Zunächst gab es mehrere Entwürfe für die Laufstrecke: 3 Schleifen von 14.065 m, 4 Schleifen von 10.548,75 m. John Kunkeler, nicht nur Vermesser, sondern auch gestandener Marathonläufer, favorisierte eindeutig die 3–Schleifen–Lösung.
Die Streckenführung des Marathon bei der 12. IAAF Weltmeisterschaft in Berlin – Horst Milde berichtet
Es hat sich jetzt nach all den Jahren die Erkenntnis breit gemacht, dass auch die Marathonläufe im Rahmen einer Weltmeisterschaft am besten in der Stadt gelaufen werden und nicht irgendwo in der „Walachei“ unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Früher boten lediglich der Start und der Zieleinlauf im Weltmeisterschafts- und/oder Olympiastadion eine würdige Kulisse für die wohl schwierigste Disziplin der Leichtathletik.
Der enorme Aufschwung und die ungeheure Popularität der Stadtmarathonläufe, begonnen in den 80-Jahren, trugen dazu bei, dass man auch in Funktionärskreisen begann umzudenken.
Die Einführung von Weltrekorden bei den Straßenläufen, die Festlegung von Kriterien für die Streckenführung (Gefälle !) sowie deren genaue AIMS/IAAF Vermessung bestärkten ebenfalls diese Entwicklung.
Auf der Bahn im Stadion sind die Distanzen absolut vergleichbar. Lediglich der Wind, Luftfeuchtigkeit oder die Höhe haben Einfluss auf die Ergebnisse. Der Marathon „außerhalb des Stadions“ jedoch hat seine eigene Dramaturgie.
Begonnen hatte man schon mit Starts außerhalb des Stadions bei der WM in Helsinki 2005, in Osaka 2007, wo die Streckenführung auch durch die Innenstadt führte, aber das Ziel war jeweils das WM-Stadion. Die Resonanz war enorm, zumindest in Osaka, bei den „Marathon-verrückten“ Japanern. Nun soll auch in Berlin das Ambiente der Großstadt dazu beitragen, dass die beiden WM-Marathonläufe ein Höhepunkt der WM-Gesamtveranstaltung werden.
Die Stadt ist es ja gewohnt! Der Berlin-Marathon, der Halbmarathon, der Frauenlauf in Berlin; alles sind inzwischen Mammutveranstaltungen mit weltweitem Renommee und großem Publikum.
Am 9. November 2004 trug Horst Milde, langjähriger Chef des Berlin-Marathon, der IAAF-Evaluierungskommission vor, Start und Ziel des Marathons und der Gehwettbewerbe in die Mitte der Hauptstadt zu legen, direkt an das Brandenburger Tor, wie beim „echten“ Berlin-Marathon“. Dabei sollte der Marathon eine 3 – 4 Runden Strecke sein, das Gehen sollte „Unter den Linden“ – statt am Olympiastadion – stattfinden – und die Berliner zu einem in der der WM integrierten Volkslauf aufgerufen werden.
Das war zunächst harter „Tobak“ für die meist konservativen IAAF-Organisatoren – aber es führte dennoch zum Erfolg, sodaß sich Berlin rühmen kann, eine Premiere bei den Straßenwettbewerben feiern zu können.
Siehe der Beitrag von 2004:
WM 2009 – Optionen für die Marathon- (und Gehstrecken) in Berlin für die 12. IAAF Weltmeisterschaft
WM 2009 – Optionen für die Marathon- (und Gehstrecken in Berlin für die 12. IAAF Weltmeisteschaft
Das sich immer noch ändernde Gesicht der neuen alten Innenstadt mit dem Brandenburger Tor als politisches Symbol und Markenzeichen, drückt jeder Veranstaltung seinen Stempel auf.
Für die Austragung des Marathons der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 wurde der „Strecken-Designer“ des Berlin-Marathon und der offizielle AIMS/IAAF Streckenvermesser John Kunkeler von Milde empfohlen und dann vom BOC beauftragt einen Rundkurs in der Innenstadt mit Start und Ziel am Brandenburger Tor zu finden.
Die Organisation und Absicherung der Läufe und des Gehens durch Helfer und Ordner liegt in den erfahrenen und bewährten Händen der Berlin-Marathon Organisatoren
Zunächst gab es mehrere Entwürfe für die Laufstrecke: 3 Schleifen von 14.065 m, 4 Schleifen von 10.548,75 m. John Kunkeler, nicht nur Vermesser, sondern auch gestandener Marathonläufer, favorisierte eindeutig die 3–Schleifen–Lösung.
Vor den WM-Läufen sollte ein Volkslauf über 10 Kilometer über dieselbe Streckenführung stattfinden.
Diverse Beratungen der involvierten (Trainer, Betreuer usw.) und die zu berücksichtigenden Interessen von Sponsoren bzw. Fernsehstationen ergaben letztendlich eine Lösung mit 4 Schleifen von 10.000 m mit in der letzten Runde einem Appendix von 2.195 m.
Vorteil dieser Lösung : km 5 = 15 = 25 = 35 bzw. 10 = 20 = 30. Der Rennverlauf ist dadurch besser zu verfolgen.
