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24
08
2009

Nur auf Marathons will er noch nicht ganz verzichten, allerdings will er vermehrt als Hobbysportler im hinteren Teil des Feldes mitrollen.

Heinz Frei – Ein Abschied mit Emotionen – Weltklasse Zürich

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Seit 30 Jahren kennt Heinz Frei keine Zurückhaltung, wenn er in seinem engen Renn-Rollstuhl sitzt. Der erfolgreichste Behinderten-Sportler der Schweiz hat allein an Sommer-Paralympics 14 Goldmedaillen gewonnen und dabei kaum je eine Freudenträne verdrückt. Das könnte anders sein, wenn er am Freitag, 28. August 2009,  bei Weltklasse Zürich seinen Abschied von der Bahn gibt. „Ein letztes Mal diese einzigartige Ambiance im Letzigrund erleben zu dürfen, wird sicher sehr speziell sein“, sagt er. „Ich erwarte Emotionen.“

In den vergangenen Wochen hat er seinen Trainingsaufwand noch einmal etwas gesteigert und sich speziell auf Zürich vorbereitet, wo erstmals Frauen und Männer in einem Handicap-Rennen gegeneinander antreten. Das Ereignis ist nach dem internationalen Golden-League-Programm angesetzt, wird aber vom Schweizer Fernsehen live übertragen. Die Hommage an   eine aussergewöhnliche Karriere. „Ich will mich zwischendurch an die Spitze setzen und mithelfen den Rückstand auf die Frauen wett zu machen“, hat er sich vorgenommen. Für den Sieg dürfte es dem 51-jährigen Solothurner indes kaum mehr reichen. Zu stark ist die  internationale Konkurrenz inzwischen geworden.

Ein einziges Mal hat Frei auf dem Letzigrund triumphiert. Das war 1997 über 1500 Meter und Frei erinnert sich, dass er an jenem Abend den Weltrekord bloss um 3 Zehntelsekunden verpasst hatte. Bestmarken hatte er indes bei andern Gelegenheiten gleich mehrfach aufgestellt.  Über 800 m, 10 000 m, über 100 km und im Marathon ist er noch heute Weltrekordhalter.

30 Jahre Top zu sein, ist auch für einen Behindertensportler eine ungewöhnlich lange Zeit.  Keiner war so lange präsent wie Frei. Dass der Einsatz am Freitag sein Abschiedsrennen ist,  mag man ihm deshalb kaum glauben. „Doch, doch. ich werde danach garantiert kein Rennen mehr auf der Bahn bestreiten“, bekräftigt er seinen Willen, das Feld in Zukunft den jüngeren, oft halb so alten Athleten zu überlassen.

Nur auf Marathons will er noch nicht ganz verzichten, allerdings will er vermehrt als Hobbysportler im hinteren Teil des Feldes mitrollen.

Bewegung bedeutet für ihn Lebensqualität und Lebensinhalt zugleich. Nichts als logisch also, engagiert er sich bei der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung als Chef Nachwuchssport. Der Ausdruck Nachwuchs tönt etwas zynisch, aber es geht dabei vor allem darum, verunfallten Paraplegiker wieder einem Sinn im Leben zu vermitteln – „mit dem Virus Bewegung anzustecken“, erklärt Frei.

Diesen Mittwoch kann er sein Wissen auch bei Jugend trainiert mit Weltklasse weitergeben. Zum ersten Mal können am beliebten Anlass im Stadion Letzigrund ab 17 Uhr auch Kinder mit Behinderung teilnehmen und sich von Heinz Frei anleiten lassen.

Die Erfahrung, dass sich Behinderte anders als nur im Rollstuhl bewegen können, hat er vor einigen Jahren gemacht. Auf der Suche nach einem Sportgerät für das „Alter“, entdeckte Frei das Handybike, eine Art Liegevelo, bei dem die Kurbel mit den Händen gedreht wird. Er hatte die Technik so schnell im Griff, dass er 2008 an den Paralympics in Peking nochmals zwei Goldmedaillen  gewann. Dank diesem doppelten Triumph wurde er drei Monate später zum achten Mal Schweizer Behindertensportler des Jahres. Ab nächstem Jahr macht er definitiv Platz für andere.

Für Fragen steht Ihnen Weltklasse Zürich Medienverantwortliche Janine Geigele jgeigele@weltklassezuerich.ch +41 79 341 03 32 zur Verfügung
 

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