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08
02
2009

In seiner letzten Amtsperiode als DSB-Präsident stand für Manfred von Richthofen in seiner Arbeit gegen zum Teil erhebliche Widerstände die Vorbereitung der Vereinigung von DSB und NOK zu einer gemeinsamen Dachorganisation des deutschen Sports im Vordergrund, die am 20.Mai 2006 mit der Gründung des Deutschen Olympischen Sportbundes in der Frankfurter Paulskirche auch Wirklichkeit wurde

DOSB-Ehrenpräsident von Richthofen feiert am 9. Februar seinen 75. Geburtstag – Ein kritischer Geist und beharrlicher Kämpfer für den Sport

By GRR 0

„Manfred von Richthofen ist ein kritischer Geist. Er integriert, aber er kann, auch polarisieren. Aus dem Freund der Opposition in den 80er Jahren mit der Lust zu spitzfindigen Formulierungen ist eine Persönlichkeit geworden, die spürt, dass durch Wahlen übertragene Verantwortung mit verstärktem Überlegen und mit Nachdenken vor notwendigen Entscheidungen verbunden ist.

Seine Basisarbeit bei Vereinen und Verbänden hat ihm Anerkennung gebracht.

Sie vermittelt ihm zugleich Argumente, die in Entscheidungen eingebunden werden. Manfred von Richthofen kämpft für das Ehrenamt im Sport, für eine bessere Sportstättensituation in den neuen Bundesländern, gegen die Schulsportmisere, für Sauberkeit im Spitzensport, um aus der Vielfalt der Arbeit nur einiges zu nennen.“ Mit dieser Glückwunschadresse würdigte DSB-Ehrenpräsident Hans Hansen im Februar 1999 seinen Nachfolger als DSB-Präsident aus Anlass von dessen 65. Geburtstag.

Und fünf Jahre später betonte der gleiche Laudator aus Anlass des 70. Geburtstages des Berliner Freiherrn: „Unser Jubilar bekennt sich mit Nachdruck zur Vorbildfunktion des Sports, auch wenn längst nicht alle Spitzenathleten noch einen Sinn darin sehen, in ihrer Lebensführung Vorbild der Jugend zu sein.

Das ist die Folge der totalen Kommerzialisierung. Dennoch darf man nicht vergessen, dass es in vielen Sportarten unverändert Persönlichkeiten gibt, die durch überragende Leistungen bestechen und die zugleich durch Anstand und Fairness auch nach dem Ende ihrer sportlichen Karriere Vorbildfunktionen erfüllen. Ein Anliegen, das Manfred von Richthofen aus Überzeugung und deshalb mit Nachdruck fördert. Denn für ihn gilt das Credo: Der Sport ist und bleibt ein gutes Erziehungs- und Übungsfeld für aktives, leistungsorientiertes Leben.“

Manfred von Richthofen feiert am 9. Februar seinen 75. Geburtstag. Er wurde als ältester Sohn des Kaufmanns Bolko Freiherr von Richthofen und dessen Ehefrau Viktoria, geb. Praetorius-von Richthofen, in Berlin geboren. Sein Onkel war der als „Roter Baron“ im 1. Weltkrieg 1918 gefallene legendäre Jagdflieger Rittmeister Manfred von Richthofen.

Nach dem Schulbesuch im Rheinland und in der Schloßschule Salem am Bodensee, wo er beim damaligen Schulleiter Prinz Georg-Wilhelm von Hannover Hockey spielen lernte, studierte er Sportwissenschaft und Sozialpädagogik und begann seine berufliche Laufbahn 1960 als Gymnasiallehrer am Canisius-Gymnasium in Berlin.

Neben seiner sportlichen Aktivenzeit als Hockeyspieler und Trainer – zuletzt beim Berliner SC und in der Berliner Auswahlmannschaft – engagierte sich von Richthofen auch politisch als Vorsitzender der Jungen Union Berlin (1963 – 1967), als Mitglied des JU-Bundesvorstandes (1953 – 1965), als stellvertretender CDU-Landesvorsitzender von Berlin (1965 – 1969) und über 15 Jahre als Bürgerdeputierter in Berlin-Charlottenburg (1964 – 1979).

1969 wechselte er aus dem Schuldienst als hauptamtlicher Sportdirektor zum Landessportbund Berlin. In dieser Funktion hat er als Mitglied der DSB-Ost-West-Kommission viele Jahre für die Einbeziehung des West-Berliner Sports in den deutsch-deutschen Sportverkehr gestritten.

1985 wurde Manfred von Richthofen zum Präsidenten des Landessportbundes Berlin gewählt, dessen Entwicklung er bis zum Rückzug von diesem Amt im Juni 2000 über drei Jahrzehnte ganz wesentlich mitgeprägt hat, so u. a. beim Konzept „Sportstadt Berlin“ (1985), der Gründung des Olympiastützpunktes (1987), der Entwicklung des Leistungssports als Koordinator, der Vorbereitung und Verabschiedung des Berliner Sportfördergesetzes sowie der Aufnahme der Förderung des Sports als Staatsziel in die Berliner Verfassung (1995). Auch die ohne Reibungsverluste vollzogene Wiedervereinigung des Berliner Sports aus Ost und West in den Jahren nach der Wende ist in erster Linie das Werk Manfred von Richthofens.

Auf Bundesebene profilierte er sich zunächst als stellvertretender Vorsitzender im Bundesausschuss Leistungssport des DSB, bevor er am 15. Dezember 1990 beim „Vereinigungsbundestag“ in Hannover zum Vizepräsidenten des DSB gewählt wurde. Vier Jahre später trat er beim Bundestag am 3. Dezember 1994 in Timmendorfer Strand die Nachfolge von Hans Hansen als fünfter Präsident des Deutschen Sportbundes an. Zwischen 1983 und 1997 war Manfred von Richthofen auch Persönliches Mitglied des NOK für Deutschland.

Seine wirtschaftliche Unabhängigkeit als Unternehmer kam von Richthofen in seinen verantwortlichen Funktionen immer zugute. So konnte er auch als DSB-Präsident neue Akzente setzen, wobei es ihm durch seinen beharrlichen Einsatz gelungen ist, den Sport als unersetzlichen Bestandteil des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens darzustellen. Der Berliner Freiherr setzte einen Schwerpunkt seines Wirkens in der Dopingbekämpfung, stritt für die Förderung des Sports in der Gesundheitspolitik und sah dessen wichtige Bedeutung auch bei der sozialen Integration. Die fast 91.000 Sportvereine in der Bundesrepublik waren und sind für ihn deshalb auch ein für die Gesellschaft unverzichtbares Netz von „Sozialstationen“.

Manfred von Richthafen hat für sein engagiertes Wirken zahlreiche sportliche und staatliche Auszeichnungen erhalten. So wurde ihm u. a. 1988 „Das Goldene Band der Sportpresse“ verliehen. 1995 war er für die deutschen Sportjournalisten der „Mann des Jahres“. 1996 wurde der oberste DSB-Verantwortliche mit dem Verdienstorden des Landes Berlin und 1999 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 2004 verlieh ihm Ministerpräsident Roland Koch den Verdienstorden des Landes Hessen.

In seiner letzten Amtsperiode als DSB-Präsident stand für Manfred von Richthofen in seiner Arbeit gegen zum Teil erhebliche Widerstände die Vorbereitung der Vereinigung von DSB und NOK zu einer gemeinsamen Dachorganisation des deutschen Sports im Vordergrund, die am 20.Mai 2006 mit der Gründung des Deutschen Olympischen Sportbundes in der Frankfurter Paulskirche auch Wirklichkeit wurde. Dabei wurde sein Wirken mit der Ernennung zum Ehrenpräsidenten des neuen DOSB gewürdigt.

In seinem letzten Grußwort als DSB-Präsident zum Jahreswechsel 2005/2006 rief er dazu auf, „die vielgestaltige und weiter wachsende Kraft des organisierten Sports wirkungsvoller als bisher zu bündeln und gesamtgesellschaftlich noch besser zu positionieren. Denn kein Zweifel; Sport und Gemeinwohl eröffnen in dem Maße neue Perspektiven, wie sie enger zusammenrücken…

Mit dem gesellschaftlichen Schwergewicht Sport erhält die Gemeinnützigkeit neue Chancen und manchmal sogar noch ungeahnte Möglichkeiten; aber ohne den Sport und seinem Wirkungsradius wäre im Umkehrschluss unsere Gesellschaft ein dramatisches Stück ärmer“.

Friedrich Mevert in der DOSB Presse

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