz zuvor einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war.
Derartige Probleme gibt es zurzeit nicht. „Jetzt ist es ruhig in Beirut“, sagt der Race-Direktor Mark Dickinson, der sich deshalb mehr auf den Sport konzentrieren kann. In dieser Hinsicht war der Beirut-Marathon ein Erfolg. Der 20-jährige Alemayehu Shumye hatte einen Angriff auf den fünf Jahre alten Streckenrekord von 2:17:04 Stunden angekündigt und setzte dies eindrucksvoll in die Tat um. Nach 2:12:47 Stunden rannte der Äthiopier ins Ziel und verkündete: „Haile Gebrselassie ist mein Vorbild, ich möchte so erfolgreich werden wie er.“
Vor vier Jahren, nachdem er nach Addis Abeba gezogen war, begann Alemayehu Shumye mit dem Laufsport. In diesem Jahr war der Beirut-Marathon bereits sein dritter Lauf über die 42,195 km – und alle drei Rennen hat er gewonnen. Zunächst siegte er in Vercelli in der Nähe von Turin, dann lief er in Warschau seine Bestzeit von 2:11:50 Stunden. „Wenn es in Warschau nicht windig gewesen wäre, hätte ich dort schon 2:09 Stunden laufen können“, sagte der 20-Jährige, der mit großem Abstand den Beirut-Marathon vor dem Kenianer Michael Kipkorir (2:16:15) und Hussen Adem (Äthiopien/2:16:44) gewann.
Schnellste Frau war Alemtsehay Hailu (Äthiopien) mit 2:37:20. Tadelech Birra (2:37:58) und Wudnesh Nega (2:39:09) machten den äthiopischen Triumph im Libanon perfekt.
race-news-service.com
Foto: BLOM Beirut-Marathon