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24
08
2009

Es hatte ihr gefallen Unter den Linden, weshalb sie dem Lauf auch das Prädikat \"Hammerrennen\" verlieh.

Marathonläuferin Mockenhaupt – Lehre unter den Linden – Thomas Hahn in der Süddeutschen Zeitung

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Einen kleinen Einblick in den Mockenhauptschen Marathon-Knigge hat Sabrina Mockenhaupt ihren Zuhörern dann doch gewähren müssen. Sie war gerade nicht in der Verfassung, sich zu ärgern. Sie hatte immerhin erst bei großer Hitze die 42,195 Kilometer des WM-Marathons hinter sich gebracht. Aber diese Frage, ob sie nicht am Anfang forscher hätte laufen sollen, fand sie doch etwas krude.

Schneller angehen? "Dann wär ich Vierzigste geworden oder gar nicht durchgekommen." Sabrina Mockenhaupt lehrte: "Wenn man zum Schluss nicht mehr zusetzen kann, dann hat man sein Rennen nicht richtig eingeteilt." Mitgehen, sowas! "Von außen kann man immer gut reden. Sollen alle selber laufen."

Natürlich hat Sabrina Mockenhaupt keine Chance gehabt, in den Medaillenkampf einzusteigen, den die Chinesin Xue Bai durch einen späten Antritt in 2:25:15 Stunden vor der Japanerin Yoshimi Ozaki (2:25:25) und der Äthiopierin Aselefech Mergia (2:25:32) für sich entschied. Sie konnte nicht die zweite Irina Mikitenko sein, der Ersatz für die deutsche Gold-Hoffnung, die ihren WM-Start wegen des Todes ihres Vaters abgesagt hatte. Sabrina Mockenhaupt wurde als beste Deutsche in 2:30:07 17. – und trotzdem war sie gut gelaufen.

Sabrina Mockenhaupt, 28, ist die beste deutsche Bahnläuferin der Gegenwart und tastet sich erst allmählich an die Königsdisziplin heran. Das Rennen in Berlin war ihr dritter Marathon, in gewisser Weise also ein Teil ihrer Ausbildung zum Marathonprofi, und als Lehrling machte sie ihre Sache vernünftig: hielt sich geduldig im Hintergund, ließ sich nicht von den hingebungsvollen Zuschauern an der Strecke zu falschen Tempojagden verleiten und rollte das Feld schließlich von hinten auf.

"Ein paar Gute habe ich überholen können", sagte sie und begrüßte noch einmal ihren Entschluss, keinen Doppelstart zu wagen und die Stadtrunde den 10 000-Metern im Stadion vorzuziehen. Es hatte ihr gefallen Unter den Linden, weshalb sie dem Lauf auch das Prädikat "Hammerrennen" verlieh.

Eine Etappe soll die WM gewesen sein. Sabrina Mockenhaupt verweist auf ihr Alter, auf ihre Verwandlung zur Straßenläuferin. Und über die Fragen, die nach falschem Ehrgeiz klingen, lächelt sie hinweg. "Ich habe doch noch alles vor mir. Ruhig bleiben." Sie will nicht schneller laufen, als sie kann.

 Thomas Hahn in der Süddeutschen Zeitung, Montag, dem 24. August 2009 

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