Folgerichtig endet die Resolution mit einem „Aufruf zum Handeln“, bei dem sich im Grunde alle angesprochen und zum Handeln aufgerufen fühlen müssen
Der KOMMENTAR in der DOSB PRESSE: Memorandum für einen „besseren“ Schulsport – Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Memoranden sind keine Memoiren. Sie enthalten allenfalls Monita, legen die Finger in die Wunden, weil und wo Defekte und Defizite unübersehbar sind. Sie kontrastieren Ist-Zustände im Hier und Jetzt mit Sollens-Forderungen für die Zukunft.
Auch das neue Memorandum zum Schulsport, das der Deutsche Olympische Sportbund gemeinsam mit dem Deutschen Sportlehrerverband und der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft jetzt über die jeweils zuständigen Gremien per einstimmigen Beschluss auf den Weg gebracht hat, bewegt sich dem Wortlaut nach zwischen Anspruch und Wirklichkeit des Sports in der Schule. Der Erfolg des Memorandums als eine reine Beschlussvorlage wird demnach in erster Linie später daran zu messen sein, inwiefern es als eine feine „Schussvorlage“ für einen „besseren“ Schulsport taugt.
Wer daraufhin den in vier Kapiteln portionierten 20-Seiten-Text genauer abklopft, der findet zunächst eine Würdigung der Ausgangslage des Schulsports, der beispielsweise „seit der Wiedervereinigung in Deutschland seinen festen Platz im Bildungssystem behauptet“ und der „als drittgrößtes Schulfach ein gesundes Selbstbewusstsein“ mitbringt.
Entscheidend für die Wirkungsmöglichkeiten des Memorandums sind jedoch dann die Passagen mit den Entwicklungspotenzialen für den Schulsport z.B. „von mindestens drei Sportstunden pro Woche“. Darin eingeschlossen sind auch Entwicklungsperspektiven für die Ausbildung von Sportlehrkräften (z.B. in Bachelor- und Master-Studiengängen) sowie die Förderung der Schulsportforschung, die „in den letzten Jahrzehnten weitgehend im Abseits“ stand.
Folgerichtig endet die Resolution mit einem „Aufruf zum Handeln“, bei dem sich im Grunde alle angesprochen und zum Handeln aufgerufen fühlen müssen, die Verantwortung für (mehr) Spiel, Sport und Bewegung aller Kinder und Jugendlichen in der Schule und außerhalb, respektive im Elementarbereich und in der Hochschule übernehmen und sich die Förderung von (mehr) Bildung im und durch Sport auf die Fahnen schreiben.
Der DOSB hat das zusammen mit der Deutschen Sportjugend längst getan. Dabei sind beide selbst gar nicht Anbieter von Schulsport. Aber das Anliegen des Schulsports gehört zu den satzungsgemäßen Aufgaben, die der DOSB zusammen mit seinen Mitgliedsorganisationen verfolgt. Damit ist auch erklärt, warum sich der DOSB – wie schon sein Vorgänger, der Deutsche Sportbund – in die Angelegenheiten des Schulsports überhaupt und jetzt erneut per Memorandum einmischt.
Zum Schluss: Die drei das Memorandum tragenden Institutionen haben sich verpflichtet, im zweijährigen Turnus über die Fortschritte im Umsetzungsprozess zu berichten. Der DOSB bleibt also so oder so am Ball … des Schulsports!
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann