An den 200 grössten Lauf-Veranstaltungen wurden über 450‘000 Finisher gezählt, gemessen an 7,6 Millionen Einwohnern, eine eindrückliche Zahl.
Enormer Laufboom in der Schweiz 2009 – Die Top-10 Marathons (nur 42,195-km-Distanz) und die Top-20 der Schweiz – Heinz Schild berichtet
Nach einer Abflachung im vorletzten Jahr, hat der Lauf-Boom in der Schweiz nie geahnte Dimensionen erreicht. 24 der 50 grössten Running-Events meldeten 2009 neue Finisher-Rekorde. Acht Veranstaltungen zählten über 10‘000 Klassierte – im Jahr 2000 waren es gerade mal vier.
Klar an der Spitze liegen die grossen Stadtläufe von Genf und Bern. Besonders interessant: Auch acht der zehn grössten Marathon-Events legten zu.
Im Vergleich mit Deutschland ist die Schweizer Laufszene anders strukturiert. Zwar strahlen die Marathons an der Jungfrau, in Zürich und Davos in Ratings und Votings mit Spitzenplätzen und punkten mit internationalem Prestige. Die Top-10 der Schweizer Finisher-Liste werden jedoch von spektakulären Stadtläufen dominiert, Escalade Genf und Grand-Prix von Bern mit je über 20‘000 Finishern.
An den 200 grössten Lauf-Veranstaltungen wurden über 450‘000 Finisher gezählt, gemessen an 7,6 Millionen Einwohnern, eine eindrückliche Zahl. Ob Stadt- oder Landschaftslauf, Kurz- oder Marathon-Distanz: Primär zählt der Erlebniswert eines Events. Viele Veranstalter sorgen für ein Event-typisches Ambiente an der Strecke und/oder punkten mit einer attraktiven Streckenführung.
Eindrückliche Breite, schmale Spitze
So eindrücklich sich diese Zahlen präsentieren – der Laufboom scheint noch immer keine Auswirkungen auf die Schweizer Elite zu haben. Immerhin: Der überraschende Berglauf-Weltmeister kommt aus der Schweiz: Marc Lauenstein schlug beim Kaiser-Marathon in Österreich den Neuseeländischen Seriensieger Jonathan Wyatt. Lauenstein ist…Orientierungsläufer!
Generell präsentiert sich aber die Zahl der echten Spitzenläufer dramatisch klein. So lief der 10. der Schweizer Bestenliste über 5000 m 14.37.60. Vor 25 Jahren lag die Marke bei 14:18.76, vor 30 Jahren bei 14:19.4. Noch weit schlimmer die Marathon-Ergebnisse: 2009 liefen gerade noch 5 (!) Schweizer unter 2:30:00, vor 20 Jahren waren es 53!
Die Auswirkungen zeigten sich 2009 durch die verletzungsbedingten Absenzen von Viktor Röthlin und Christian Belz am „Engagement“ der Medien. Selbst spektakuläre Events wie der Zürich-Marathon, der Grand-Prix von Bern (10 Meilen), der Jungfrau- oder der Swiss-Alpine Marathon werden in den Printmedien zwar lokal breit abgebildet, eine systematische und landesweite Berichterstattung fehlt jedoch fast komplett. Vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen werden auch die grössten Running-Veranstaltungen in der Regel als Feigenblatt und Programmfüller behandelt.
Eine vielversprechende Zusammenarbeit ist den SwissRunners (Pendant zu den German Road Races) mit dem Schweizer Sportfernsehen gelungen. Hier werden, dank dem vor vier Jahren geschaffenen „Post-Cup“ (Sponsor „Die Post“), sieben Veranstaltungen in professionell gestalteten 30-Minuten-Beiträgen zeitverschoben gesendet.
