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23
09
2009

Der nächste dvs-Hochschultag findet nach Potsdam (1993) und Leipzig (2005) wieder in einem ostdeutschen Bundesland statt: Im Jahre 2011 lädt das Department Sportwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unter dem Motto „Innovation – Kreativität – Leistung“ ein.

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann hat den Überblick – INFO & NEWS kurzgefasst – 19. dvs-Hochschultag in Münster mit viel positiver Resonanz – Professorin Dr. Dorothee Alfermann neue dvs-Präsidentin

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 19. dvs-Hochschultag in Münster mit viel positiver Resonanz – „Bildungspotenziale im Sport“ auch Thema der Sportorganisationen

Auf äußerst positive Resonanz stieß der 19. Sportwissenschaftliche Hochschultag der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), den ein vielköpfiges Team mit den Sportwissenschaftlern Prof. Dr. Michael Krüger und Prof. Dr. Nils Neuber an der Spitze vom gastgebenden Institut für Sportwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität drei Tage lang unter dem Motto „Bildungspotenziale im Sport“ im Münsteraner Schloss bestens organisiert hatte.

Insgesamt hundert Vorträge und Arbeitskreise mit über 200 Einzelbeiträgen umfasste das Programm zum thematisch differenzierten Bildungsdiskurs im Fokus von Bewegung, Spiel und Sport. Rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem In- und Ausland – soviel wie schon seit Jahren nicht mehr – waren sich im Wesentlichen einig über die vielschichtigen Bildungsbeiträge, die der Sport generell für die Menschen bereithält – wichtigste Voraussetzung: Es muss noch besser gelingen, diese Möglichkeiten nachhaltig zu entfalten.

Mit dem Bildungsthema hatten die Veranstalter auch einen wichtigen aktuellen Arbeitsschwerpunkt der Sportorganisationen getroffen: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Deutsche Sportjugend (dsj) waren in Münster mit einer Vielzahl von hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie mit etlichen ehrenamtlichen Funktionsträgern und Funktionsträgerinnen als Referierende bzw. als Teilnehmende vertreten.

Schon bei der feierlichen Eröffnung des 19. Sportwissenschaftlichen Hochschultages in der Aula des Schlosses verwies die DOSB-Vizepräsidentin für Bildung und Olympische Erziehung, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, darauf, dass der DOSB mit seinen Mitgliedsorganisationen einer der größten Bildungsanbieter im sog. Dritten Sektor sei: „Pro Jahr werden 40.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Bereich des organisierten Sports aus-, fort- und weitergebildet. Dazu kommen noch die Kurse außerhalb des verbandlichen Zertifizierungssystems“.

In Anwesenheit des DOSB-Vizepräsidenten für Breitensport, Walter Schneeloch, der die Gäste des dvs-Hochschultages als Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen begrüßte, bekräftige die Berliner Sportpädagogin Doll-Tepper auch den Wunsch, für das wichtige Zukunftsthema Bildung im Sport Strategien für gemeinsames Handeln von Sportwissenschaft und organisiertem Sport zu entwickeln.

Viel versprechende Anknüpfungspunkte gab es dafür reichlich – insbesondere bei den Arbeitskreisen, die entweder sogar auf Vorschlag von Verantwortlichen des DOSB und der dsj bzw. deren Mitgliedsorganisationen mit in das Programm aufgenommen worden waren, oder in weiteren Veranstaltungen, in denen deren Repräsentanten mit eignen Beiträgen zum Einsatz kamen: So stieß beispielsweise der von der dsj unter der Leitung von Klaus Balster und Kerstin Dudichum inszenierte Arbeitskreis mit dem Titel „Der organisierte Sport als Bildungsakteur im Kooperationsfeld Sportverein und Schule“ auf gleichgroßes Interesse wie der von dsj und der Sportjugend Nordrhein-Westfalen über „Bildungspotenziale im Kinder- und Jugendsport – Pädagogische Voraussetzungen und politische Perspektiven“.

Hier stellte auch dsj-Geschäftsführer Martin Schönwandt die Grundzüge eines neu einzurichtenden Forschungsverbundes „Bildungspotenziale im Kinder und Jugendsport“ vor. Ferner war die dsj auf der parallel stattfindenden Ausstellermesse mit einem Info-Stand vertreten, bei dem u. a. die aktuellen Arbeitsmaterialien zur Dopingprävention stark nachgefragt wurden.

Im Arbeitskreis „Bildungsberichterstattung als Steuerungsinstrument der Sportorganisationen“ unter der Leitung Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke wurden erneut die Spezifika des Bildungssystems des organisierten Sports herausgestellt. DOSB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper würdigte dabei die derzeitigen Bildungsaktivitäten der Sportorganisationen auf der Grundlage der Erkenntnisse aus dem neuesten Sportentwicklungsbericht 2007/2008 der Kölner Forschergruppe um Prof. Dr. Christoph Breuer.

Das dringende Erfordernis einer umfassenden Berichterstattung über die verzweigten Bildungsbereiche im organisierten Sport (Lizenzwesen, Kongresse, Akademien etc.) wurden in den weiteren Referaten (u. a. über die Bildungsleistungen im Deutschen Turner-Bund) bzw. in der anschließenden Diskussion einmal mehr unterstrichen.

Sportwissenschaftliche Hochschultage der dvs finden alle zwei Jahre statt. Die Berufsorganisation der Sportwissenschaftler und Sportwissenschaftlerinnen in Deutschland hatte diesen Kongress nach 2003 bereits zum zweiten Male nach Münster vergeben, nachdem kurzfristig die TU München als ursprünglich vorgesehener Ausrichter verzichtet hatte.