In der letzten und 4. Runde beim Berliner Dom wird die 10 km-Schleife verlassen um die restlichen 2.195 m in Richtung Alexander Platz ums Rote Rathaus herum, zurückzulegen.
Die letzten 1,5 km der Gesamtdistanz werden dann wieder auf Unter den Linden in Richtung Brandenburger Tor absolviert. Direkt nach dem Tordurchlauf läuft man ins Ziel.
Dort werden Tribünen aufgebaut. Über Großleinwand können die Zuschauer den Rennverlauf bestens verfolgen.
Charakteristik der Strecke : 5 km im ehemaligen Westen – 5 km im ehemaligen Osten.
Rundkurs, das heißt Start = Ziel am Brandenburger Tor
Insgesamt 15 wenig eckige Kurven, 3 Brücken mit leichten kurzen Anstiegen.
Längere Streckenabschnitte liegen im Schatten.
Bis auf einer kurzen Passage (75 m) mit Kopfsteinpflaster auf der Museumsinsel, durchweg glatt asphaltiert. Sämtliche Berliner Sehenswürdigkeiten (Reichstag, Schloss Bellevue, Berliner Dom, Museumsinsel, Philharmonie, Staatsbibliothek, Nationalgalerie, Großer Stern) liegen entlang der Streckenführung und sind die highlights für die TV-Übertragung. Diverse Musikbands sollen für weitere Stimmung sorgen.
Die Vermessung ergab, dass eine Runde 9.993 m lang ist. Die fehlenden 7 m werden in der Kurvenführung am Großen Stern „eingepasst“.
An wenigen Stellen werden Straßenbahnschienen „abgedichtet“, um ein eventuelles Umknicken des Fußes zu verhindern.
Gestartet wird genau auf der ehemaligen Demarkationslinie Ost-West vor dem Brandenburger Tor; auch ein einmaliges Berliner Alleinstellungsmerkmal und im Jahr des 20-jährigens Mauerfalls ein einmaliges Symbol. Dort wo früher die Berliner Mauer stand verläuft jetzt eine doppelte Kopfsteinpflasterreihe quer durch die Stadt als Erinnerung an die Zweiteilung der Stadt.
Man hätte sich gewünscht, dass man dieses weltweit bekannte Berliner Symbol im Mauer-Jubiläumsjahr – um die nationale Bedeutung hervorzukehren – als Ziel genommen hätte. Eine einmalige Chance vertan!
Bislang interessierten sich schon diverse Athleten und Betreuer dafür, die Streckenführung zu testen. Sie wurden von John Kunkeler begleitet und dabei umfassend informiert. Dabei wurde die Strecke wurde als „schnell empfunden“, allerdings wird der „Wurmfortsatz“ auf der letzten Runde über 2.195 km als unverständlich, als auch überflüssig empfunden.
Aber das Organisationskomitee bestand auf 4 jeweils 10 Kilometer Runden – um Kosten (für Technik, wie Zeitmessung, Verpflegungsstände etc) einzusparen.
Es wäre sicherlich sinnvoller gewesen, den „Wurmfortsatz“ an den Anfang zu setzen, schon um einen besseren Überblick zu behalten – und die Athleten nicht auf den letzten Kilometern, wo es für sie darauf ankommt, möglicherweise zu irritieren – und dann wird es hier auch weniger zuschauerträchtig sein, als auch schwerer für die Ordner zu sichern sein, weil hier die Abstände bei den Teilnehmern sicherlich sehr groß sein werden.
Über die die Athleten nicht gerade fördernden (und veränderten) Startzeiten beim Marathon sollte hier nicht gesprochen werden.
Völlig unverständlich für den Normalbetrachter scheint auch die Kollision der Marathonläufe mit dem "Offenen Tag der Bundesregierung". An diesem Wochenende werden Hunderttausende von Besuchern in den Ministerien, Bundeskanzleramt und Reichstag erwartet, sie werden die Strecke kreuzen, anstatt sich als Zuschauer an die Strecke zu stellen – und auch später ins Olympiastadion zu gehen.
Der Marathon der Männer findet am Sonnabend, dem 22. August, der Marathon der Frauen am Abschlusstag, Sonntag, dem 23. August 2009 statt.
Das Gehen der Männer über 20 km beginnt schon am Sonnabend, dem 15. August, am Sonntag, dem 16. August findet das 20 km Gehen der Frauen statt.
Das 50 km Gehen der Männer findet am Freitag, dem 21. August statt. Die Strecke der Geher ist eine 2 Kilometer lnage Pendelstrecke auf der Straße Unter den Linden – zwischen Brandenburger Tor und dem Reiter-Denkmal vom "Alten Fritz".
Bei der Vermessung war auch der AIMS/IAAF Vermesser Siegfried Menzel involviert, die Strecken sind inzwischen auch vom IAAF-Kontrolleur HughJones/London überprüft worden.
Der 10 km Champions Run über 10 Kilometer für die Bevölkerung ist für den 22. August um 15:45 Uhr terminiert.
Horst Milde
Streckenführung des Marathon bei der 12. IAAF Weltmeisterschaft zum Download