Schon am Start konnte man beobachten, dass es ein Regelwerk gibt, dieses aber nicht kontrolliert wurde.
2. Nordic Walking WM 11. bis 13. September 2009. (Kritische Betrachtung)
Am 11. bis 13.9. fand zum zweiten Mal in dem Tourismusgebiet Südkärnten/Österreich (Petzen – Klopeinersee) eine Nordic Walking WM statt. Vielleicht stammt hiervon auch der Begriff Touristikmeisterschaften (auch bei anderen Sportarten gibt es diese Bezeichnungen besonders im Seniorenbereich) Zwei Nordic Walking Trainer vom Leichtathletik Verband Nordrhein haben sich die Meisterschaften angesehen. Hier ihr Bericht:
Technik-Kontrolle der Nordic Walking-Welmeisterschaft in Kärnten, 11. – 13.09.2009
Vor Ort befanden sich die beiden Referenten Heike S. (LVN) und Manfred G. (FLVW). Ein Schwerpunkt der Beobachtung lag in der Umsetzung und Kontrolle des Regelwerkes, das vom Veranstalter im Vorfeld der Weltmeisterschaft erstellt wurde und bekannt gemacht wurde.
Merkmale des Regelwerkes:
– die Stocklänge : der im Lot am Griff festgehaltene Stock muss bei angelegte Oberarm einen rechten Wickel (90 Grad) zum Unterarm sowie der Unter- zum Oberarm ebenfalls einen rechten Winkel bilden, es gilt eine Toleranzgrenze von +/- 5 cm
– Gehen – ein Bein MUSS immer Bodenkontakt haben – Laufen ist verboten
– Der Stockeinsatz erfolgt im Schrittrhythmus, Ausnahme: beim Hill-Walking ist der Doppelstockeinsatz erlaubt
– Die Hand, des nach hinten geführten Stocks muss hinter dem Körper gebracht werden
– Pads Wechselzone: bei Strassenbelagsänderung (Asphalt/Schotter) gibt es „Pads Changing Areas“ (100 m lang/ Beginn – Ende Markierung). In denen ist der Stockeinsatz im Rhythmus aufgehoben
– Verpflegungsstationen: Für die Getränkeaufnahme ist der Stockeinsatz im Schrittrhythmus aufgehoben. Diese Zone ist mit Beginn und Ende gekennzeichnet.
– Bei Verfehlung gibt es eine Markierung auf der Startnummer, pro Markierung eine Strafrunde (definierte Größe), über drei Markierungen Disqualifikation
Durch die unabhängig erfolgte Anmeldung (Heike 21 KM Cross-Country – Manfred 11,3 KM Nordic-Hill) konnten wir beiden uns problemlos aufteilen und somit beide Strecken am Start, am Ziel sowie auf den Strecken beobachten.
Hierbei lag der Schwerpunkt unserer Beobachtung auf die oben genannten Merkmale.
Tag 1, Samstag, Cross-Country 21 KM:
Schon am Start konnte man beobachten, dass es ein Regelwerk gibt, dieses aber nicht kontrolliert wurde. Die vermeintlich schnellen Walker sind buchstäblich losgerannt. Zwar erkannte man einen Stockeinsatz, aber bei einigen Teilnehmern ebenfalls eine Flugphase.
Eine korrekte Ausführung des Stockeinsatzes nach dem Regelwerk war bei vielen Teilnehmern nicht zu erkennen. Die aufgeführten Wechselzonen waren aufgezeichnet, leider haben sich die Teilnehmer häufig nicht an die Zonen gehalten (mit den Getränken in der Hand herausgegangen und somit außerhalb der Zone keine Technik eingesetzt). Ebenfalls ist auf der gesamten Strecke die Technik nicht kontrolliert. Auch eine Kontrolle der Stocklänge wurde scheinbar nicht durchgeführt. Bei einigen (wenigen) Teilnehmern ging der Stockgriff bis auf Höhe der Schultern.
Tag 2, Sonntag Nordic-Hill, 11,3 KM:
Die am Vortag nicht durchgeführten Technikkontrollen und nicht vorhandenen Strafrunden ergaben scheinbar Diskussionen beim Kampfrichterteam.
Beim Start wurde noch einmal auf eine saubere Ausführung der Technik hingewiesen und mit den jeweiligen Strafen „gedroht“.
Der Start erfolgte auf Grund des Höhenprofils der Strecke etwas langsamer als am Vortag. Auf den ersten acht Kilometer gab es eine permanente Begleitung des gesamten Feldes durch viele Fahradbegleiter (Kampfrichter) die teilweise auf eine saubere Ausführung achteten. Es wurde in den meisten Fällen aber nur darauf geachtet, dass keine Teilnehmer in einem Laufschritt verfielen. Unterwegs gab es ein paar Ermahnungen. In den steilen Passagen standen viele Personen, auch hier wurde ein Auge auf die Technik geworfen.
Jedoch stand hier im Vordergrund die Sicherheit der Teilnehmer (Bergwacht / Sanitäter).
Im Ziel wurden ein paar Teilnehmer auf die Strafrunde geschickt.
Zusammenfassung:
Im Vorfeld der Weltmeisterschaft hat der Veranstalter viel Zeit investiert, um ein gutes und auch sinnvolles Regelwerk zu erstellen, leider ist dieses Regelwerk am ersten Tag überhaupt nicht mit Leben gefüllt worden und am zweiten Tag nur halbherzig ausgelegt worden.
Uns sind ebenfalls Schwächen im organisatorischen Ablauf aufgefallen.
Fazit:
Der Titel Weltmeisterschaft ist mehr als überzeichnend. Es handelt sich dabei eher um eine völlig normale Veranstaltung. Innerhalb der Westfalenwalkserie finden Veranstaltungen statt, von denen die „Kollegen“ aus Südkärnten noch einiges lernen können.
Lediglich die Außendarstellung und die gesamte Moderation der Veranstaltung verdient ein Lob. Der Veranstalter wäre gut beraten, sein eigenes Regelwerk mit Leben zu füllen.
Wer hauptsächlich auf flache Etappen unterwegs ist hat innerhalb von NRW genügend Veranstaltungen, nur wer die Bergetappen mag, hat vor Ort wenig Alternativen, hier muss immer eine lange Anfahrt eingeplant werden.
vr