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24
04
2009

Doping, Doping, Doping - und doch: \"Die Sportler wollen einen sauberen Sport\"

Doping-Bekämpfung – Wo bleibt der Aufstand? – Michael Reinsch, Berlin, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

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23. April 2009 „Wir diskutieren plötzlich nicht mehr, wie wir Dopingkontrollen vornehmen, sondern ob wir überhaupt noch kontrollieren.“ Der Ruderer Christian Schreiber, Schlagmann des deutschen Vierers ohne Steuermann, war noch vor kurzem ein heftiger Kritiker der Kontrollregeln des Sports, die persönliche Freiheit und Datenschutz von Athleten profund einschränken.

Jetzt staunt er, dass die Kritik von Datenschützern und die Macht des Welt-Fußballverbandes (Fifa) das weltweite System überraschender Kontrollen außerhalb des Wettkampfes ins Wanken gebracht haben. „Man kann doch nicht im Herbst mit dem Ausschluss von den Olympischen Spielen drohen“, sagte er am Mittwoch bei einer Anhörung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages in Berlin über die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), „und sich im Frühjahr so kleinlaut abfrühstücken lassen.“

„Fußballer können genauso kontrolliert werden“

Bundesregierung und Parlament teilen seine Sorge. „Beunruhigt“ gab sich der Parlamentarische Staatssekretär im Innenministerium, Christoph Bergner, davon, „dass durch Verhandlungen zwischen der Spitze der Wada und der Fifa der Eindruck entstanden ist, dass Athleten mit zweierlei Maß gemessen werden“. Der CDU-Abgeordnete Klaus Riegert drückte seine Sorge darüber aus, „dass die Wada hinter den Punkt zurückfällt, an dem die Doping-Bekämpfung unglaubwürdig wird“.

Während der Geschäftsführer der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada), Göttrik Wewer, beteuerte „es gibt keine Lex Fußball. Fußballer können genauso kontrolliert werden wie alle anderen Sportler“, beharrte Bergner auf dem Begriff. Unabhängig davon, wie das letzte Wort zur Lex Fußball laute, bestätige der Vorgang die Regierung in ihrer Überzeugung, dass es Reformbedarf bei der Wada gebe.

Breuer kritisierte, dass Freiräume, in denen Sportler nicht auffindbar seien, „ungeahnte Möglichkeiten“ eröffneten. Schreiber kritisierte das Ungleichgewicht zwischen Mannschafts- und Individualsportarten. „Das können wir nicht hinnehmen“, sagte er. „Wir empfinden das als ungerecht, und viele ärgern sich sowieso schon immer darüber, dass sich Fußballer für etwas Besseres halten.“

Gebe es eine Lex Fifa, warnte die SPD-Abgeordnete Dagmar Freitag, sei das ein Dammbruch und bedeute den Einstieg in das Ende einer international abgestimmten Doping-Bekämpfung. Zu der gesetzlichen Regelung Spaniens, von 23 bis acht Uhr keine Doping-Kontrollen mehr zuzulassen, sagte sie: „Wenn das keinen Aufstand derer auslöst, die an einer glaubwürdigen Doping-Bekämpfung interessiert sind, ist das das Ende.“

„Die Sportler wollen einen sauberen Sport“

Wewer versuchte zu beruhigen. Auch die Nada sei von den Veröffentlichungen von Fifa und Wada überrascht worden. Tagelang habe er versucht, den Sachverhalt zu klären, bis die Nada schließlich am Dienstagabend auf ihrer Internetseite klargestellt habe, dass für Fußballspieler keine anderen Regeln gälten als für andere Athleten. Nada-Justitiarin Anja Berninger ergänzte, deutsche Spieler würden nicht aus den Kontrollen entlassen. Der in London spielende Michael Ballack gehöre zum Beispiel dem Nada-Testpool an, „und da bleibt er auch“.

„Wir halten da etwas aufrecht“, sagte Aktivensprecher Breuer, als er realisierte, dass womöglich anderswo nicht so streng kontrolliert wird wie in Deutschland. „Das hat auch die Form eines Vorbildes.“ Dem hielt Schreiber entgegen: „Das ist noch die Frage, ob wir als Vorbilder dastehen oder als Dummköpfe.“

Die Forderung des Bundesdatenschutzbeauftragten, dass der Wada-Code dringend nachgebessert werden müsse, nannte Aktivensprecher Christian Breuer außerhalb der Anhörung Blödsinn. „Wir unterwerfen uns dem Ganzen freiwillig“, argumentierte er in öffentlicher Debatte. „Die Sportler wollen einen sauberen Sport und haben deshalb dieses System geschaffen.“ Mit Wewer war er sich einig: „Die Kritik ist aufgebauscht.“

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Donnerstag, dem 23. April 2009

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