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18
03
2009

Gerhard Janetzky: Es wäre sehr schade, wenn wir nicht dabei wären, schließlich war das ISTAF ein Gründungsmitglied der Golden Four-Serie. Wir müssen klären, ob es in der wirtschaftlich harten Phase möglich ist, ein Budget von drei Millionen Euro für ein Ein-Tages-Meeting zu stemmen.

Im Interview: ISTAF-Chef Gerhard Janetzky – Müssen Weltspitze zeigen – Jörg Wenig in leichtathletik

By GRR 0

Gerhard Janetzky ist der Meeting-Direktor des Berliner Golden League-Meetings DKB ISTAF. Zur Reform der Meeting-Struktur und der Einführung der Diamond League ab 2010 gab er Leichtathletik das folgende Interview.

Haben Sie schon Diamanten gekauft?

Gerhard Janetzky: Nein, denn die sollen ja nach Tagesverkaufswert berechnet werden …

Warum ist das DKB ISTAF der neuen Liga noch nicht beigetreten?

Gerhard Janetzky: Wir prüfen zurzeit noch unsere mögliche Beteiligung. Dabei geht es um drei Punkte: Erstens ist der Vertragspartner nicht mehr die IAAF, sondern eine AG in der Schweiz, an der die IAAF und die Meetings beteiligt sind. Zweitens gilt für die Verträge das Schweizer Aktienrecht. Und drittens müssen wir unsere wirtschaftliche Situation für die Jahre 2010 bis 2012, für die die Diamond-League-Mitgliedschaft gelten würde, klären. In diesem Jahr laufen TV- als auch Sponsorenverträge aus.

IAAF-Präsident Lamine Diack war optimistisch, dass das DKB ISTAF zur Diamond League gehören wird.

Gerhard Janetzky: Es wäre sehr schade, wenn wir nicht dabei wären, schließlich war das ISTAF ein Gründungsmitglied der Golden Four-Serie. Wir müssen klären, ob es in der wirtschaftlich harten Phase möglich ist, ein Budget von drei Millionen Euro für ein Ein-Tages-Meeting zu stemmen.

Was halten Sie von dem Konzept der Diamond-League?

Gerhard Janetzky: Die quantitative Ausweitung bezüglich der Meetingstandorte auch außerhalb Europas ist im Prinzip richtig. Es bleibt aber abzuwarten, ob es sich dabei auch um eine qualitative Verbesserung handelt. Ich sehe die neue Liga mehr als eine Modifizierung der bisherigen World Athletics Tour WAT und nicht als eine der Golden League. Jetzt haben wir nur noch 15 Meetings statt bisher 25 in der WAT, es gibt nach wie vor ein Punktsystem.

Das World Athletics Final WAF war bisher an einem Ort an zwei Tagen, jetzt ist das Finale an zwei Orten an zwei verschiedenen Tagen. Die Disziplinsieger erhalten nun Diamanten, die Nächstplatzierten jedoch im Gegensatz zum WAF nichts mehr. Aus Athletensicht muss man abwarten, ob die bisherigen Zahlungen beim WAF kompensiert werden können. Insgesamt sehe ich keine so große Veränderung, so dass die Diamond League medial in Deutschland eher nicht dazu führen wird, dass es eine permanente Berichterstattung geben wird.

Böse trifft es die Meetings der zweiten Reihe.

Gerhard Janetzky: Ja, die zweite Ebene bricht jetzt weg. Darunter sind Top-Meetings wie Ostrava oder Rieti, die nicht mehr zur bisherigen WAT gehören und damit auch keine Gelder mehr von der IAAF erhalten werden. Vielleicht schließen sich einige zu einer Serie zusammen. Aber diese Meetings werden es schwer haben, denn das Fernsehen wird sich auf die Diamond League konzentrieren und die Stars auch.

Können Sie sich ein DKB ISTAF ohne Zugehörigkeit zur Diamond League vorstellen?

Gerhard Janetzky: Das DKB ISTAF hat den Anspruch zu den sechs besten Meetings der Welt zu gehören, daher glaube ich nicht, dass das funktionieren kann. Wir können hier kein deutsches Sportfest a la Biberach veranstalten. In Berlin müssen wir Weltspitze anbieten.

Das Interview führte Jörg Wenig in leichtathletik vom 11. März 2009 Nr. 10

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