Hohe Startgelder, hoher Standard
Die Startgelder (Organisationsbeitrag) sind in der Schweiz nicht allzu ängstlich angesetzt. Umgekehrt bewegt sich der Organisations-Standard auf hohem Niveau, dies als Resultat hoher Qualitätsansprüche der Teilnehmenden. Allerdings ist der Gegenwert ebenfalls bemerkenswert: Inbegriffen sind nebst Selbstverständlichkeiten wie Zeitmessung, Verpflegung, Organisation und Sanität auch alle Transporte (teilweise auch öffentlicher Verkehr), Finisher-Geschenke und an einigen Orten warme Duschen auch für den Letzten.
Das allerdings ist für Veranstalter mit Tausenden von Teilnehmern und dem Ziel auf über 2000 m Höhe mit einem enormen Aufwand verbunden (Durchlauf-Erhitzer in Mega-Zelten), bedeutet aber für alle Finisher einen ganz besonders geschätzten Service. Zum Vergleich: New York bietet bekanntlich nicht einmal kalte Duschen an…
A propos warme Duschen: Wer das auch nur einmal angeboten hat, kann nicht mehr zurück.
Heinz Schild
Die Top-20 der Schweiz
Event |
Finisher |
08/09 |
1. Escalade Genève |
22‘505 |
2,60% |
2. Grand-Prix von Bern |
20‘161 |
0,00% |
3. 20-km de Lausanne |
15‘012 |
5,80% |
4. Zürcher Silvesterlauf |
14‘824 |
4,40% |
5. Greifenseelauf |
13‘451 |
16,50% |
6. Luzerner Stadtlauf |
13‘341 |
-4,60% |
7. Schweizer Frauenlauf |
12‘653 |
5,90% |
8. Sola-Stafette, Zürich |
10‘640 |
6,30% |
9. Lausanne Marathon |
9‘541 |
16,70% |
10. Murtenlauf |
8‘990 |
2,80% |
11. Basler Stadtlauf |
7‘971 |
4,90% |
12. Lucerne Marathon |
7‘851 |
18,50% |
13. Kerzerslauf |
7‘179 |
-7,20% |
14. Hallwilerseelauf |
6‘403 |
9,90% |
15. Swiss Walking Event |
5‘392 |
-2,20% |
16. Jungfrau Marathon |
5‘072 |
6,50% |
17. Zürich Marathon |
4‘797 |
4,30% |
18. Swiss Alpine Marathon |
4‘298 |
0,40% |
19. Corrida Bulloise |
3‘696 |
1,10% |
20. Bieler Lauftage |
3'538 |
-24,90% |
Kursiv: Neuer Finisher-Rekord
Die Top-10 Marathons (nur 42,195-km-Distanz)
Event |
Finisher |
08/09 |
1. Zürich-Marathon |
4797 |
4,30% |
2. Jungfrau-Marathon |
3975 |
5,60% |
3. Lucerne-Marathon |
2031 |
-11,40% |
4. Lausanne-Marathon |
1275 |
10,60% |
5. Swiss-Alpine-Marathon* |
1263 |
17,10% |
6. Zermatt-Marathon |
1041 |
6,30% |
7. LGT-Marathon Liechtenstein |
713 |
11,60% |
8. Marathon de Genève |
749 |
23,80% |
9. Frauenfelder Marathon |
440 |
9,50% |
10. Graubünden-Marathon |
348 |
-2,00% |
* K42 und C42
Swiss Runners und German Road Races
Seit 2005 haben German Road Races (GRR) und "Swiss Runners", die Vereinigung der grössten und schönsten Running Events der Schweiz, eine Kooperation vereinbart.
Seidem sind in den GRR-Flyern und in "GRR-roadraces" und auf den entsprechenden websites alle Veranstaltungsdaten des gesamten Laufjahres der Schweizer Kollegen mit ihren Läufen vertreten.
Zur Schweizer Laufszene nimmt Heinz Schild bei GRR jährlich Stellung.
Heinz Schild war nicht nur jahrzehntelang beim Schweizer Rundfunk für die Information Bern zuständig, sondern er begründete den Grand Prix von Bern und den Jungfrau Marathon. Bei unzähligen Laufveranstaltungen der Schweiz war Heinz Schild auch als Sprecher jahrelang tätig.
Natürlich ist er selbst immer noch ein äußerst erfolgreicher Altersklassenläufer.
Horst Milde