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04
03
2009

Die Sicherheit der Läufer ist bei jedem Rennen das A und O. Das Zusammenspiel von Unfallversorgung, Rettungswesen und Risikoabwendung ist wichtig, um Gefahren zu minimieren und im Notfall umgehend zur Stelle sein zu können.

NOTFALLVERSORGUNG – Rettendes Netzwerk – GRR Sonderheft 2009 in Kooperation mit „aktiv laufen“

By GRR 0

Für die Veranstalter des Zugspitz-Extrem-Berglaufes war es der Super- GAU schlechthin. Auf dem Weg auf Deutschlands höchsten Berg starben Mitte Juli zwei Läufer, die keineswegs in die Kategorie „unerfahren und untrainiert“ einzustufen waren. Einen vorhersehbaren Wetterumschwung hatte dabei die veranstaltende Agentur aus Garmisch-Partenkirchen nicht so ernst genommen, wie es angesichts der Hochgebirgslage erforderlich gewesen wäre.

Viele der über 600 Läufer waren auf dem ausgeschriebenen 16 km langen Hochgebirgstrail mit 2.100 Höhenmetern zweifellos zu leicht bekleidet und nicht für die im Hochgebirge rasch umschlagenden Witterungsbedingungen ausgestattet.

Schuld der Läufer? Schuld der Veranstalter, die sehenden Auges die Läufer ins „Verderben“ starten ließen? Schuld hin oder her: Fakt ist, dass zwei Männer im Alter von 41 und 45 Jahren ums Leben kamen. Die Staatsanwaltschaft hat nach langwierigen Ermittlungen im Oktober einen Strafantrag gegen die veranstaltende Agentur gestellt. Es geht sicherlich nicht alleine um die Frage, ob der Tod der beiden Läufer hätte verhindert werden können. Vielmehr müssen sich alle Veranstalter letztlich fragen: Sind die eingesetzten Sicherheitssysteme im Notfall so wirkungsvoll vernetzt, um ein Optimum an Hilfe zu gewährleisten?

Hier ein Hochgebirgsspektakel, dort ein Marathonlauf unter Hitzebedingungen oder mit mangelnder Trinkwasserversorgung. Oder eine Unwetterwarnung der Meteorologen, die vor drei Jahren den MLP Marathon in Mannheim Rhein-Neckar ausfallen ließ. Absage oder Abbruch von Laufveranstaltungen sind längst keine absolute Novität mehr, sondern eher Ergebnisse umsichtiger Veranstalter und Rettungsdienstleister. Viele Medien lassen nichts ungenutzt, um (die zum Glück wenigen) Todesfälle im Laufsport zum Sensations-Aufmacher umzumünzen.

Selbsternannte Experten gießen zudem noch Öl in die lodernde öffentliche Diskussion.

German Road Races (GRR) hat nach der Verabschiedung von Qualitätskriterien und dem verbindlichen Gesundheitscheck für alle Teilnehmer an GRR-Laufveranstaltungen im August 2008 mit einem Symposium „Bedeutung eines Netzwerkes zwischen Unfallversorgung, Rettungswesen und Risikoabwendung bei Laufveranstaltungen“ in Berlin erneut Neuland betreten, um den Veranstaltern wertvolle Hilfestellungen bei der Organisation zu geben.

Als „Volltreffer“ und „längst überfällig“ bezeichneten einige Veranstalter das Symposium, da in der insgesamt sechsstündigen Tagung die Bedeutung eines funktionierenden Krisenmanagements bei Laufveranstaltungen von allen Referenten aus eigener Anschauung verdeutlicht werden konnte.

Ob Berlin, Düsseldorf, Mannheim, Stuttgart, Davos oder Interlaken, die aufgezeigten Beispiele hätten kaum treffender sein können. Unter der Leitung der GRR-Sprecher Wilfried Raatz (Darmstadt) und Horst Milde (Berlin) referierten namhafte Vertreter aus den unterschiedlichen Organisationen über die Vernetzung von Unfallrettung, Sanitätsdiensten, Medizinischer Betreuung und den entsprechenden polizeilichen Maßnahmen.

In anschaulicher Weise führten Hans-Günter Titz (DRK Stuttgart), Steffen Dieckmann (Feuerwehr Berlin), Dr. Helmar Wauer (Charité Berlin), Thomas Hussmann (Feuerwehr Düsseldorf), Dr. Hanspeter Berger (Interlaken), Urs Grüter (Luzern), Dr. Willi Heepe (früherer Rennarzt des Berlin-Marathon) sowie Thomas Fafczynski (Polizei Berlin) in ihren Beiträgen aus, wie die Vernetzung der Hilfsdienste im konkreten Fall gewährleistet ist und die Installierung eines Krisenmanagements bei großen Laufveranstaltungen gelingt.

Entscheidungsträger der Feuerwehr, der Rettungsdienste, der Ärzteschaft und der Polizei sollen bei jeder Veranstaltung gemeinsam mit Veranstaltern nach Lösungsansätzen suchen, um in Not geratene Laufteilnehmer in nur wenigen Minuten mit Rettungsteams zu erreichen, damit im Ernstfall lebenserhaltende Maßnahmen erfolgreich eingeleitet werden können. Streckenverkürzungen oder Schlechtwetter-Varianten sind probate Mittel, um eine in Tritt gekommene Lauf-Veranstaltung ohne Panikattacken der Verantwortlichen und der Laufkundschaft einem guten Ende zuzuführen.

„Als Veranstalter dürfen wir nicht warten, bis ein Schadensfall eingetreten ist, um dann künftig Lehren daraus zu ziehen. Vielmehr sind hier vorausschauende Maßnahmen von allen in die Veranstaltung eingebundenen Organisationen erforderlich, um für den Ernstfall gerüstet zu sein“, warnt Horst Milde, der frühere langjährige Race-Direktor des Berlin-Marathons. Schließlich weiß Milde wie wohl kein Zweiter in der nationalen und internationalen Laufszene, was es heißt, mit außergewöhnlichen Situationen umgehen zu müssen.

Als Kopf der Berlin-Marathon-Organisation hat Horst Milde mit seinem Berliner „Weggefährten“ Dr. Willi Heepe und im Verbund mit der Berufsfeuerwehr und den Einsatzdiensten in der deutschen Hauptstadt ein ausgeklügeltes Versorgungs- und Rettungskonzept entwickelt, das heute als Musterfall für viele Veranstaltungen weltweit gilt. Milde weiß: „Als Veranstalter müssen wir Synergieeffekte nutzen und auf die Erfahrungen anderer Veranstalter aufbauen. Nur so können wir noch besserwerden!“

 

Entnommen dem GRR Sonderheft 2009 in Kooperation mit "aktiv laufen".

author: GRR

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