Die Entstehung und Produktion dieses Buches verdanken wir einem sportlichen Ereignis, das sich in Kürze zum zweiten Male jährt: der Gewinn der Weltmeisterschaft der deutschen Handball-Nationalmannschaft Anfang des Jahres 2007.
Wege zur Höchstleistung im Sport und in der Wirtschaft Zwei prominenten Autoren über den „Stoff“, aus dem Erfolge sind – Die Rezension von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Die Botschaft dieses Buches ist klar und eindeutig: Es gibt Übereinstimmungen der Strategien zum Erfolg im Sport und in der Wirtschaft, von Spitzensportlern und von Spitzenmanagern. Die Wirksamkeit des „Stoffes“, aus dem Erfolge gemacht werden (können), soll sowohl hüben wie drüben aufgezeigt und allen zur Nachahmung empfohlen werden – nämlich: „sich selbst hohe Ziele setzen und diese auch tatsächlich erreichen wollen“.
Fühlt sich da etwa jemand nicht angesprochen?
Die Entstehung und Produktion dieses Buches verdanken wir einem sportlichen Ereignis, das sich in Kürze zum zweiten Male jährt: der Gewinn der Weltmeisterschaft der deutschen Handball-Nationalmannschaft Anfang des Jahres 2007. Dafür hatte das Team von Bundestrainer Heiner Brand bereits im Vorfeld selbstbewusst das „Projekt Gold“ ausgerufen und mit dem Endspielsieg gegen Polen schließlich auch bestens realisiert.
In diesem Buch werden aber weder der Verlauf der WM von Spiel zu Spiel chronologisch dokumentiert noch spieltaktisch analysiert. Das Buch umkreist zwei ganz andere Fragen: Welche Fähigkeiten zeichnen einen wahren Champion aus? Und wie gelingt es, diese Fähigkeiten wirkungsvoll, also erfolgreich zu entfalten und einzusetzen? Aufschlussreiche Antworten werden im Band in drei Phasen („Vorbereitung“, „Wettkampf“ und „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“) in insgesamt 17 verständlich geschriebenen Kapiteln (z.B. „Das Zielfoto im Kopf“, „Kein Sieg ohne Leadership“ oder „Aus Niederlagen lernen“) präsentiert.
Zu den Autoren noch soviel: Heiner Brand kennt jeder. Aber wer war noch mal Jörg Löhr? Er ist selbst 94-facher Handball-Nationalspieler gewesen und gilt heute als einer der renommiertesten Management- und Persönlichkeitstrainer im deutschsprachigen Raum mit Sitz in Augsburg, der auch hinter den Kulissen beim „Projekt Gold“ für die deutsche Nationalmannschaft entscheidend mitgewirkt hat.
Davon ist im Buch an etlichen Stellen die Rede. Dadurch wirkt das Werk authentisch. Aber es kommen auch andere (ehemalige) Sportler (z.B. Jochen Schümann und Oliver Bierhoff) sowie viele prominente „Macher“ aus der Wirtschaft etc. zu Wort (z.B. Jochen Kienbaum und Wolfgang Joop), die etwas von ihren persönlichen Erfolgsstrategien erzählen.
Wer sich selbst hohe Ziele setzen und diese auch erfolgreich realisieren will, der muss erst einmal für sich entscheiden, wohin die Reise gehen soll. Die beiden Autoren drücken das so aus: Jeder muss sich seiner eigenen Talente bewusst werden: „Das eigene Spielfeld finden“ – lautet denn die Überschrift eines Kapitels gleich zu Anfang. Im Ergebnis kommt es darauf an, seine so identifizierten Stärken noch mehr zu stärken, anstatt irgendwelche vorhandenen Schwächen nur kompensieren zu wollen. Wer langfristig Erfolg haben will, muss lernen, das noch besser tun zu wollen, was man immer schon gern getan hat.
Notwendig dafür wiederum sind: Leidenschaft entwickeln und mit Begeisterung an die Sache herangehen.
Ein „Projekt Gold“ fällt uns nicht irgendwann ganz plötzlich vor die Füße, sondern bedarf auch der „Konzentration von Gedanken und Taten“ sowie des „Fighten um jeden Punkt“ – so weitere Kapitelüberschriften. Die beiden Autoren haben am Ende eines jeden Kapitels sogar einprägsame Merksätze formuliert, die es zu beherzigen gilt, um langfristig besser zu sein. So wird beispielsweise von einer Führungspersönlichkeit im Sport und in der Wirtschaft gleichermaßen verlangt: „Gehen Sie immer mit gutem Beispiel voran!“ oder: „Schaffen Sie ein Klima des gegenseitigen Vertrauens!“
Die Magie des Teamgeistes vom Wintermärchen der deutschen Handballnationalmann-schaft lässt dabei nochmals grüßen!
Auch was den Fairnessgedanken anbelangt, beziehen Heiner Brand und Jörg Löhr klare Position: Respekt und Eigennutz sind kompatibel. Erfolg kann nur auf der Basis von beidseitig akzeptierten Normen und Werten entstehen. Das gilt sowohl für die Wirtschaft als auch im Sport – wörtlich heißt es auf Seite 210 dazu: „Doping und Korruption, bewusst harte Fouls und Mobbing sind Eingeständnisse der eigenen Unzulänglichkeit. Wer zu diesen Mitteln greifen muss, der kann offenbar nicht auf geradem Wege siegen beziehungsweise aufsteigen“. Siegertypen haben so etwas nicht nötig, sie setzen auf ihre eigenen Stärken.
Bleibt am Ende nur eine beiläufige Frage: Haben denn wirklich die beiden Autoren das Buch gemeinsam verfasst? Eine Antwort darauf fällt schwer … nur den Teil, wo von einem „Bundesliga-Erstligisten 1. FC Bayern München“ die Rede ist (nämlich auf Seite 36), der dürfte eigentlich weder von dem einen noch von dem anderen stammen. Aber das ist auch so ziemlich der einzige (lustige) Druckfehler in einem insgesamt sehr lesenswerten Buch.
Heiner Brand & Jörg Löhr: Projekt Gold. Wege zur Höchstleistung – Spitzensport als Erfolgsmodell. GABAL Verlag Offenbach 2008. 358 S.; 24,90 €.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann