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14
05
2009

Jesse Owens wäre wohl nie Olympiasieger geworden, wäre er nicht mit seiner Familie im Alter von neun Jahren von Alabama in den US-Bundesstaat Ohio gezogen, wo an einer Highschool sein Talent erkannt wurde. "Jesse Owens wurde ein Symbol dafür, dass auch Schwarze etwas erreichen konnten, wenn sie die Chance dazu bekamen", sagte Moss.

Auch Jesse Owens musste mit täglichem Rassismus kämpfen – „Von Jesse Owens zu Barack Obama“ – Podiumsdiskussion der Jesse-Owens-Initiative des Marie-Curie-Gymnasiums Dallgow-Döberitz

By GRR 0

Mit seinen vier olympischen Goldmedaillen bei den Nazi-Spielen 1936 in Berlin ging Jesse Owens in die Geschichtsbücher ein, doch Anerkennung fand der Weitspringer und Sprinter in den USA erst 25 Jahre später.

"Jesse Owens musste lange gegen den täglichen Rassismus kämpfen", berichtete Mitchell R. Moss, Stellvertretender Sprecher der US-Botschaft, bei der Podiumsdiskussion der Jesse-Owens-Initiative des Marie-Curie-Gymnasiums Dallgow-Döberitz am vergangenen Montag im Atrium der Deutsche Kreditbank (DKB) in Berlin.

Vor rund achtzig Schülern sowie Vertretern von Politik, Gesellschaft und Medien diskutierte Moss mit Dr. Peter Danckert, dem Vorsitzenden des Bundestags-Sportausschusses, Dr. Clemens Prokop, dem Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Prof. Dr. Hans Joachim Teichler, Leiter des Arbeitsbereiches Zeitgeschichte des Sports an der Universität Potsdam, und Weitspringer Semjon Pitschugin die Frage, ob Sport zu gesellschaftlicher Anerkennung verhelfen kann. "Von Jesse Owens zu Barack Obama" war die von Dorothee von Winning moderierte Veranstaltung überschrieben.

Vor dem Hintergrund der Rassenfrage seien Owens’ Erfolge für Diktator Adolf Hitler "ein Schlag ins Kontor" gewesen, befand der Historiker Teichler. "Es war eine glückliche Fügung, dass ein farbiger Spitzensportler auf den Punkt Erfolge erzielen konnte", meinte Peter Danckert, und Ex-Weitspringer Clemens Prokop sagte: "Als ehemaliger Leichtathlet kann ich auf seine Leistung nur bewundernd blicken."

Zweifellos ist Jesse Owens eine historische Figur. Aus Sicht von Mitchell R. Moss nicht nur für die USA, sondern für die ganze Welt. Das bestätigte auch der im Alter von drei Jahren mit seiner Familie aus Russland nach Deutschland umgesiedelte Semjon Pitschugin: "Ich finde, er hat mit seinen Olympiasiegen etwas verändert."

Moss ordnete die Geschehnisse von 1936 in einen historischen Kontext ein. Er erläuterte, wie stark die amerikanische Bevölkerung von afrikanischer Kultur geprägt ist. 1619 seien die ersten afrikanischen Sklaven nach Amerika gekommen. Lange waren sie vor allem in den Südstaaten zu Hause. Nach dem Sezessionskrieg (auch als Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südstaaten bekannt) sollten zwar die Schwarzen gleiche Rechte wie die Weißen erhalten, bekamen sie aber nicht. "Sie waren vogelfrei", sagte Moss.

Jesse Owens wäre wohl nie Olympiasieger geworden, wäre er nicht mit seiner Familie im Alter von neun Jahren von Alabama in den US-Bundesstaat Ohio gezogen, wo an einer Highschool sein Talent erkannt wurde. "Jesse Owens wurde ein Symbol dafür, dass auch Schwarze etwas erreichen konnten, wenn sie die Chance dazu bekamen", sagte Moss.

Trotzdem dauerte es mehr als zwei Jahrzehnte, ehe ihm die verdiente Anerkennung zuteil wurde. Nach seinen Erfolgen von Berlin 1936 verweigerte ihm der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt eine Einladung ins Weiße Haus. Erst unter den Präsidenten Dwight D. Eisenhower und John F. Kennedy änderte sich dies. "Menschen sind wie Herdentiere. Rassismus ist nicht nur ein deutsches Problem", schlussfolgerte Mitchell R. Moss.

In der Diskussion brachte Teichler ein Stück Zeitgeschichte ins Spiel. Er hatte den Mitschnitt eines Radiointerviews von 1936 mitgebracht, dem die Zuhörer voller Faszination lauschten. Jesse Owens bezeichnete darin das Olympische Dorf in Elstal als "eines der sieben Weltwunder".

An diesem geschichtsträchtigen Ort findet am 6. Juni zum vierten Mal die Jesse-Owens-Memorial-Staffel für Schülerinnen und Schüler aus Berlin und Brandenburg statt.

mr.

Ausschreibung und Anmeldung sind auf der Website www.cometorun.de zu finden.

author: GRR

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