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2009

Beim „Ersten Opa-Lauf im 21. Jahrhundert“ durften auch Omas mitrennen. Der früher als reines Herrenrennen von älteren Semestern ausgetragene Lauf entpuppt sich jedoch als echter Leichtathletik-Klassiker. Nach 37-jähriger Abstinenz erlebte der einst legendäre deutsche Seniorenwettkampf nun seine Wiedergeburt.

Leichtathletik-Mottenkiste entstaubt: – Nun rennt Opa mit Oma um die Wette – Volker Schubert berichtet vom „1. Bad Brückenauer Opalauf“

By GRR 0

Je oller, je doller, sagt der Volksmund leicht zynisch und schielt dabei hämisch auf vermeintlich eindeutig Zweideutiges. So wäre auch manch adipöses Pummelchen im zarten Teenyalter am ersten Oktobersonntag vor Neid erblast, hätte es beim „1. Bad Brückenauer Opalauf“ mit am Start gestanden.

Denn von der dort angetreten Laufkonkurrenz älterer Semester hätten es mit Sicherheit nach wenigen Metern nur noch die Hacken gesehen, so schnell wären die Senioren der fettleibigen Jugend davonjagt. Was allerdings a priori nicht für jeden jungen Burschen und jedes junge Mädel zutreffen dürfte, denn: „Mein Opa rennt um elf Uhr“, freute sich der kleine Lukas Rambacher noch ganz außer Atem.

Sekunden zuvor war der 10-jährige fränkische Bub’ in 3:35 min als Sieger des 800 Meter „Enkelklassements“ in Ziel gehuscht. Vierzig Jahre wird er nun warten müssen, bis er sich in rüstiger Form wie Großvater Heinrich, über 7,5 Kilometer austoben darf. Großvater wird er dabei zwar nicht sein müssen, aber mindestens 50 Jahre alt, so die Kardinalregel der knapp 100 Teilnehmer am „ersten Opa-Lauf im 21. Jahrhundert“, wie Moderator Klaus Hudert kommentierte.

Doch der Wettlauf, der mit schillerndem Namen „Opa“ lockt, ist eigentlich ein Klassiker, um den es 37 Jahre still war. Die Wurzeln des „Exotenrennens“ liegen im 20. Jahrhundert. Eine Wette war der Auslöser. Wer die 5000 m schneller als ich laufen würde, bekäme 1.000 Deutsche Mark, hatte der 61-jährige Bad Brückenauer Laufveteran, Julius Wassermann, da medienwirksam ausposaunt. So lautstark, das viel Presserummel entstand: als 34 Großväter 1966 um die Wette rannten, berichteten in- und ausländische Blätter und acht Wochenschauen.

1967 feuerte Europameister Harald Norpoth, den Startschuss für nun 89 rüstige Oldies  ab.  „Die Geburtsstunde moderner Seniorenwettkämpfe“, so Sprecher Hudert. 1973 platzte der Event  aus Geldmangel. Nun zeitgemäß um die „Oma-Konkurrenz“ erweitert und ins Bad Brückenauer Motto „Meine Gesundheitsstadt“ eingebettet, präsentierte sich jetzt die Wiedergeburt.  

Da preschte die 50-jährige Laufmutti – Oma ist Barbara Keller, die deutsche W 50 Marathonmeisterin (ETSV Lauda), noch nicht – in 30:43 min. mit der Leichtigkeit einer Sabrina Mockenhaupt konkurrenzlos als Erste ins Ziel. Und auch die Opas zeigten Form, als es aus der Altstadt, durch Kurgärten und am Staatsbad vorbei zur Einlaufgasse am plätschernden Rinnsal Sinn ging.

Für flottes Tempo sorgte Richard Przybyla (Tuspo Obernburg), der in 25:47 Minuten souverän vor Friedrich Braun (TSG 08 Roth) siegte (26:03 min). Dritter und M 55 Sieger wurde Manfred Dormann (TV Bad Brückenau) in 26:25 min.

Ob sie laufsüchtig seien, war dann auch die gebetsmühlenartige Frage der leicht pausbäckigen Moderatorin vom Bayrischen Rundfunk, die sie ans drahtig, durchtrainierte Läufervolk richtete. Das antwortete – Fältchen und aluminiumblondem Haar zum Trotz – mit jugendlicher Frische: Laufen und gute Ernährung seien ihr Lebenselixier.

Auch TV Bad Brückenau-Manager, Hans Wagner, baut auf Gesundheitsappelle und 3.500 Euro Siegprämien, um alte Ausdauerhasen zum Neuauftakt ins Rhöntal zu locken.

Volker Schubert

author: GRR

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