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10
03
2009

Was steht im „Zweiten Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht“? Teil 5: Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport im Grundschulalter

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Nach dem „Ersten Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht“ im Jahre 2003 ist Ende letzten Jahres der „Zweite Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht“ mit dem Schwerpunkt „Kindheit“ erschienen. Dieser Bericht hat sich zum Ziel gesetzt, die Bedeutung von Bewegung und Sport von Kindern im Hinblick auf die individuelle Entwicklung zu beschreiben und dabei mögliche (positive) Effekte zu analysieren. Der Bericht wird mit Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung herausgegeben von Prof. Dr. Werner Schmidt (Uni Duisburg-Essen) sowie unter Mitarbeit von Prof. Dr. Renate Zimmer (Uni Osnabrück) und Prof. Dr. Klaus Völker (Uni Münster). Er wendet sich „an alle, die das Kinderwohl im Auge haben“. In einer siebenteiligen Serie stellt die DOSB PRESSE wichtige Inhalte des Berichtes vor. Im Teil 5 der Serie geht es um die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport im Grundschulalter:

Der vierte Teil des Kindersportberichtes enthält insgesamt fünf Beiträge mit unterschiedlichen Aspekten von Bewegung, Spiel und Sport für (alle) Kinder im Primärbereich ihrer Schullaufbahn. Dazu gehört auch ein Aufsatz mit dem Titel: „Inklusiver Schulsport – Zum gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen in der Grundschule“, der gemeinsam von der Berliner Sportpädagogin Prof. Dr. Dr. h. c. Gudrun Doll-Tepper, im Ehrenamt u. a. Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Erziehung im DOSB, und der Leitern der (u. a. auch vom DOSB betriebenen) Informationsstelle für den Sport behinderter Menschen in Berlin, Erika Schmidt-Gotz, verfasst worden ist. Das Inklusionskonzept bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Unterschiedlichkeit von Menschen nicht als Problem, sondern aus der Perspektive von Vielfalt und Heterogenität als eine grundsätzliche Chance für gemeinsames Lernen (auch im Sport) aufgefasst wird.

In einem anderen Beitrag werden die wichtigsten Befunde der ersten repräsentativen bundesweiten Schulsportuntersuchung, der sog. DSB-SPRINT-Studie speziell für den Grundschulbereich einer ausführlichen Re-Analyse unterzogen. Zu den wichtigsten quantitativen Ergebnissen gehörten seinerzeit: Der zeitliche Umfang des erteilten Sportunterrichts in der Grundschule beläuft sich statistisch gesehen auf durchschnittlich 2,87 Stunden pro Woche. Über 80% der (vorwiegend weiblichen) Lehrkräfte in diesem Bereich unterrichten ohne fachliche Ausbildung. Im Vergleich zu den weiterführenden Schulen stellen die Sportstätten (vorzugsweise „Einfachsporthallen“) und ihre Ausstattung kein gravierendes Problem dar – allerdings mit der Ausnahme der Durchführung von Schwimmunterricht: „Nur 50% der Schülerinnen und Schüler berichten, dass Schwimmen in der vierten Klasse im Unterricht erteilt wurde“ (S. 284). Im daran anschließenden „Beitrag von Bewegung, Spiel und Sport zur Schul(sport)entwicklung in der Grundschule“ kommt die Autorin Dr. Jessica Süßenbach (Uni Duisburg-Essen) u. a. im Ausblick zur der (ernüchternden) Feststellung auf der Basis der Befunde aus der DSB-SPRINT-Studie: „Eine kontinuierliche und erfolgreiche Kooperation mit Vereinen besteht in der Regel nur dort, wo die Sportlehrer selbst im Verein aktiv sind“ (S. 315).

Die Bundesregierung hat im Jahre 2002 das sog. „Investitionsprogramm Zukunft, Bildung und Betreuung“ verabschiedet. Dieses Programm geht mit der Einführung von (mehr) Ganztagsschulen einher. Im Beitrag von Prof. Dr. Roland Naul (Uni Duisburg-Essen) wird exemplarisch die Einführung der sog. Offenen Ganztagsschule im Primarschulbereich im Bundesland Nordrhein-Westfalen vorgestellt und im Hinblick auf (mehr) Bewegung, Spiel und Sport analysiert. Dabei werden auch „Alte Ängste und Befürchtungen der Sportfachverbände“ (Überschrift von Kap. 17.3) den „Neuen Chancen und Erwartungen der Sportfachverbände“ (Kap. 17.4) gegenübergestellt. Der Erfolg von Ganztagsschulen in Bezug auf Bewegung, Spiel und Sport ist perspektivisch daran zu messen, inwiefern es gelingt, kommunale Netzwerke mit allen Partnern von Bewegung, Spiel und Sport (insbesondere mit den Sportvereinen vor Ort) einzurichten und weiter zu verdichten, um die Schlüsselprobleme von Bewegungsarmut und Übergewicht mit der nachhaltigen Förderung eines gesunden und aktiven Lebensstils von Kindern und Jugendlichen zu lösen.

Werner Schmidt (Hrsg., unter Mitarbeit von Renate Zimmer & Klaus Völker): Zweiter Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht. Schwerpunkt: Kindheit. Schorndorf 2008: Hofmann. 520 S.; 39,90 €

Die Serie wurde für die DOSB PRESSE verfasst Prof. Dr. Detlef Kuhlmann, Sportwissenschaftler an der Leibniz Universität Hannover.

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