Topstars bei der Premiere waren natürlich die Olympiasiegerin im Marathon, Constantina Ditu (ROM), und die zweite von Beijing Catherine Ndereba (KEN).
Gelungene Premiere – Russischer Sieg beim Yokohama Ladies Marathon – Helmut Winter berichtet
Inga Abitova gewann in 2:27:18 die erste Ausgabe des Yokohama Ladies Marathon in der japanischen Hafenstadt am südlichen Rand von Tokio. Durch die Entwicklung des Tokio Marathons in den letzten Jahren zum Massenevent wurde es dort schwierig, den bekannten Frauen-Marathon im November fortzusetzen.
Mit der Verlegung ins benachbarte Yokohama scheint eine interessante Lösung gefunden zu sein, obgleich es im Vorfeld hinter den Kulissen einige Streitereien um Kompetenzen gegeben haben soll. Sicher sofort bewährt hat sich der drei Rundenkurs mit einer kurzen Startschleife und danach jeweils gut 13 km Abschnitten.
Wie auch schon bei der WM in Berlin steigert das die Zuschauerresonanz an der Strecke maßgeblich, im dicht besiedelten Yokohama war der Erfolg beeindruckend sichtbar. Mit der bewährten Medienbetreuung von TV Asahi, die den Lauf japanweit live ausstrahlte, gingen knapp 500 Frauen um 12:10 Uhr an den Start.
Topstars bei der Premiere waren natürlich die Olympiasiegerin im Marathon, Constantina Ditu (ROM), und die zweite von Beijing Catherine Ndereba (KEN). Dabei aber auch die Russin Inga Abitova, die in beeindruckender Manier die Stärke der russischen Frauen auch in Yokohama demonstrierte, nachdem vor wenigen Wochen ihre Landsfrau Shobukhova bereits in Chicago gewann.
Beide Läuferinnen verfügen übrigens über ein enormes Potential auf den Unterdistanzen, Abitova war Europameisterin über 10000m im Jahr 2006 und belegte über diese Strecke bei der letzten Olympiade Platz 6. Dass es aktuell bei den Frauenläufen kaum noch Spitzenzeiten im Bereich von 2:20 oder sogar darunter gibt, daran muss man sich wohl gewöhnen müssen. In Yokohama war an ein solches Regime schon deshalb nicht zu denken, als eine Hochdruckfront das schlechte Wetter der letzten Tage vertrieb. Schattentemperaturen von
20.5°C und zum Teil böige Winde waren in der Tat keine Bedingungen für Rekorde, die man bei der Premiere wohl auch nicht anstrebte.
Recht flott wurde das Rennen angelaufen, insbesondere die Japanerin Kiyoko Shimahara, im August erst Siegerin in Hokkaido mit guten 2:25:10, übernahm immer wieder die Tempoarbeit, 5 km wurden in 17:12 von einer Gruppe mit allen Favoritinnen zurückgelegt. Anmerkenswert die bekannten Spielchen von Ndereba, sich immer wieder mal einige Sekunden hinter der Spitze aufzuhalten. Was diese Aktionen bezwecken sollen, hat sie bisher noch nicht verraten. Es scheint aber sicher, dass sie diese Taktik kaum anwenden kann, wenn sie – wie sie in Yokohama verkündete – bei der Olympiade 2012 in London den Sieg im Marathon anstrebt.
Über 34:35 (10 km), 52:09 (15 km) und 1:10:04 (20 km) wurde die Halbdistanz in 1:14:02 erreicht, damit war bereits klar, dass nur noch ein Ergebnis im Mittelmass zu erzielen war. Kurz danach dann die erste überraschende Entwicklung, die Olympiasiegerin Dita schnell zurück, bei 25 km lag sie nur auf Platz 10 und bereits 23 Sekunden hinter der Spitze. Auch Ndereba ließ immer wieder abreißen, fand aber anschließend stets den Anschluss.
Noch sieben Läuferinnen passierten die 25 km in 1:28:05, sechs die 30 km in 1:45:39, wo sich dann die Vorentscheidung anbahnte. Inga Abitova hatte das Tempo verschärft und lag bei 35 km eine halbe Minute vor Ndereba, die nicht folgen konnte, und mit der Japanerin Shimahara um den zweiten Platz stritt. Eine Minute dahinter lief ein weiteres Pärchen mit der Italienerin Bruna Genovese und der Japanerin Miki Ohira.
