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08
10
2009

Hartings Plädoyer für die Eliteschulen des Sports

By volker 0

Diskus-Weltmeister Robert Harting hatte die große Ehre bei einer Festveranstaltung das Schild "Eliteschule des Sports" an seiner ehemaligen Schule in Berlin-Hohenschönhausen anzubringen.

 „Anders geht es nicht“, erklärte er, als er zum bereitgelegten Schraubbohrer griff, um das Schild im Eingangsbereich des Schul- und Leistungszentrums anzubringen. Mit „anders geht es nicht“ meinte er allerdings nicht das Benutzen eines modernen Werkzeugs, sondern die Feststellung, dass heutzutage den Talenten unbedingt jegliche Möglichkeiten geboten werden müssten, damit sie ihre schulische Bildung und sportlichen Ziele miteinander verbinden können, weil sonst die Erfolge ausbleiben.Zu der Festveranstaltung in Berlin waren auch DOSB-Vizepräsident Eberhard Gienger und Leistungssport-Direktor Dr. Ulf Tippelt gekommen, die beide in ihren Statements die Wichtigkeit der Vernetzung von Schule, Internat, OSP, Verband und Verein unterstrichen und sich gleichzeitig bei Werner Netzel, dem Geschäftsführenden Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), für die bisher großzügige Unterstützung bedankten.

Allein 50.000 Euro fließen pro Jahr nach Berlin an die vier Eliteschul-Standorte. Dazu Netzel ganz pragmatisch: „Chancen zu eröffnen, dass ist unser Anliegen bei dem Sportförderungs-Konzept, das wir auf alle 40 Eliteschulen des Sports in ganz Deutschland ausgedehnt haben. Die Ereignisse von Turin (75 Prozent) und Peking (40 Prozent) zeigen, dass viele der Olympiateilnehmer und Medaillengewinner zuvor durch die Eliteschulen des Sports gegangen sind.“ Für Gienger bekannte Zahlen. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Arbeitskreises Eliteschulen des Sports hob er deshalb auch lobend die Kooperation zwischen DOSB und DSGV hervor, die noch dadurch verstärkt wurde, dass vor ein paar Monaten die Sparkassen-Finanzgruppe als Partner der deutschen Olympiamannschaft gewonnen werden konnte.

Nun kommt noch ein weiteres Merkmal der Zusammenarbeit zum Tragen. Künftig wird nach bestimmten Kriterien bundesweit der Eliteschüler des Sports gekürt. Dabei spielen sportliche Leistungen und auch gute schulische Noten eine Rolle. Aus Berlin wurden bereits vier Athleten benannt, die sich besonders in den Vordergrund geschoben haben: Patrick Hausding (Coubertin-Gymnasium), Olympia-Zweiter in Synchron-Turmspringen, Hendrik Bertz (Flatow-Schule), WM-Dritter im Kajak-Zweier, Annika Schleu (Poelchau-Schule), die Vizeweltmeisterin der Junioren im Modernen Fünfkampf und Theo Krechlok (Werner-Seelenbinder-Schule), Box-Weltmeister in der Klasse U 17.Der Sieger der Wahl, die im Rahmen des Neujahrsempfangs des DOSB stattfinden soll, erhält ein Stipendium von 5.000 Euro.

Auch die nicht gewonnen haben, gehen nicht leer aus. Sie dürfen mit zu den Olympischen Spielen nach Vancouver fliegen, wo sie dem internationalen Jugendlager angehören.„Eine feine Sache“, so Harting, „doch viel entscheidender und wichtiger ist, dass jeder, der eine Eliteschule besucht, wie das bei mir bereits der Fall war, die Möglichkeit von Einzelunterricht, spezieller Nachhilfe bei einem längeren Trainingslager und Schulstreckung erhält. Ich selbst habe viel davon profitiert, bin den Lehrern und der Schule auch sehr dankbar, denn gerade ein Fach wie Politische Weltkunde, aber auch Biologie und Englisch verlangen doch viel von einem.“Darin waren sich dann auch alle einig, 30 Stunden Schule und 20 Stunden Training lassen sich nun einmal von jungen Menschen nicht verkraften.

Gienger, Welt- und Europameister am Reck, hätte gern zu seiner Zeit, wie er sagte, die Chance gehabt, eine Eliteschule des Sports zu besuchen. Die aber gab es seinerzeit noch nicht. Deshalb sei er umso froher, dass die heutige Generation diese Möglichkeiten bekomme. Und auch Tippelt gestand, dass es schwierig sei, Training und Lernen unter einen Hut zu bekommen, „wenn da nicht genügend Freiräume für entsprechende Leistungsvoraussetzungen geschaffen werden“.Anders gehe es nicht. Und da war er ganz dicht bei Harting. „Es kann nicht sein“, so sein Credo, „dass ein Schüler am Sonntagabend nach einem anstrengenden Wettkampf müde und abgespannt nach Hause kommt und am nächsten Morgen eine wichtige Klausur schreiben soll. Deshalb muss der Bildungsbereich mithelfen, dass der Sport die notwendigen Voraussetzungen erhält. Dazu ist eine gemeinsame Philosophie und eine Vernetzung auf vielen Ebenen nötig“, so Tippelt. Gebraucht würden intelligente Lösungen. Aus diesem Grunde komme auch alle vier Jahre jede Eliteschule des Sports auf den Prüfstand, um die Gewissheit zu erlangen, auf dem richtigen Weg zu sein.Weltmeister werden und dabei den Schulabschluss schaffen – dieses Motto haben viele Berliner in der Vergangenheit in die Tat umgesetzt.

Nicht nur Harting (Abitur-Durchschnitt 3,0), sondern auch die Schwimmerin Britta Steffen oder die Eissprinterin Jenny Wolf. „Ja, durch unsere Schule sind viele Weltklasse-Athleten gegangen“, sagte Gerd Neuems, der Direktor der Werner-Seelenbinder-Schule. Kein Wunder, denn sie ist die größte Einrichtung dieser Art in Deutschland. Staatssekretär Thomas Härtel: „Wir sind auch für die Zukunft gut aufgestellt, wobei es unser Anliegen ist, eine Konzentration der Kräfte herbei zu führen.“ Deshalb wurde bereits ein Verbund von Werner-Seelenbinder-Schule und Coubertin-Gymnasium zum Schul- und Leistungszentrum Berlin geschaffen, wo im übrigen alle Schulabschlüsse möglich sind. 

Quelle: DOSB 

author: volker

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