Er ist nicht nur der Weltmeister, sondern seit Dienstagabend auch der WM-Rekordhalter. 1995 hatte Moses Kiptanui die Meisterschafts-Bestleistung mit einer Zeit von 8:04,16 Minuten aufgestellt. Kemboi lief nun in Berlin 8:00,43 Minuten - auch in keinem Olympiafinale hatte es jemals ein so schnelles Hindernisrennen gegeben.
Hindernissieger Ezekiel Kemboi – ein etwas anderer Kenianer
Ezekiel Kemboi ist anders als der typische kenianische Weltklasseläufer. Im Gegensatz zu den meisten kenianischen Kindern, brauchte Kemboi nie zur Schule zu rennen. Er spielte zudem früher Fußball (im Mittelfeld) und betätigte sich als DJ bei Schul-Partys.
Erst nach seiner Schulzeit begann er mit dem Laufen und setzte es sich zum Ziel, so erfolgreich zu werden wie die ebenfalls aus Marakwet stammenden Hindernis-Größen Moses Kiptanui, der dreimalige Weltmeister sowie frühere Weltrekordler, und William Mutwol (Olympia-Dritter 1992). Als Ezekiel Kemboi in Berlin die WM-Goldmedaille gewann, riss er sich das Trikot vom Leib und feierte im Stil eines Fußballers. Später zog er es wieder an und gab – auch das ist alles andere als typisch für Kenias Eliteläufer – klare und lange Statements gegenüber der Presse.
Nur für den Fall, dass jemand die Bedeutung seines Sieges über 3.000-m-Hindernis noch nicht richtig verstanden hatte, erklärte Ezekiel Kemboi am Anfang der Pressekonferenz: „2003 in Paris war ich Nummer zwei – ich gewann Silber“, sagte er. „2005 in Helsinki war ich wieder Silbermedaillengewinner. Im Jahr 2007 in Osaka war ich dann schon wieder die Nummer zwei.“
Jetzt saß Ezekiel Kemboi bei der Pressekonferenz endlich in der Mitte – auf dem Platz des Siegers. Er brauchte viel Geduld. Obwohl er 2004 Olympiasieger geworden war, hatte er sich dreimal bei den Weltmeisterschaften mit zweiten Rängen begnügen müssen. Es gab wohl keinen besseren an den er sich wandte, um endlich zum Erfolg zu kommen: Moses Kiptanui, der einzige Läufer, der das Hindernis-Gold bei der WM dreimal gewinnen konnte, ist heute sein Trainer. „Im Januar sagte ich zu meinem Trainer, ,ich habe keine Lust mehr auf Silber'“, erzählte Ezekiel Kemboi. „Ich habe dann viel dafür trainiert, um gewinnen zu können. Und jetzt, hier in Berlin, kann ich sagen: ich bin der Champion.“
Er ist nicht nur der Weltmeister, sondern seit Dienstagabend auch der WM-Rekordhalter. 1995 hatte Moses Kiptanui die Meisterschafts-Bestleistung mit einer Zeit von 8:04,16 Minuten aufgestellt. Kemboi lief nun in Berlin 8:00,43 Minuten – auch in keinem Olympiafinale hatte es jemals ein so schnelles Hindernisrennen gegeben. Es könnte in Berlin Kembois letztes Hindernisrennen gewesen sein. Er wird mit seinem Trainer Kiptanui entscheiden, ob er nun zum Marathon wechselt. Sowohl WM-Gold als auch Olympia-Gold hat der Kenianer jetzt gewonnen, deswegen hätte er gerne eine neue Herausforderung.
„Jetzt bin ich glücklich, jetzt kann ich zum Marathon wechseln“, sagte der 27-Jährige. „Ich bin acht Jahre lang die Hindernisse gelaufen. Mein Trainer hatte mir gesagt: Gewinne erst einmal, danach entscheiden wir.“ Am Freitag nächster Woche wird er allerdings bei der AF Golden League in Zürich über die Hindernisse starten.
Kemboi ist allerdings auch schon angeeckt im kenianischen Team. Kein geringerer als der große Kip Keino, der Hindernis-Olympiasieger von 1972, beschuldigte ihn, dass er die Hindernisse bei der Olympia-Qualifikation 2008 regelwidrig überquert hätte. Zugleich sagte Paul Kipsiele Koech, dass er von Kemboi in diesem Rennen 150 Meter vor dem Ziel geschubst worden wäre.
Doch Athletics Kenya ignorierte diese Vorwürfe. Als das Team dann nach China flog, erklärte Kemboi: „Wenn ich kein Gold gewinne, werde ich niemals nach Kenia zurückkehren.“ Aufgrund einer Lebensmittelvergiftung wurde er Siebenter. Aber er flog natürlich nach Kenia zurück: „Das sind solche Dinge, die wir sagen, um das Spiel ein bisschen interessanter zu machen“, sagte Kemboi, der erklärte, dass ihm Kiptanui technisch bezüglich der Hindernisüberquerung geholfen hätte, ebenso bei der Beschleunigungsphase. „Außerdem hat er mir gesagt – egal was passiert, ich muss bis zur letzten Runde auf der zweiten Position bleiben.“
Der Weg zu den Meetings nach Europa und damit in die internationale Spitze war für Ezekiel Kemboi kein leichter. Zwei Jahre nachdem er die Schule abgeschlossen hatte, gewann er 2001 ein lokales Rennen in Kenia in 8:56 Minuten. „Da gab es keine starken Gegner“, erzählt Kemboi. Damals entdeckte der für den internationalen Leichtathletik-Verband IAAF in Kenia als Trainer arbeitende Paul Ereng sein Talent und lud ihn ein, in einem neuen Trainingscamp in Eldoret zu trainieren.
Nachdem Ezekiel Kemboi dann ein weiteres lokales Rennen gewonnen hatte, schrieb er an verschiedene europäische Manager und bat, ihm eine Chance mit Starts in Europa zu geben. Einer antwortete: Enrico Dionisi holte ihn 2001 nach Europa, wo er sich auf 8:23,66 Minuten verbesserte. Sein Aufstieg hatte begonnen.
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