Abitova hatte ähnlich wie ihre Landsfrau in Chicago bis hierhin noch gewaltige Reserven aufgespart, der 5 km Abschnitt zur 40 km Marke war mit 17:05 der schnellste des gesamten Rennens, auch der Schlussabschnitt in 7:22 war ausgezeichnet und zeigt, dass die Russin sicher noch ein erhebliches Potential in künftigen Läufen freisetzen kann. Unangefochten siegte sie in 2:27:18, nach internationalen Standards allerdings eine eher bescheidene Zeit.
Auch das Gesamtergebnis mit nur vier Zeiten unter 2:30 ist nicht beeindruckend. Kiyoko Shimahara konnte im Schlussteil an der enteilten Ndereba vorbeiziehen und wurde in 2:28:51 noch recht deutliche Zweite (und will in bereits einem Monat ihren Titel beim Honolulu Marathon verteidigen). Auf Platz 3 dann die Kenianerin in 2:29:13, gut 10 Minuten über ihrer Bestzeit von Chicago, allerdings schon aus dem Jahr 2001. Den Zweikampf um die nächsten beiden Plätze gewann Bruna Genovese (ITA) in 2:29:57 vor Miki Ohira in 2:30:22. Auf dem sechsten Platz dann die höher eingeschätzte Äthiopierin Robe Guta in 2:31:49, die vor drei Jahren den Hamburg Marathon in 2:24:35 gewann. Und erst als 11. erreichte die amtierende Olympiasiegerin Dita in nur 2:36:04 ins Ziel. Es war aber zu erfahren, dass sie bereits leicht verletzt in den Lauf gegangen sein soll.
Fazit.
Yokohama hat eine sehr schöne Premiere eines Frauenmarathons erlebt, der sicherlich auch im Leistungsniveau ausbaufähig ist. Die Strecke mit Start und Ziel im wunderschönen Yamashita Park ist sehr flach und dürfte bei entsprechenden Teilnehmerfeldern und Wetterbedingungen Zeiten internationaler Klasse zulassen. Insbesondere für die Zuschauer hat sich die japanische Novität eines Dreirundenkurses bewährt, obwohl man bei dieser Wahl der Strecke schon fast landesüblich kompromisslos die Konsequenzen realisierte.
Denn nicht nur die Ordnungskräfte forderten am Streckenrand absolutes Zurückhalten vom Betreten des
Parcours ein, auch die zur Überrundung anstehenden Läuferinnen wurden zuvor gnadenlos aus dem Verkehr gezogen. Der Erfolg dieser Maßnahme dürfte sicher einen neuen Weltrekord in einem Marathon darstellen, denn fast 200 der 442 gestarteten Amateurläuferinnen konnten dadurch ihren Lauf nicht beenden. Bleibt zu hoffen, dass man mit ähnlicher Konsequenz auch sportliche Höchstleistungen anstrebt.
Die Läufergemeinde freut sich jedenfalls auf eine Fortsetzung dieser Veranstaltung im kommenden November.
Helmut Winter
Weather (at the start): Sunny; temperature: 19.8C; humidity: 38%; wind: 3.1m/s South West
Results: JPN unless otherwise noted:
1. Inga Abitova (RUS) 2:27:18 (17:13,34:36,52:10,1:10:04,1:28:06,1:45:39,2:02:51,2:19:56)
2. Kiyoko Shimahara 2:28:51
3. Catherine Ndereba (KEN) 2:29:13
4. Bruna Genovese (ITA) 2:29:57
5. Miki Ohira 2:30:22
6. Robe Guta (ETH) 2:31:49
7. Zivile Balciunaite (LTU) 2:32:09
8. Hiroko Miyauchi 2:32:30
9. Hiromi Ominami 2:33:16
10. Naoko Tsuchiya 2:35:12
11. Constantina Dita (ROU) 2:36:06
Leader’s Splits:
5Km – 17:12 – Zivile Balciunaite
10Km – 34:34 – (17:22) – Miki Ohira
15Km – 52:09 – (17:34) – Kiyoko Shimahra
20Km – 1:10:03 – (17:54) – Miki Ohira
25Km – 1:28:05 – (18:02) – Kiyoko Shimahara
30Km – 1:45:39 – (17:34) – Inga Abitova
35Km – 2:02:51 – (17:12) – Inga Abitova
40Km – 2:19:56 – (17:05) – Inga Abitova
Finish – 2:27:18 – (7:22) – Inga Abitova
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