50 % Training, 30 % Verständnis der/s Partnerin/Partners, Betreuung und Gruppenmotivation 20 % der eigene Wille sich zu quälen, schmerzhafte Leistungsgrenze kennen zulernen und durchzuhalten bis zum Ziel.
Unternehmen Marathon 2008 oder von A bis Z (angenehm bis Zerreissprobe) – Ein Jahr Trainingsvorbereitungen für den Marathon. Ein Programm von Patrick Reich, dem Vereinsmanager des TSV Tempelhof-Mariendorf e.V. –
Ein Jahr lang hatte sich das Unternehmen Marathon mit dem Initiator Patti Reich und Co-Trainer Peter auf dieses Ziel hin trainiert. Anfangs mit kleinen Laufeinheiten von ca. 3 km und kurzen Laufpausen begonnen, wurde stufenweise durch die Marathon-Staffel das WIR-Gefühl gestärkt, mit dem Halbmarathon erste Erfolge erzielt, mit dem 25 km-Lauf incl. dem Einlauf ins Olympia-Stadion ein unvergessliches Ereignis geschaffen.
Spätestens nach der ersten 30-km-Trainingseinheit war klar, dass ich mit den guten Vorbereitungen – den Traum „einmal im Leben Berlin-Marathon“ zu laufen, schaffen werde.
Der Tag der Tage, der 28. September 2008, Berlin-Marathon 2008, optimales Wetter, hervorragende Stimmung unter den zehn Marathonis, nun gab es nur noch eins – durchhalten und das Ziel erreichen.
Um dieses Ziel zu erreichen, stellte ich eine 50-30-20 Quote fest.
50 % Training, 30 % Verständnis der/s Partnerin/Partners, Betreuung und Gruppenmotivation 20 % der eigene Wille sich zu quälen, schmerzhafte Leistungsgrenze kennen zulernen und durchzuhalten bis zum Ziel.
Unter den 40.000 Läufer/innen waren wir 10 Marathonis, mit dem Willen uns alle im Ziel zu sehen, gestartet. Die Stimmung auf der Strecke war super. Viele Partner/innen, Freunde, Bekannte und Nachbarn, die uns teils unerwartet und verteilt über die gesamte Marathonstrecke unterstützend zuriefen, haben uns motiviert und über die lange 42,195-Kilometer-Strecke getragen.
Stefan hat extra für uns einen Versorgungsstand eingerichtet, so dass wir bei Km 36 nicht nur Getränke gereicht bekamen, sondern auch von unseren Nichtstartenden Marathonis Felizitas, Barbara, Daniel und Peter, Zuspruch und liebevolle Umarmungen erhielten, die uns beflügelten den Rest der Strecke, auch unter Schmerzen, durchzuhalten. Dafür ein extra dickes Dankeschön!
Alle 10 Läufer/innen haben das Ziel vom Berlin-Marathon erreicht – einfach toll! Für jeden von uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen.
Eines möchte ich noch erwähnen: Wer einen Marathon gelaufen ist, hat extrem viel Vorbereitungszeit investiert und seinen Körper mehr gefordert, als er/sie selbst zugeben wollte. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die ersten 5 bis 10 km-Trainingsläufe nach dem Marathon, wie mit Bleifüssen gelaufen erscheinen. Ich kann für mich behaupten, dass ich mein Körpergefühl und die biochemischen Abläufe jetzt besser verstehe.
Es war ein ultimatives Erlebnis, die Lust am Laufen ist ungebremst. Städte-Marathon 2009 als neues Ziel, dass jeder erreichen kann, wenn er/sie zu A bis Z bereit ist. Wäre schön, wenn im nächsten Jahr 2009 auch unseren Nichtstartenden Marathonis und neue Läufer/innen den Berlin-Marathon 2009 mitlaufen.
Olivia & Micha
Der Bericht von Silke
Hallo zusammen,
es ist vollbracht, wir haben das „Ziel“ erreicht. Ein Jahr Vorbereitung und der Traum „1. Marathon“ wurde war. Der Traum durchs Brandenburger Tor über die Ziellinie zu schweben. Davor waren für mich aber 42 km harte Arbeit angesagt.
Ich hatte vor dem Start viele Baustellen (Fersensporn, abklingender Virusinfekt, Antibiotika, …) und meine Zielzeit von um die 4:30 war damit unrealistisch geworden. Das Motto hieß „Dabei sein und ins Ziel kommen“. Leichter gesagt als getan, wie sich im Laufe des Wettkampfs herausstellte.
