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28
07
2009

Während seine Beine immer im Sprintmodus sind, traben Gays Antworten gemächlich voran. „Es bedeutet mir viel, dass man mich nicht vergessen hat“, sagt Gay, er sei froh, dass er auf einem Werbeplakat für die WM gemeinsam mit Bolt abgebildet ist, um den Veranstaltern damit helfen zu können, das Stadion zu füllen.

Leichtathletik-WM- Tyson Gay: Der schnellste Herausforderer der Welt – Der amerikanische Sprinter Tyson Gay fühlt sich wohl hinter Usain Bolt – schon 2007 rannte er aus dem Windschatten zum WM-Sieg – Friedhard Teuffel im Tagesspiegel

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Berlin – Da ist man nun dreimaliger Weltmeister, hat die beste Zeit des Jahres zu bieten – und ist doch nur zweiter Mann. Immerhin könnte sich Tyson Gay den schnellsten Herausforderer nennen, den die Leichtathletik je gesehen hat. Selbst die 9,77 Sekunden des Amerikaners sind nicht rasant genug, um dem langen Schatten zu entkommen, den der Jamaikaner Usain Bolt seit seinem Olympiasieg von Peking wirft.

Eine Weltjahresbestzeit im Fernduell ist eben nicht so viel wert, es wird nur eines zählen: Wer am 16. August abends kurz nach halb zehn als Erster die Ziellinie im Berliner Olympiastadion überquert hat und neuer Weltmeister über 100 Meter ist.

Wenn er nach diesem Duell gefragt wird, gibt sich Gay gerade keine Mühe, das Tempo zu verschärfen. Nicht der Favorit zu sein, das passt Gay ausgezeichnet. Weil der 26-Jährige gerne hätte, dass sich die Geschichte wiederholt. Vor zwei Jahren, bei der WM in Osaka, hatte er ebenfalls einen Weltrekordhalter aus Jamaika vor der Nase. Das war Asafa Powell. „Ich war der Underdog, als ich gegen Asafa gelaufen bin“, sagt Tyson Gay bei einer Telefonkonferenz am Montag. „Und ich bin es jetzt wieder, wenn ich gegen Usain laufe.“

"Biest, Monster, Freak"

Während seine Beine immer im Sprintmodus sind, traben Gays Antworten gemächlich voran. „Es bedeutet mir viel, dass man mich nicht vergessen hat“, sagt Gay, er sei froh, dass er auf einem Werbeplakat für die WM gemeinsam mit Bolt abgebildet ist, um den Veranstaltern damit helfen zu können, das Stadion zu füllen. Gerade für den Tag des 100-Meter-Finales sind noch jede Menge Karten zu haben, deshalb nun die Werbeoffensive mit Gay gegen Bolt. Aber Vergessen? Einen Weltmeister, der seine drei Titel verteidigen will?

Auf jeden Fall ist sich Gay bewusst, dass es Bolt ist, der den Sprint aufgepumpt hat mit seiner Show. „Er ist so aufregend. Du weißt nie, was er tun wird – jemand, der tanzen kann, der unterhalten kann und schnell laufen.“ Sogar als „Biest, Monster und Freak“ hat Gay seinen vier Jahre jüngeren Konkurrenten bezeichnet und will das als Komplimente verstanden wissen. So redeten junge Menschen nun einmal über außergewöhnliche Athleten wie zum Beispiel auch den Basketballstar Kobe Bryant.

Gay will Bolts Besieger werden, im Moment ist er nur sein Beobachter. Beim Olympiafinale von Peking war er es notgedrungen, weil Gay im Halbfinale ausgeschieden war. Bei den Rennen in dieser Saison ist er es, weil Trainer und Manager der beiden Sprinter es nicht hinbekommen wollten, dass sich die beiden über den Weg laufen. „Ich hätte wirklich gerne gewollt“, sagt Gay, nur hätten die Trainer eben gesagt, dass es besser sei, zu trainieren und sich erst am Saisonhöhepunkt zu begegnen. „Ich möchte in bester Form sein, wenn ich gegen ihn laufe.“ Dafür müsse er noch trainieren, zumal er gerade durch Leistenprobleme etwas im Rückstand sei. Für diese Vorbereitungsphase hat er sich München ausgesucht, wegen der guten Trainingsplätze.

Fünf Jamaikaner positiv – "keine Ahnung"

Dass nun gerade fünf jamaikanische Sprinter mit positivem Dopingtest aufgeflogen sind, habe ihn nicht beschäftigt, sagt Gay. „Nein, gar nicht, und ich habe keine Ahnung, was da los ist. Ich habe nicht einmal mit Athleten darüber gesprochen.“ Hauptsache, Usain Bolt ist nicht dabei und Asafa Powell, damit das große WM-Finale in Berlin nicht vorher schon platzt. „Es wird eines der besten Rennen über 100 Meter werden, die es je gegeben hat“, sagt Gay.

Und eine Überschrift fällt ihm auch schon ein für den Fall, dass er Bolt besiegt: „Tyson Gay schockt die Welt.“

Friedhard Teuffel  im Tagesspiegel, Dienstag, dem 28. Juli 2009

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