Der nächste dvs-Hochschultag findet nach Potsdam (1993) und Leipzig (2005) wieder in einem ostdeutschen Bundesland statt: Im Jahre 2011 lädt das Department Sportwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unter dem Motto „Innovation – Kreativität – Leistung“ ein.

Professorin Dr. Dorothee Alfermann neue dvs-Präsidentin  – Ehrenmitgliedschaft der dvs für Prof. Dr. Dr. h.c. Ommo Grupe

Mit der einstimmig gewählten Professorin Dr. Dorothee Alfermann wird erstmals die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) von einer Frau als (ehrenamtliche) Präsidentin geführt. Die 60-jährige Sportpsychologin, die seit 1994 an der Universität Leipzig lehrt und forscht, tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Bernd Strauß (Münster) an, der nach sechsjähriger Amtszeit nicht mehr kandidiert hatte.

Das sechsköpfige Präsidium der dvs besteht jetzt neben der Schatzmeisterin bzw. der Vizepräsidentin Finanzen, Privat-Dozentin Dr. Maike Tietjens (Universität Münster) aus den vier weiteren Vizepräsidenten: Prof. Dr. Oliver Höner (Universität Tübingen), Prof. Dr. Andreas Hohmann (Universität Bayreuth), Prof. Dr. Kuno Hottenrott (Universität Halle-Wittenberg) und Prof. Dr. Volker Scheid (Universität Kassel); Geschäftsführer der dvs bleibt weiterhin Frederik Borkenhagen (Hamburg).

Erstmals in der Geschichte der 1976 gegründeten dvs wurde die Ehrenmitgliedschaft als höchste Auszeichnung der dvs anlässlich der Hauptversammlung in Münster verliehen: Dem emeritierten Sportwissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. Ommo Grupe von der Universität Tübingen wurde auf Vorschlag des dvs-Präsidiums einstimmig und mit lang andauernden „Standing Ovations“ diese Ehrenmitgliedschaft zuerkannt. Damit werden seine besonderen und langjährigen Verdienste für die Entwicklung und Förderung der Sportwissenschaft gewürdigt.

Der inzwischen 78-jährige Ommo Grupe gilt als Nestor der Sportwissenschaft in Deutschland. Ihm kommt das hohe Verdienst zu, wesentlich dazu beigetragen zu haben, dass sich Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre die bis dahin bestehende Theorie der Leibeserziehung zur heute anerkannten Disziplin Sportwissenschaft weiter entwickeln konnte, die inzwischen an fast 70 Universitäten mit Forschung und Lehre etabliert ist.

Der gebürtige Ostfriese Ommo Grupe, der rund zwei Jahrzehnte auch im Präsidium des Deutschen Sportbundes (DSB) als Vize-Präsident gewirkt hat und seit 1994 dessen Ehrenmitglied ist, hatte im Jahre 1957 an der Universität Münster über „Leibesübung und Erziehung“ promoviert und 1968 als erster in der Bundesrepublik im Fach Sportwissenschaft habilitiert. Bis 1999 leitete er als Direktor das Institut für Sportwissenschaft der Universität Tübingen. In seiner Dankesrede gab Grupe den versammelten dvs-Mitgliedern auch mahnende Worte mit auf den Weg – nämlich die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses nicht zu vernachlässigen und verstärkt dafür Sorge zu tragen, dass die Einheit der Disziplin Sportwissenschaft weiter gewahrt bleibt.

Im parlamentarischen Teil der dvs-Hauptversammlung wurde auch ohne Gegenstimme das „Memorandum zum Schulsport“ verabschiedet, das die dvs zusammen mit dem Deutschen Sportlehrerverband (DSLV) und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in Abstimmung mit der Deutschen Sportjugend (dsj) und dem Fakultätentag Sportwissenschaft konzipiert hatte.

Mit dem erstmals vergebenen Publikationspreis der dvs und des Vereins zur Förderung des sportwissenschaftlichen Nachwuchses wurde Dr. Gordon Sudeck (Universität Bern, früher Bielefeld) ausgezeichnet; Dr. Torsten Schlesinger (ebenfalls Bern, früher Chemnitz) und Dr. Tim Bindel (Universität Wuppertal) kamen auf die Plätze des mit einer Preissumme von insgesamt 5.000 € dotierten Preises.

Der mit insgesamt 1.500 € von der Friedrich-Schleich-Gedächtnis-Stiftung (Schwäbisch-Gmünd) ausgestattete dvs-Nachwuchspreis ging an Dr. Claudia Voelcker-Rehage (Jacobs University Bremen) vor Mirko Schmidt (Universität Bern) und Claudia Engel (ebenfalls Bern, früher Tübingen). Beim 19. dvs-Hochschultag in Münster wurde auch erstmals der nordrhein-westfälische Landespreis „Sport und Wissenschaft“ in Höhe von 20.000 € vergeben.

Ihn verlieh der nordrhein-westfälische In-nen- und Sportminister Dr. Ingo Wolf an die Sportsoziologin Prof. Dr. Ilse Hartmann-Tews „für hervorragende Leistungen in der Sportwissenschaft“, die vom Vorsitzenden der Jury, den im letzten Jahr emeritierten Prof. Dr. Wolf-Dietrich Brettschneider (Universität Paderborn) in einer Laudatio gewürdigt wurden.

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann - Leibniz Universität Hannover

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