Bis km 10 konnte ich gut mit Dagi, Patti, Micha und Bernd mithalten doch, dann begannen die Knieschmerzen. Bei km 15 musste ich die Anderen ziehen lassen, denn es ging einfach nicht mehr. Der Schmerz im linken Knie war kaum noch auszuhalten. Es war ein Gefühl als ob ein Nerv eingeklemmt ist, denn manchmal knickte das Knie einfach weg. Ich habe ab dort angefangen zu überlegen, ob ich aufgebe. Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf: 1 Jahr trainiert und das soll es jetzt sein…, usw.
Zu den Sanitätern wollte ich nicht, da sie ja das Recht haben einen aus dem Rennen zu nehmen. Am Innsbrucker Platz traf ich eine Leidensgenossin, wir walkten vor uns hin und unterhielten uns. Als ich Ihr erzählte, dass es mein erster Marathon sei, sagte sie: „Komm, das schaffen wir.“ In dem Moment habe ich wieder selber dran geglaubt.
Leider haben wir uns kurze Zeit später verloren, da ich mich bei den Physiotherapeuten bei km 25 habe behandeln lassen. Nach der Behandlung lief es erst gar nicht gut aber ich hatte mir fest vorgenommen wenigstens bis zum Wilden Eber zu kommen. Ich wollte wenigstens die Stimmung dort erleben. Aber war dort überhaupt noch was los? Auf Grund des guten Wetters waren trotz der vorgerückten Stunde noch viel Zuschauer an der Strecke, die uns mit aufmunternden Worten vorangetrieben haben.
Nach dem Wilden Eber habe ich oft mit den Tränen und dem Aufgeben gekämpft. Ich habe versucht immer im Trab zu bleiben, denn ich hatte mir ausgerechnet wie lange ich für die 12km bräuchte, wenn ich walke. Da war die Auswahl ganz klar getroffen. Jede 500 m waren ein Erfolg, ich habe mich von km Schild zu km Schild gekämpft. Zwischendurch hatte ich auch noch Unterstützung von meinen Eltern, die mich auf dem Fahrrad begleitet haben.
Bei km 36 habe ich mich noch mal in die Hand der Physiotherapeuten gegeben. Sie fragten mich, ob ich das volle Massageprogramm wollte oder ob ich es eilig hätte ;-). Da musste ich doch schmunzeln, Zeit spielte in dem Moment nun wirklich keine Rolle mehr.
Danach ging es weiter. Langsam wurden aber auch die Beine richtig schwer, die Füße taten weh. Ich bin dann noch bis km 41 gelaufen, dann war die Kraft einfach nicht mehr da. Dort habe ich Christian, einen Bekannten getroffen, der sich auch Richtung Ziel quälte. Wir sind dann ab Gendarmenmarkt zusammen gewalkt. Wir waren ab da an schon richtig gelöst, denn das Ziel war nicht mehr weit und endlich auch erreichbar nah. Es war schön, den letzten Kilometer nicht alleine laufen zu müssen und auch beim Zieleinlauf nicht alleine zu sein. Das war ein schönes und beruhigendes Gefühl.
Vorm Brandenburger Tor haben wir noch mal alle Kräfte mobilisiert und sind durchs Tor und ins Ziel gelaufen. Nach 5:25:48 war der Kampf gewonnen. Ich war überglücklich aber auch einfach nur fertig.
Während des Laufes habe ich mir auch immer gesagt, dass ich nur ins Ziel kommen und diese blöde Medaille haben will, damit ich das nie wieder machen muss.
Es ist schon faszinierend wie schnell man die Schmerzen und Qualen vergisst. Ein paar Tage später war dann der Gedanke, dass die Zielzeit unbedingt verbessert werden muss schon da.
Es wird sicher nicht mein erster und letzter Marathon gewesen sein.
Aber noch mal wurde ich mich und meinen Körper nicht mehr quälen. Ich habe es ein Mal geschafft. Jetzt ist der eigene Druck 1 Mal im Leben einen Marathon laufen zu wollen nicht mehr da. Jetzt kommt die Kür.
Es war ein unvergessliches Erlebnis und auch ein unvergessliches Jahr. Ohne die Laufgruppe hätte ich sicher schon öfters das Projekt aufgegeben.
Wer von Euch also auch die Herausforderung Marathon sucht kann ich nur empfehlen dieses nicht alleine in Angriff zu nehmen. Wie heißt es so schön, geteiltes Leid ist halbes Leid und es macht in der Gruppe einfach mehr Spaß.
Ich wünsche Euch bei Euren Zielen viel Erfolg und Durchhaltekraft.
Silke
EN