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2009

„Ich hatte mich immer wieder gefragt: Warum gewinne ich bei großen Meisterschaften keine Goldmedaille“, erzählte Mbulaeni Mulaudzi. Der 28-Jährige war zwar Hallenweltmeister 2004, bei zwei olympischen Spielen und drei Weltmeisterschaften hatte es aber nie zum Sieg gereicht.

Berlin 2009 – Zusammenfassung, 9. Tag

By GRR 0

23. August 2009 – Berlin – Kenenisa Bekele wirkte als ob er sich selbst in eine Niederlage steuern würde im 5.000-m-Finale am Sonntag, dem letzten Tag der 12. IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin. Er bestimmte das Tempo an der Spitze, doch es schien zu langsam zu sein.

Kenensia Bekele in Berlin ein Novum. Der Äthiopier gewann als erster Mann beide Langstrecken bei diesen globalen Titelkämpfen. Sechs Tage nach seinem 10.000-m-Triumph siegte der 27-jährige Ausnahmeläufer im Olympiastadion auch über die 5.000 m. Nie zuvor hatte zudem ein Äthiopier über diese Strecke bei einer WM gewonnen.

Kenenisa Bekele hat in seiner einmaligen Karriere nun bereits 24 Mal eine Goldmedaille bei Weltmeisterschaften gewonnen – eingeschlossen sind hier auch die Team-Wertungen bei den Cross-Titelkämpfen. Kenenisa Bekele ist der einzige Athlet neben dem jamaikanischen Sprint-Superstar Usain Bolt, der bei der WM in Berlin zweimal Gold in Einzeldisziplinen gewann.

Im 5.000-m-Finale sorgte Kenenisa Bekele an der Spitze mit dafür, dass das Tempo nicht zu hoch war. Der Äthiopier verließ sich auf seinen starken Schlussspurt. Diese Taktik funktionierte – allerdings war es am Ende haarscharf. Zwölf Läufer waren angesichts der verhaltenen Pace noch in der Spitzengruppe, als es in die letzte Runde ging. Immer schneller lief Kenenisa Bekele dann auf der Gegengerade und 200 Meter vor dem Ziel zog er den Spurt an. Langsam konnte er zwar den am Ende fünftplatzierten Kenianer Eliud Kipchoge hinter sich lassen, doch einen wurde er nicht los:

Titelverteidiger Bernard Lagat. Der US-Amerikaner zeigte eine famose Leistung und 50 Meter vor dem Ziel sah es so aus, als ob der frühere Kenianer Bekele tatsächlich schlagen könnte. Doch der Äthiopier hielt noch einmal gegen als Lagat neben ihm auftauchte und rettete sich in 13:17,09 Minuten mit 24 Hundertstelsekunden Vorsprung ins Ziel. Dritter wurde in dieser Spurtentscheidung James C’Kurui (Katar/13:17,78). Bester Europäer war der Brite Mo Farah auf rang sieben in 13:19,69.

Vor einem Jahr hatte Kenenisa Bekele auch bei den Olympischen Spielen beide Langstrecken gewonnen. Doch bei Weltmeisterschaften war er bisher ebenso am Doppelsieg gescheitert wie der andere große äthiopische Läuferstar Haile Gebrselassie, der 1993 Silber über 5.000 m gewonnen hatte. Bekele war 2003 in einem ähnlich spannenden Endspurt Dritter über diese Strecke.

Zu einem geschichtsträchtigen Sieg für Südafrika lief Mbulaeni Mulaudzi über 800 m. Noch nie hatte es bei den Männern bei globalen Titelkämpfen einen südafrikanischen Mittelstreckensieger gegeben – weder bei Weltmeisterschaften noch bei Olympischen Spielen.

Am Ende war es allerdings denkbar knapp für Mbulaeni Mulaudzi, der in 1:45,29 Minuten gerade so noch einen Vorsprung ins Ziel rettete. Um ein Haar hätte ihm der am Ende stark aufkommende Alfred Yego das Gold noch entrissen. Der Kenianer wurde in 1:45,35 Minuten Zweiter, Bronze sicherte sich der 1.500-Meter-Sieger Yusuf Saad Kamel (Bahrain) knapp hinter dem zeitgleichen Yego.

„Ich hatte mich immer wieder gefragt: Warum gewinne ich bei großen Meisterschaften keine Goldmedaille“, erzählte Mbulaeni Mulaudzi. Der 28-Jährige war zwar Hallenweltmeister 2004, bei zwei olympischen Spielen und drei Weltmeisterschaften hatte es aber nie zum Sieg gereicht. Immerhin war er aber schon Olympia-Zweiter 2004 und WM-Dritter im Jahr zuvor.

Mit einem ungeschickten Überholmanöver brachte sich die Spanierin Natalia Rodriguez im 1.500-m-Finale selbst um alle Chancen. Gut 200 Meter vor dem Ziel wollte sie mit Macht durch eine zu enge Lücke auf der Innenbahn und brachte dadurch die führende Gelete Burka zu Fall. Die Äthiopierin lief zwar weiter, doch ihr Traum vom Sieg war beendet. Abgeschlagen kam sie als Zehnte in 4:11,21 Minuten in Ziel. Rodriguez hatte als Erste die Ziellinie überquert, jedoch passierte das, was kommen musste:

Die Spanierin wurde disqualifiziert. Als sie die Bilder der entscheidenden Szene auf der Videoleinwand sah, wirkte sie selbst erschrocken über ihr rücksichtsloses Überholmanöver. Maryam Yusuf Yamal (Bahrain) war die lachende Dritte. Die ursprüngliche Zweite wurde zur Siegerin und verteidigte somit ihren Titel in 4:03,74 Minuten. Mit nur einer Hundertstelsekunde Rückstand belegte Lisa Dobriskey (Großbritannien) Rang zwei. Sie hatte 2008 bei Olympia in Peking noch knapp die Bronzemedaille verpasst. Shannon Rowbury (USA) bekam die Bronzemedaille (4:04,18).

Speerwurf der Männer und Weitsprung der Frauen
 
Mit einem mächtigen Wurf von 89,59 Metern sicherte sich der Norweger Andreas Thorkildsen den WM-Titel. Er schaffte dabei etwas, was nicht einmal dem großen Jan Zelezny gelang: Thorkildsen ist zugleich Olympiasieger sowie Welt- und Europameister.

Guillermo Martinez (Kuba) wurde mit 86,41 m Zweiter, Rang drei ging an Yukifumi Murakami (Japan/83,10). Nie zuvor hatte eine Japaner eine Medaille bei einer WM oder bei Olympia im Speerwurf gewonnen. Titelverteidiger Tero Pitkämäki (Finnland) war wegen einer Ohrenentzündung morgens noch im Krankenhaus und kam geschwächt nicht über Rang fünf hinaus.

Mit dem ersten Sprung über sieben Meter in dieser Saison gewann Britney Reese (USA) den Weitsprung. Sie erreichte 7,10 m im dritten Durchgang. Tatyana Lebedeva (Russland) wurde mit 6,97 m Zweite, rang drei belegte die Türkin Karin Mey Melis mit 6,80 m.
 
Die US-Teams sicherten sich beide Titel über 4×400 m. Die Männer liefen dabei 2.57,86 Minuten und siegten vor Großbritannien, die Frauen erreichten 3:17,83 und waren vor Jamaika im Ziel.

IAAF

author: GRR

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