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05
10
2009

Einen hohen Anteil von Mädchen und Frauen als Mitglieder weisen (wohl erwartungsgemäß) solche Vereine auf, die Angebote im Bereich Turnen (inkl. Gymnastik), Pferdesport und Tanzsport offerieren; deutlich unterdurch-schnittlich ist demgegenüber der Anteil weiblicher Mitglieder in Fußballvereinen.

Was steht im Sportentwicklungsbericht 2007/2008? Achtteilige Serie – (Hoch-)Leistungssport und Mädchen/Frauen in Sportvereinen (Teil 6) – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

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Seit rund zwei Monaten liegt der Sportentwicklungsbericht für den Zeitraum 2007/2008 als eine „Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland“ vor. Die Ergebnisse dieser repräsentativen Befragung und das 736 Seiten umfassende Buch wurden seinerzeit anlässlich einer Pressekonferenz des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Berlin vorgestellt.

Der Sportentwicklungsbericht 2007/2008 ist wie sein Vorgänger für die Jahre 2005/2006 eine Koproduktion des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) und des DOSB mit seinen Landessportbünden. Die Untersuchung selbst ist wiederum durchgeführt worden vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule Köln unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Breuer, der auch den Bericht in Buchform herausgegeben hat. In einer achtteiligen Serie stellen wir wichtige Ergebnisse der Erhebung vor.

Der sechste Teil beschäftigt sich mit dem Leistungs- und Hochleistungssport und der Situation von Mädchen und Frauen in Sportvereinen.

Die Sportvereine in Deutschland sind nach wie vor die Heimat für Kaderathleten und -athletinnen. Anders und in neuesten Zahlen ausgedrückt: Genau 12.400 Sportvereine (das sind genau 13,7% von rund 91.000 Sportvereinen) betreiben Leistungs- bzw. Hochleistungssport. Hier sind die rund 9.900 Männer und Frauen aus dem Nachwuchsbereich (C- und D-Kader) sowie weitere 5.100 aus dem A- und B-Kader zuhause.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Anteil der Sportvereine mit aktuellen Kaderathleten und -athletinnen im Ländervergleich differiert, und zwar zugunsten der ostdeutschen Bundesländer und der Stadtstaaten (z.B. Berlin, Hamburg).  

Sportvereine mit Engagement im (Hoch-)Leistungssport haben demzufolge höhere Kosten, die häufig zu Problemen in der finanziellen Situation führen; das gilt auch für die ausreichende Versorgung mit entsprechenden Sportanlagen. Das leistungssportliche Engagement kann also für Sportvereine einen ökonomischen Risikofaktor darstellen.

Umso wichtiger werden hier auch Unterstützungsleistungen seitens der Sportverbände. Auf der anderen Seite ha-ben diese Vereine deutlich weniger Probleme bei der Gewinnung von ehrenamtlichem Personal (und zwar sowohl Funktionsträger als auch Trainer!) und sie haben (mit Ausnahme von Schützenvereinen) auch weniger Mühe, überhaupt jugendliche Leistungssportler zu rekrutieren.

Die Sportvereine in Deutschland sind weiblicher geworden. Dieser wichtige Befund wird inzwischen immer häufiger zitiert und hat fast schon den Status eines geflügelten Wortes des Sportentwicklungsberichtes 2007/2008 erlangt. Tatsache ist, dass in nahezu allen Altersklassen der prozentuale Anteil, aber auch die absolute Anzahl der weiblichen Mitglieder signifikant ge-stiegen ist gegenüber der vorzeitigen Erhebung. Der Anteil der weiblichen Mitglieder ist im Kindesalter gegenüber den männlichen Mitgliedern am höchsten (45,0%), sinkt dann in den einzelnen Alterskohorten kontinuierlich und erreicht bei den über 60-jährigen Frauen noch einen Anteil von (30,7%).

Einen hohen Anteil von Mädchen und Frauen als Mitglieder weisen (wohl erwartungsgemäß) solche Vereine auf, die Angebote im Bereich Turnen (inkl. Gymnastik), Pferdesport und Tanzsport offerieren; deutlich unterdurch-schnittlich ist demgegenüber der Anteil weiblicher Mitglieder in Fußballvereinen.

Im Sportentwicklungsbericht 2007/2008 ist davon die Rede, dass ein hoher Anteil weiblicher Vereins- und Vorstandsmitglieder „eine Art Schutzfaktor“ gegenüber zahlreichen Problemen der Vereinsentwicklung darstellt.

So reduzieren sich angeblich die Probleme bei der Gewinnung und Bindung neuer Mitglieder und von (weiblichen?) Übungsleitern. Ähnliches gilt bei Problemen mit der demografischen Entwicklung und in Bezug auf die Finanzsituation. Zum Schluss noch dieser Befund: Rund 25% aller Vorstandspositionen sind derzeit von Frauen besetzt. Aber nur 10% aller Sportvereine in Deutschland verfügen schon über eine Frau als Vereinsvorsitzende (bzw. 17% über eine Frau als stellvertretende Vorsitzende).
 

C. Breuer (Hrsg.): Sportentwicklungsbericht 2007/2008. Analyse zur Situa-tion der Sportvereine in Deutschland. Köln: Sportverlag Strauß 2009. 736 S.; 48,- €

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann

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