Es könnte ein guter Start für den neuen Präsidenten werden, dass in zehn Wochen das wichtigste Sportereignis des Jahres in Berlin stattfindet, die Weltmeisterschaften der Leichtathleten.
Berliner Landessportbund – Rhetorik ist noch kein Konzept – Friedhard Teuffel vom Tagesspiegel wartet auf Klaus Bögers Lösungen. Noch ist es vor allem Rhetorik, mit der der ehemalige Senator glänzt.
Auch mit der B-Note kann man im Sport gewinnen, das hat jetzt Klaus Böger gezeigt. Die B-Note bei einer sportpolitischen Wahl ist die Rhetorik, und die freie Rede beherrscht der ehemalige Senator besser als der erfahrene Sportfunktionär Dietrich Gerber mit seinem abgelesenen Vortrag.
So dürfte Böger wohl noch Unentschlossene bei der Wahl zum Präsidenten des Berliner Landessportbunds auf seine Seite gezogen haben.
Was sagt das nun über den Berliner Sport aus? Der Sport in Berlin macht sich große Sorgen um sein finanzielles Auskommen. Und der Berliner Sport will sich dagegen politisch wehren. Deshalb setzt er auf Böger und dessen Netzwerk. Noch ist es aber vor allem Rhetorik, mit der Böger glänzt. Ein Konzept hat er noch nicht präsentiert. Vielleicht scheint er sich nach seinen präsentierten Schlagwörtern auch noch nicht bewusst zu sein, wie kleinteilig die Arbeit eines LSB-Präsidenten ist, dass Lösungen kreativ sein müssen.
Auf den Berliner Sport kommt viel zu, nicht nur finanzielle Nöte: Die Vereine müssen sich mit Ganztagsschulen arrangieren, immer mehr ältere Menschen wollen Sport treiben, die Situation der Sportstätten ist angespannt und noch immer sind im Westteil der Stadt anteilig mehr Menschen Mitglied eines Sportvereins als im Ostteil.
Politisch zu denken kann da nicht schaden, aber von oben regieren lässt sich der Sport nicht so einfach.
Friedhard Teuffel im Tagesspiegel, Sonnabend, dem 6. Juni 2009
Klaus Böger jetzt Chef des Sportbundes – Es-Sportsenator zum LSB-Präsidenten gewählt
Früher haben die Berliner Sportverbände mit ihm um Zuschüsse verhandelt, jetzt wird Klaus Böger selbst um staatliches Geld kämpfen. Der frühere Senator für Bildung, Jugend und Sport wurde am Freitagabend zum neuen Präsidenten des Landessportbundes Berlin (LSB) gewählt.
Nach einer engagierten Rede setzte sich Böger im Rathaus Schöneberg mit 112 zu 66 Stimmen gegen Dietrich Gerber durch, den bisherigen Vizepräsidenten des LSB. Die großen Verbände innerhalb des LSB erhoffen sich von Böger vor allem eine Stabilisierung der Finanzlage. Wenn das staatliche Glücksspielmonopol wegfallen sollte, droht dem Berliner Sport ein Verlust von 40 Prozent seines Etats.
LSB-Chef Klaus Böger löst nun seinen Vorgänger Peter Hanisch ab. Böger sagte gestern Abend, „der Sport muss öffentlich stärker mit seinen Werten und Leistungen werben“. Es könnte ein guter Start für den neuen Präsidenten werden, dass in zehn Wochen das wichtigste Sportereignis des Jahres in Berlin stattfindet, die Weltmeisterschaften der Leichtathleten. Noch wird allerdings darüber gestritten, ob die Organisatoren im Plan liegen, ob 220 000 bislang verkaufte Tickets zu wenig sind oder schon ein Erfolg.
Die Aufregung über Miesmacher war auch der emotionalste Teil im Grußwort des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit: „Ich kann nicht verstehen, dass es so viele dumme Menschen in dieser Stadt gibt, die sich freuen, wenn die Leichtathletik-Weltmeisterschaft ein Fiasko werden würde. Aber es wird kein Fiasko geben.“ Weitere Sponsoren seien gefunden. 43 Millionen Euro sind veranschlagt, 20 Millionen davon trägt das Land. Mit der Leichtathletik-WM will sich Wowereit nicht zufrieden geben: „Ein Traum ist uns bisher verwehrt geblieben“, sagte er – die Olympischen Sommerspiele. „2024 lassen wir Sie nicht aus der Verantwortung“, rief Wowereit Thomas Bach zu, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes.
Auch Klaus Böger wird sich wieder mit diesem Thema befassen.
Friedhard Teuffel im Tagesspiegel, Sonnabend, dem 6. Juni 2009